Hilfe für Menschen mit BehinderungKölner Kämpgen-Stiftung feiert 40-jähriges Bestehen

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Rollstuhlbasketball-Spieler auf dem Spielfeld.

Im sportlichen Bereich engagiert sich die Stiftung unter anderem für den Rollstuhlbasketball.

Mehr als 52 Millionen Euro wurden in den vergangenen 40 Jahren in verschiedene Projekte investiert.

Seit ihrer Gründung im Jahr 1983 realisierte die Kämpgen-Stiftung mehr als 4000 gemeinnützige Projekte zugunsten von Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen sowie deren Angehörigen. In dieser Zeit stellte die Kölner Einrichtung rund 1200 Trägerorganisationen mehr als 52 Millionen Euro für die Verwirklichung von Sport-, Kunst-, Kultur-, Bildungs-, Wohn- oder Therapieangeboten zur Verfügung.

Die Stiftungsgründer Hanni (1905-1994) und Clemens Kämpgen (1911-1990) eröffneten 1938 ihr erstes Schuhgeschäft auf dem Eigelstein. Später folgte eine Filiale auf der Schildergasse. Das Unternehmen entwickelte sich nach dem Krieg zu einem der größten Schuhhäuser der Republik. Teile ihres Vermögens wollte das kinderlose Ehepaar vor allem für junge Menschen mit Beeinträchtigungen einsetzen.

„Schuhe für'n Appel und 'n Ei“ bei Kämpgen

„Das sollen unsere Kinder sein, auch dann noch, wenn meine Frau und ich längst nicht mehr leben“, erinnert Stiftungsvorstand Andreas Amelung an ein Zitat von Clemens Kämpgen aus der Familiengeschichte. Belegt wird das soziale Engagement der Unternehmer durch eine besondere Anekdote: „Nachdem erstmals mit dem Slogan ‚Schuhe für'n Appel und 'n Ei‘ geworben wurde, erschienen Kinder mit besagten Lebensmitteln im Geschäft und wollten damit einkaufen. Clemens Kämpgen hat sich damals in der Pflicht gesehen und den Spruch in die Tat umgesetzt“, berichtet Amelung.

Vier Menschen stehen vor zwei Gemälden in einer Reihe.

Ralf Fassbender (Redakteur Schreibwerkstatt „Blatt-Gold“), Peter Worms (Moderator), Ingrid Hilmes (Geschäftsführerin) und Andreas Amelung (Vorstand, v. l.) setzen sich im Sinne der Stiftungsgründer Hanni und Clemens Kämpgen für Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen ein.

Anfangs landesweit in NRW tätig, betätigt sich die Institution aktuell überwiegend im Kölner Raum. So wurde erst kürzlich mit Unterstützung der Kämpgen-Stiftung und weiteren Sponsoren ein neues Modul der „Schauspielschule Der Keller“ umgesetzt. Die Bildungsstätte, in der unter anderem Annette Frier, Gudrun Landgrebe, Heiner Lauterbach oder Till Schweiger lernten, bietet seit August dieses Jahres Schülerinnen und Schülern mit geistigen Behinderungen einen Ausbildungsplatz unter professionellen Bedingungen. Auch die barrierefreie Ausstattung des Kölner-Künstler-Theaters (KKT) erfolgte durch finanzielle Zuwendungen der gemeinnützigen Institution.

Kämpgen-Stiftung berät Firmen, die Menschen mit Behinderungen einstellen wollen

In Kooperation mit der Frechener Gold-Kraemer-Stiftung sowie der Caritas-Stiftung im Erzbistum Köln konnte zudem die Schreibwerkstatt „Blatt-Gold“ gestartet werden. Mehrere Personen mit Lernschwierigkeiten erwerben im Medien-Projekt unter der Leitung von Journalistin Anja Schimanke Grundlagen des Pressewesens. Im Zuge ihrer Arbeit berichten sie auf digitalen Plattformen über ihren Alltag und Gesellschaftsthemen.

„Wir helfen aber nicht nur mit Geld, sondern auch mit Kompetenzen und unserem weitverzweigten Netzwerk. So gibt es beispielsweise viele Unternehmen, die gerne Menschen mit Behinderungen einstellen würden, jedoch nicht wissen, wie das hinsichtlich der Barrierefreiheit umzusetzen ist. Hier beraten wir gerne“, erklärt Geschäftsführerin Ingrid Hilmes.

Als nächstes Ziel ist die Gründung eines Rugby-Teams bestehend aus geistig behinderten Spielerinnen und Spielern geplant. „Mit ein bisschen Geld können wir so viel Lebensqualität schaffen. Das ist und bleibt unser Ansporn im Sinne von Anni und Clemens Kämpgen. Wir möchten, dass alle Menschen auf Augenhöhe betrachtet werden. Aber da gibt es noch viel Arbeit“, sagt Hilmes, die mehr Hilfestellungen vonseiten der Politik oder der Stadtverwaltung fordert.

„Wenn es uns Stiftungen nicht gäbe, wären beispielsweise Wohnungen für beeinträchtigte Bürgerinnen und Bürger lediglich auf das Notwendigste ausgestattet. Gleiches gilt für Behandlungsformen, obwohl es erwiesen ist, wie heilsam etwa eine Reittherapie sein kann. Grundsätzlich wünsche ich mir für die essenziellen Bedürfnisse der Menschen eine Regelfinanzierung, also eine dauerhafte finanzielle Absicherung durch die öffentliche Hand. Das macht uns als Stiftung ja nicht überflüssig.“

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