Schwierige SucheNeuer Direktor für Kölner Stadtmuseum – Politiker spricht von „Offenbarungseid“

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Die Visualisierung zeigt, wie die Historische Mitte Kölns in wenigen Jahren aussehen soll, links ist das geplante neue Stadtmuseum zu sehen.

Die Visualisierung zeigt, wie die Historische Mitte Kölns in wenigen Jahren aussehen soll, links ist das geplante neue Stadtmuseum zu sehen.

Der dritte Kandidat ist es nun: Die Stadtverwaltung hat sich auf einen neuen Direktor für das Stadtmuseum festgelegt.

Der bisherige Leiter des Kölner Museumsdienstes, Matthias Hamann, wird ab dem 16. Oktober neuer Direktor des Kölnischen Stadtmuseums (KSM). Das teilte die Stadt Köln am Mittwochnachmittag mit und bestätigte damit einen Bericht des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Für Hamann soll ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin beim Museumsdienst gefunden werden, ab 16. Oktober ist er ausschließlich Direktor des KSM. Der promovierte Kunsthistoriker leitet seit 2007 den Museumsdienst, vorher war er als Kurator und Leiter der Abteilung Marketing und Kommunikation am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg tätig.

Der Kölner Museumsdienst bezeichnet sich selbst „als führende Einrichtung der Museumspädagogik in Deutschland“, er entwickelt, organisiert und realisiert demnach zentral die Vermittlung für die Museen der Stadt Köln. Das Stadtmuseum eröffnet nach jahrelanger Pause am 2. Dezember im umgebauten Modehaus Sauer in der Innenstadt. Das Zeughaus als frühere Heimat ist ein Sanierungsfall. Später soll das KSM im Zuge des Baus der Historischen Mitte in einen Neubau am Roncalliplatz ziehen. Hamann sagte: „Ich freue mich sehr darüber, dass die Oberbürgermeisterin und Herr Charles (Kulturdezernent, Anmerkung der Redaktion) mir die Aufgabe anvertrauen, eine Herzkammer des Kölnischen Erbes und Lebensgefühls in die Zukunft zu führen.“

Das Bild zeigt Matthias Hamann.

Das Bild zeigt Matthias Hamann.

Hamann ist nach Philipp Hoffmann und einer zunächst ausgewählten Kandidatin, deren Name nicht in der Öffentlichkeit bekannt ist, die dritte Wahl für die seit Juli 2022 vakante Stelle. Damals hatte Mario Kramp sich aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen, interimsweise übernahm Vize Silvia Rückert. Das Verfahren entwickelte sich zur Posse, während der unter anderem ein Vorstandsmitglied des Fördervereins Hoffmann mit öffentlichen Aussagen beschädigte und der Verein einen neuen Anlauf forderte. Der bleibt nun aus.

Köln: Hauptausschuss muss Rekers Auswahl nicht bestätigen

Für Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hat Hamann einen großen Vorteil: Der Hauptausschuss des Stadtrates muss ihre Auswahl nicht wie bei Hoffmann bestätigen, weil Hamann einfach die Stelle innerhalb der Verwaltung wechselt. Es ist ein sogenannter „wertgleicher Wechsel“. Das bestätigte die Stadt in ihrer Mitteilung. Reker muss also keine politische Einflussnahme fürchten. Reker sagte: „Mit Matthias Hamann gewinnen wir einen ausgewiesenen Fachmann für die Kölnische Stadtgeschichte.“

Zuletzt hatte der Hauptausschuss die Bestätigung von Rekers Wunschlösung Hoffmann im August vertagt, damals hatte er nur drei der 14 Stimmen des Gremiums sicher: die der CDU, deren Mitglied er ist. Und vor gut einer Woche hatten die Grünen als größte Fraktion ihm die Unterstützung abgesprochen, sie bezweifelten unter anderem seine Eignung für das geforderte Stellenprofil. Daraufhin zog Hoffmann seine Bewerbung zurück, weil keine realistische Mehrheit in Sicht war. Die Stadt beendete danach das Verfahren, sie schaute laut eigener Aussage nach internen Kandidaten.

Kölner SPD: „Entscheidung der politischen Beteiligung entzogen“

Die Opposition fand klare Worte für Rekers Vorgehen. Lorenz Deutsch, kulturpolitischer Sprecher der FDP, bezeichnte das Verfahren als „desaströs gescheitert“, er sagte: „Die Entscheidung der Oberbürgermeisterin für eine stadtinterne Lösung gleicht einem Offenbarungseid.“ Und die kulturpolitische Sprecherin der SPD, Maria Helmis, sagte: „Mit der nun gewählten Vorgehensweise der OB und des Kulturdezernenten wird die Entscheidungsfindung jeglicher Form der kommunalpolitischen Beteiligung entzogen.“ Die Stadtspitze setze ihre Kultur der Hinterzimmer-Politik fort.

Milder äußerten sich die Grünen, die Reker zweimal im Wahlkampf unterstützt hatten und zum Mehrheitsbündnis mit CDU und Volt gehören, ihre kulturpolitische Sprecherin Brigitta von Bülow sagte: „Wir respektieren die Entscheidung und finden es gut, dass die Stelle der Museumsdirektion zeitnah besetzt werden kann.“ Ralph Elster, kulturpolitischer Sprecher der CDU, sagte: „Ich begrüße die Entscheidung der Oberbürgermeisterin und wünsche Herrn Hamann viel Erfolg. Für die Zukunft sollten wir überlegen, ob die historischen Museen wie das Römisch-Germanische und das Stadtmuseum einen übergeordneten Direktor bekommen, um die 2000-jährige Kölner Geschichte aus einer Hand zu zeigen.“

Der Fördervereinsvorsitzende Turadj Zarinfar sagte: „Wir begrüßen diese Lösung sehr und schätzen Herrn Hamann. Wir hätten uns keine bessere Lösung vorstellen können und hoffen auf eine langfristige Lösung.“ Durch den internen Wechsel ist Hamanns Posten anders als bei Hoffmann nicht auf fünf Jahre befristet.

Zuvor hatte die Stadt einer schon ausgewählten Kandidatin (der Name ist der Redaktion bekannt) trotz Zusage noch abgesagt, weil die Verwaltung auf einige Medien-Artikel gestoßen war, die den problematischen Umgang der Kandidatin mit öffentlichen Geldern in ihrem Job thematisierte. Allerdings hätte auch dort noch der Hauptausschuss die Auswahl bestätigen müssen.

Hamann soll den Verbund der historischen Museen weiterentwickeln, dazu zählen zusätzlich zum Stadtmuseum das Jüdische Museum („MiQua“), das Römisch-Germanische Museum und das Nationalsozialismus-Dokumentationszentrum („NS-Dok“). Kulturdezernent Stefan Charles sagte: „Matthias Hamann hat in seiner bisherigen Position bereits maßgeblich an der Entwicklung des Verbunds der Historischen Museen mitgearbeitet.“

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