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Baustelle in der AltstadtAußengastro wie in Barcelona, mehr Grün – so soll der Kölner Rheingarten in Zukunft aussehen

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Der Ist-Zustand im Rheingarten: Bauarbeiten an der Kragplatte, eine asphaltierte Straße für Radfahrer mitten durch die Rasenfläche

Der Ist-Zustand im Rheingarten: Bauarbeiten an der Kragplatte, eine asphaltierte Straße für Radfahrer mitten durch die Rasenfläche

Der Rheingarten ist aktuell eine Baustelle. Pläne zeigen, wie der Garten in Zukunft aussehen soll – das hat vor allem Auswirkungen auf die Gastronomie.

„Was vom Garten übrig blieb“ – diesen Titel trägt ein mehr als 200 Seiten langes Dokument, das die Bürgergemeinschaft Altstadt erstellt und vor wenigen Wochen an Oberbürgermeisterin Henriette Reker übersandt hat. Der Tenor: Die Entwicklung und Erhaltung von Grünflächen spielen in Köln keine große Rolle. Das Beispiel: der Rheingarten.

Bürgergemeinschaft beklagt fehlende Grünflächen in der Innenstadt

„An der Altstadt lässt sich deutlich machen, was in Köln in den letzten Jahren an Grün verloren gegangen ist“, sagt der Vorsitzende der Bürgergemeinschaft, Joachim Groth. Nirgendwo sonst in der Innenstadt gebe es prominente Grünflächen, nicht am Roncalliplatz, nicht am Alter Markt, nicht am Rudolfplatz. Und der Rheingarten? Leidet gerade unter dem Austausch der Kragplatte und der damit einhergehenden Großbaustelle am Rheinufer.

Bis Anfang 2024 wird es die Baustelle – planmäßig – noch geben. Im November hatten die Arbeiten begonnen, 15 Monate Bauzeit sind veranschlagt. Bei der Kragplatte handelt es sich um eine Art Balkon, der von der Promenade aus über den Rhein ragt. Die Platte aus dem Jahr 1963 ist veraltet und muss vollständig ausgetauscht werden. Mitten durch den Rheingarten führt daher aktuell eine asphaltierte Straße, die als Ausweichweg für Radfahrerinnen und Radfahrer dient.

Außengastronomie im Rheingarten breitet sich bis auf die Rasenfläche aus

Der Blick auf den einst so pittoresken Rheingarten, wie ihn der kürzlich verstorbene Georg Penker Anfang der 1980er-Jahre gestaltete – er ist ernüchternd. Bagger, Absperrgitter, Asphaltierung. Die temporäre Baustelle ist allerdings nicht das Einzige, was die Bürgergemeinschaft Altstadt am Rheingarten stört. Da wären nämlich auch noch die Auswüchse der Außengastronomie. „Einst erarbeitete Gestaltungshandbücher scheinen keine Rolle mehr zu spielen“, konstatiert Joachim Groth.

Tische und Stühle werden mittlerweile bis auf die Rasenfläche hin aufgestellt. Sonnenschirme beschädigen die wenigen noch vorhandenen Bäume im Rheingarten. Aktuell prägen Winterzelte vor den Restaurants noch das Bild. Zumindest diese sollen nach Anweisung der Verwaltung nun bis zum Mai zurückgebaut werden. Trotzdem meint Joachim Groth: „Wir müssen die Außengastro weiter zurückfahren und den Rheingarten neu bepflanzen. Sonst sind wir bald nicht mehr weit davon entfernt, dass der Rheingarten ein einziger Biergarten ist.“

Nun gehe es vor allem um eins: die Renaturierung des Rheingartens, der als seltene Grünfläche in der Altstadt einen wichtigen Beitrag zum Stadtklima leistet. „Der Rheingarten muss ein Signal für die Stadt sein, eine Oase. Von hier aus muss es weitere Begrünungen geben“, meint Groth. Was den Rheingarten angeht, sei man positiv gestimmt – aus der Verwaltung hätte es entsprechende Signale gegeben. Denn bereits seit Herbst 2020 gibt es ein vom Rat beschlossenes Gestaltungskonzept, das die Kölner Grün-Stiftung in Auftrag gegeben hatte und die Kölner Landschaftsarchitekten von „Greenbox“ entwickelt haben.

Landschaftsarchitekten wollen hochwertige Gastronomie und Möbel  nach internationalem Vorbild

Eine völlige Umgestaltung des Rheingartens ist darin nicht vorgesehen, vielmehr sieht das Konzept „Sanierungsmaßnahmen als auch kleinere gestalterische Anpassungen vor“, wie es in der Maßnahmenbeschreibung heißt. Durch die zentrale Lage und die Nähe zum Rhein hätte der Rheingarten viel Potenzial. Wie die Bürgergemeinschaft sehen aber auch die Landschaftsarchitekten die Ausbreitung der Gastronomie und die intensive Nutzung des Rheingartens als problematisch an.

Nach den Vorstellungen der Landschaftsarchitekten soll die Gastronomie im Rheingarten bald ähnlich hochwertig aussehen wie auf den berühmten Ramblas in Barcelona oder im schwedischen Malmö. Einheitliche, helle Schirme mit integrierter Beleuchtung sollen aufgestellt werden. Darüber thront eine Kugelbaumallee mit erhöhtem Kronenansatz – sodass die Bäume von den Schirmen nicht mehr beschädigt werden können.

Durch einen Handlauf und eine Hecke sollen Rasenfläche und Gastronomie zudem klar voneinander getrennt sein – eine Ausweitung der Außengastro bis auf die Wiese ist mit dem Gestaltungskonzept also ausgeschlossen. Die von den Landschaftsarchitekten aufgeführten Defizite wie die Beschädigung von Gehölzen durch Sonnenschirme, unterschiedliche Möblierung und eine provisorische Stromversorgung der Außengastronomie könnten so ausgemerzt werden.

Sanierung des Rheingartens wohl erst ab Frühjahr 2024 möglich

Einheitlich sollen auch die im Rheingarten aufstellten Bänke und Mülleimer werden. Mit einer weniger zusammengewürfelten Ausstattung verspricht man sich ein runderes Gesamtbild. Was die Grünfläche selbst angeht, muss zunächst die Rasenfläche wieder neu bepflanzt werden. Sie soll dann mit Mauerelementen eingefasst werden, damit sie nicht mehr befahren werden kann und auch weniger von Fußgängern genutzt wird, so die Landschaftsarchitekten. Die vier Rosenpavillons im Zentrum des Rheingartens werden neu lackiert und bepflanzt, mit der gleichen robusten Rosensorte, die Georg Penker schon in den 80er-Jahren auswählte.

Laut „Greenbox“ soll der Rheingarten durch die Maßnahmen „deutlich aufgewertet werden, ohne dabei seinen Ursprungscharakter zu verlieren“. Poller sollen zudem Autos weitestgehend aus dem Rheingarten heraushalten. Bis das Gestaltungskonzept in die Umsetzung gehen kann, muss aber erstmal der Austausch der Kragplatte und die Sanierung des Rheinufers abgeschlossen sein. Mit der Sanierung des Rheingartens könnte die Stadt wohl also frühestens im Frühling nächsten Jahres beginnen. Das wäre dann dreieinhalb Jahre nach dem Ratsbeschluss.

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