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Sinkender Umsatz„Superbiomarkt“ am Zülpicher Platz schließt

Lesezeit 3 Minuten
Eine gläserne Laden-Front mit dem Schriftzug Superbiomarkt ist zu sehen.

Die Superbiomarktfiliale am Zülpicher Platz wird schließen.

Die Superbiomarkt AG schließt ihre Filiale am Zülpicher Platz. Die Branche befindet sich wegen der krisenbedingten Kaufzurückhaltung in einer Krise. 

Seit zwei Jahren schmückte das Logo mit der rotweißen Markise die Schilder zweier großer Ladenlokale in Köln. Die Münsteraner Kette „Superbiomarkt“ hatte die Filialen des Konkurrenten Basic übernommen, an der Venloer Straße im Belgischen Viertel und am Zülpicher Platz. Jetzt wird letztere geschlossen, obwohl die Kette das Ladenlokal erst im vergangenen Jahr aufwendig sanieren ließ. Spätestens Ende März werden sich die Türen dort für immer schließen.

Gerade erst hat die Superbiomarkt AG diese Entscheidung getroffen, obwohl sie zunächst beide Kölner Filialen offenhalten wollte. Jetzt ist klar: Nur die Filiale an der Venloer Straße wird bleiben, und die geplante neue Filiale im neu gebauten Braunfelder Bürokomplex Ovum wird definitiv nicht eröffnet.

Superbiomarkt in Köln: Filiale am Zülpicher Platz ist nicht rentabel

Der Grund für die Entscheidung der Superbiomarkt AG ist ein „Schutzschirmverfahren“, in dem sich das Unternehmen aufgrund einer finanziellen Schieflage befindet. Das bedeutet: Es ist nicht insolvent und wird nicht abgewickelt, wird aber neu ausgerichtet und an die aktuellen Herausforderungen im Handel mit Biolebensmitteln angepasst.

Im Rahmen des Verfahrens wurden alle Filialen auf Herz und Nieren überprüft, was die erwirtschafteten Gewinne betrifft. Linus Weistropp, Sprecher der Superbiomarkt AG, begründet die Entscheidung: Für die Neueröffnung einer Filiale in Braunsfeld ist aktuell einfach nicht der richtige Zeitpunkt,“ sagt er. „Der Markt am Zülpicher Platz ist nach genauer Analyse der Kosten und des Ertrages nicht rentabel genug.“

Wir bemerken eine starke Zurückhaltung bei unseren Käufern
Linus Weistropp, Superbiomarkt AG

Auch in Aachen und Düsseldorf hat das Unternehmen Filialen geschlossen. Die krisenbedingten Kostensteigerungen, etwa für Energie und Miete bei der Waren- und Rohstoffbeschaffung, machen den Biomärkten genauso zu schaffen wie konventionellen Supermarktketten.

Zudem ist die Krisenstimmung den Kunden auf ihre Kauflaune geschlagen – und das betrifft die Biobranche, deren Produkte tendenziell teurer sind, besonders: „Wir bemerken eine starke Zurückhaltung bei unseren Käufern“, schildert Weistropp, „vor allem bei den Wechselkäufern, die mal im Biolebensmittelgeschäft, mal im gewöhnlichen Supermarkt einkaufen“, schildert er.

Dabei seien die Preise vieler Produkte aus dem Biosektor nicht so in die Höhe geschnellt wie die konventioneller Lebensmittel. „Von den Preissteigerungen bei den Futtermitteln sind wir gar nicht betroffen, da wir aufgrund des Pestizid- und Düngemittelverbots im Biosektor sowieso auf sie verzichten“, so Weistropp. „Wir haben auch zumeist kürzere Transportwege, was eine größere Kosteneffizienz bedeutet.“ Biomilch sei im Vergleich günstiger geblieben. Aber natürlich sei ein Einkaufswagen voller Bioprodukte am Ende teurer als einer in einem Discounter.

Superbiomarkt: Neben Köln auch Düsseldorf und Aachen betroffen

Und so ist die Superbiomarkt AG auch nicht das einzige Unternehmen der Branche, das derzeit finanzielle Schwierigkeiten hat. Auch Basic befindet sich derzeit in einem Schutzschirmverfahren.

Die beiden Biohandelsunternehmen hatten den deutschen Markt vor einigen Jahren unter sich aufgeteilt: Während die Münsteraner Nordrhein-Westfalen mit Biolebensmitteln versorgten, konzentrierte sich Basic mit Sitz in München auf den süddeutschen Raum. Nun müssen sie sich beide die Frage stellen, wie es in Zukunft im Biolebensmittelhandel weitergehen soll, im Norden wie im Süden.

An der Zukunft der Branche hat Weistropp allerdings keine Zweifel: „Bio und somit auch wir stehen für eine besondere Produktqualität, aber auch für ein anderes Wirtschaften“, betont er. „Der Bioanbau spart der Gesellschaft nicht nur externe Kosten, er liefert auch zusätzlichen Nutzen für Klima, Wasser, Bodenfruchtbarkeit, Biodiversität, Arbeitsplätze und regionale Ökonomie.“

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