„Nicht gefühlsduselig entscheiden“Rat stellt Bedingungen für Wiedereröffnung des „Colonius“

Lesezeit 3 Minuten
Blick auf das Herkules-Hochhaus und den Fernsehturm

Blick auf das Herkules-Hochhaus und den Fernsehturm

Sollte Köln sich an einer Sanierung und Wiedereröffnung des Fernsehturms beteiligen? Trotz Zustimmung gibt es viele Sorgen im Stadtrat.

Der Kölner Stadtrat hat sich dafür ausgesprochen, eine Sanierung des 266 Meter hohen Fernsehturm „Colonius“ finanziell zu unterstützen – wenn Fördergelder von Bund und Land sichergestellt ist. Momentan ist die Sanierung mit 60 Millionen Euro angesetzt, die Stadt Köln müsste 15 Millionen Euro bezahlen. Im Beschluss des Gremiums heißt es: „Der Rat der Stadt Köln begrüßt es, dass dafür Fördermöglichkeiten gesucht werden und stellt seinerseits eine finanzielle Beteiligung in Aussicht, wenn ein, mit allen Beteiligten abgestimmtes Konzept und eine tragbare Gesamtfinanzierung vorgelegt werden.“

Der Turm gehört der Deutschen Funkturm GmbH. Seit 1994 ist die Gastronomie in der Kanzel auf 166 Meter geschlossen, 1999 war dann auch Schluss mit den Feiern privater Veranstalter im Fernsehturm an der Inneren Kanalstraße.

Denkmalschuz als Hebel für Fördergeld

Zuletzt hatten Städte wie beispielsweise Hamburg und Dresden die Wiedereröffnung ihrer Fernsehtürme forciert. Als Hebel gilt der Denkmalschutz, weil in diesem Fall der Bund 50 Prozent und das Land 25 Prozent der Kosten übernehmen könnte. Es verblieben 25 Prozent bei der Stadt Köln. Seit vorigem Jahr steht der „Colonius“ aus dem Jahr 1981 unter Denkmalschutz.

Michael Weisenstein von den Linken sagte in Richtung des Eigentümers: „Wenn die ihr Ding ans Laufen bringen wollen, sollen sie das machen und uns damit in Ruhe lassen.“ Sandra Schneeloch (Grüne) warf die Frage auf, ob sich die Stadt angesichts von den Milliarden-Ausgaben für Verkehrs- und Energiewende sowie der Kulturbau-Sanierungen „ein Gebäude ans Bein binden will, das uns noch nicht mal gehört“. Sie forderte ein tragfähiges Finanzkonzept, „bevor wir gefühlsduselig fürs kölsche Hätz entscheiden“. Wenn das vorliege, brauche es eine Entscheidung nach der Faktenlage.

Sanierung nicht um jeden Preis

Selbst Einzelmandatsträger Thor Zimmermann stellte Bedingungen, dabei hatte er die mögliche Wiedereröffnung in den vergangenen Jahren forciert. Im Rat sagte Zimmermann: „Es geht nicht um jeden Preis.“ Zu möglichen Baukostensteigerungen sagte Zimmermann in Richtung des Besitzers: „Die müssen sich bewegen und eventuell das bezahlen, was über den Deckel (die 60 Millionen Euro, Anmerkung der Redaktion) geht.“

Ein Sprecher der Deutschen Funkturm sagte am Freitag, dass eine Beteiligung des Unternehmens an den Kosten Teil der Verhandlungen sei. Die Deutsche Funkturm sperrt sich laut des Sprechers nicht grundsätzlich dagegen.

60 Millionen Euro Sanierungskosten für den „Colonius“

Mitte August hatte die Stadt die Sanierungskosten mit rund 60 Millionen Euro angegeben, in diesem Fall müsste sie rund 15 Millionen Euro bezahlen. Beispielsweise müssen zwei der drei Aufzüge wieder fit gemacht werden, vor allem der Brandschutz ist ein Thema. Aber ob das Dresdener Prinzip der Kostenteilung auf Köln übertragen wird, steht laut einer Sprecherin der Stadt noch nicht fest. Sie sagte: „Erst nach Förderzusagen von Bund und Land soll ein Finanzierungskonzept erstellt werden.“

Eigentlich sollte der Rat das Thema schon in seiner Sitzung im September behandeln, doch die Verwaltung hatte die Entscheidungsvorlage vorher zurückgezogen. Eine Sprecherin sagte damals: „Die Vorlage zum Colonius wurde zurückgezogen, weil sich das Förderverfahren des Bundes und dessen Bedingungen geändert haben. Ein Abruf für das Jahr 2023 scheint leider nicht möglich. Daher werden erst einmal die neuen Förderbedingungen geklärt und dann gegebenenfalls die Vorlage erneut eingebracht.“ Doch mittlerweile ist laut Stadt klar, dass der Haushaltsausschuss des Bundestages wie bisher im November über mögliche Fördergelder entscheidet.

Für eine mögliche Wiedereröffnung heißt das: Zunächst müssen Bund und Land ihre Gelder freigeben, danach braucht es ein Finanzkonzept, damit die Stadt zustimmt. Danach würde die Deutsche Funkturm die Sanierung planen und umsetzen. Später braucht es noch ein Konzept, was auf der Aussichtsplattform zusätzlich noch passiert, um Gäste anzulocken. Für eine mögliche Gastronomie benötigt es einen Betreiber, der sich den wirtschaftlichen Betrieb an der Stelle zutraut.

KStA abonnieren