„Bisschen verstaubt“Kölner Stadtmuseum soll neuen Namen bekommen

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Baustelle im ehemaligen Modehaus Franz Sauer

  • Es stehen große Veränderungen an für das „Kölnische Stadtmuseum“.
  • Im kommenden Jahr ist zunächst der Umzug in das ehemalige Modehaus Sauer geplant.
  • Außerdem soll das Museum einen neuen Namen bekommen.
  • Was sich sonst noch ändern soll, darüber sprach Tobias Christ mit Turadj Zarinfar, Vorsitzender des Vereins Freunde des Kölnischen Stadtmuseums.

Das Kölnische Stadtmuseum zieht 2022 erstmals seit 65 Jahren um. Geht es dann so weiter wie bisher, nur an einem neuen Ort? Zarinfar: Nein. Mit dem Umzug an die Minoritenstraße beginnt für die Mitarbeiter des Kölnischen Stadtmuseums eine neue Zeitrechnung. Wir verlassen das seit 1957 genutzte Zeughaus und verändern uns glücklicherweise nicht nur immobilientechnisch, sondern auch inhaltlich. Wir werden ein neues Gesicht bekommen und eine neue Wahrnehmung durch die Gesellschaft.

Was soll sich ändern?

Die Dauerausstellung im Zeughaus war doch sehr in die Jahre gekommen. Nun wollen wir mit dem Museum der Zukunft experimentieren. Ein Museum soll identifikationsbildend sein und bereichernd, das kann man nicht, indem man über Jahrzehnte hinweg dieselben Gegenstände zeigt.

Um einen Nutzen zu stiften, ist es auch wichtig, auf aktuelle Ereignisse einzugehen. Und natürlich muss es einen gewissen Unterhaltungswert geben, wenn man junge Menschen und den „Kölner für eine Stunde“, den Touristen also, erreichen will.

Wir müssen uns also verstärkt den neuen Medien widmen. Das Museum soll sich künftig auch nicht mehr so stark mit einer Immobilie verbinden. Wir müssen raus in die Häuser der Stadt und in die Schulen gehen und unsere reiche Historie zu den Menschen bringen.

Klingt nach einem neuen Spirit, wie kam es dazu?

Unser Verein hat vor zwei Jahren eine Agentur finanziert, die mit den Mitarbeitern einen Identitätsprozess gestartet hat. Dieser Prozess endete auch mit der Frage: Ist denn der Name, den wir haben, noch zeitgemäß? Wollen wir auch in Zukunft als „Kölnisches Stadtmuseum“ den großen historischen Schatz dieser Stadt präsentieren?

Der Wunsch der Mitarbeiter war, an der Minoritenstraße mit einem neuen Namen zu starten. Der bisherige ist schließlich sehr stark mit der Immobilie Zeughaus verbunden und mit der in die Jahre gekommenen Dauerausstellung.

Welche Ideen gibt es?

Die Mitarbeiter haben sich einen Namen überlegt, der einfacher ist und auch ausdrucksstärker: „Köln Museum“. Wir glauben, dass sich dieser Name auch im internationalen Umfeld besser macht als „Kölnisches Stadtmuseum“, was doch ein bisschen verstaubt klingt.

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Umbenennungen gab es übrigens schon häufiger. 1888 starteten wir als „Historisches Museum“, in der Weimarer Republik hieß es „Rheinisches Museum“, die Nationalsozialisten haben es „Haus der rheinischen Heimat“ genannt und erst in den 1950er Jahren hießen wir Kölnisches Stadtmuseum. Man kann sehen: Die Namensgebung wurde schon immer dem Zeitgeist angepasst.

Die Entscheidung muss letztendlich die Politik fällen, wie fällt dort die Resonanz aus?

Ich hatte bisher nur Gelegenheit, mich mit Teilen der Politik auseinanderzusetzen. Wir hoffen aber, dass alle Parteien den klaren Sachargumenten folgen und die Entscheidung mittragen. Eine Umbenennung des Museums muss letztendlich der Hauptausschuss entscheiden, der wieder am 19. Juli tagt.

Ich hoffe, dass unser Vorschlag dann angenommen wird. Denn die Zeit drängt. Das Marketing muss rechtzeitig zum Umzug auf einen neuen Namen umgestellt werden, nicht zuletzt muss auch der Schriftzug für die Fassade an der Minoritenstraße hergestellt werden.

Haben Sie den Eindruck, Politik und Verwaltung interessieren sich genug für die Neuausrichtung des Stadtmuseums?

In meiner persönlichen Wahrnehmung steht dieses Museum nicht wirklich im Fokus von Politik und Verwaltung. Nach wie vor nicht. Das ist vielleicht der Immobiliensituation geschuldet, mit der man momentan nicht glänzen kann. Aber am Ende ist es doch ein städtisches Museum und mit dem Römisch-Germanischen Museum das Museum, das die 2000-jährige Geschichte der Stadt Köln dokumentiert. Wir haben viel zu erzählen und zu berichten.

Wobei ja nicht nur Politik und Verwaltung, sondern auch die Leitung eines Museums das Image prägt.

Da haben Sie Recht. Aber auch da tut sich viel. Wir haben seit Kurzem mit Silvia Rückert eine neue stellvertretende Direktorin, die eine Menge neue Ideen mitbringt. Und Museumsleiter Mario Kramp bietet insbesondere den jungen Historikern des Hauses eine Chance, die neue Ausstellung mitzugestalten.

Das Thema „innere Führung“ wird neu gedacht. An der Minoritenstraße haben wir jetzt ein neues Spielfeld, wo wir nicht nur nach innen, sondern auch nach außen unsere neue Identität vertreten können. Wir haben in den letzten zwei Jahren wirklich viel Einsatz gebracht.

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