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Neues KunstforumKunstwerk klingt bei Körperkontakt

Lesezeit 2 Minuten

Lichtspiele: Die Installation lässt sich steuern – mit überraschenden Ergebnissen.

Innenstadt – In den Abendstunden, wenn es dunkel ist, wird es im Foyer des Neuen Kunstforums richtig interessant. Denn dann entsteht mitten in der großen Ausstellungshalle auf einer Kreiswand ein faszinierendes blaues Leuchten. Dunkle und hellere Formen bewegen sich in diesem Blau wie Wolken am Himmel oder Strömungen im Wasser. Es handelt sich um eine Installation von Claudia Robles-Angel, die einmal mehr zeigt, wie Kunstwerke Räume verwandeln können.

Im blauen Lichtkreis

Was für die meisten Künstler als visueller Zauber bereits ausreichend wäre, ist für die auf Licht- und Klanginszenierungen spezialisierte Kölner Künstlerin erst der Anfang. Denn der Lichtzauber soll nicht nur aus der Ferne bestaunt und umschritten werden. Robles-Angel wünscht sich vielmehr, dass die Betrachter in den blauen Lichtkreis treten, auf einem bequemen Sessel in der Mitte Platz nehmen und durch eine spezielle Form des Hautkontaktes das Kunstwerk zum Klingen bringen und die Farben verändern. Über einen Computer werden sie modellierbar. Eine Bewegung aus stets neuen Bildern entsteht. Dazu kommen elektronische Klänge, die an die sirrenden Frequenzgeräusche von Kurzwellensender, die Gesänge der Buckelwale oder rätselhafte Resonanz- und Alarmgeräte erinnern.

Das Geschehen ist gigantisch, auch wenn es eine Weile braucht zu verstehen, wie der eigene Körper das Kunstwerk beeinflussen kann. Die visuellen und akustischen Möglichkeiten sind vielfältig, beinah unendlich. So bewegen sich zunächst die Formen im Blau, kreisen und verschwimmen. Eine Meditation über die Verschiebungen der Dinge in der langsamen Bewegung wird möglich, ebenso eine berauschende Dynamisierung der Bilder und Geräusche. Mit einem Gespür für die eigenen Fingerfertigkeiten bemerkt man, wie sich leise Knistergeräusche, eintöniges Sirren, rhythmische Klangwechsel und eine ohrenbetäubende Lärmlawine erzeugen lassen.

Zwischen Aufregung und Besänftigung erstreckt sich ein klangliches und visuelles Spektrum, in dem spürbar wird, welche Wirkung Bilder und Klänge auf unsere seelisch-körperliche Befindlichkeit haben.

Universum von Erfahrungen

Mit den Mitteln digitaler Ton- und Bildprojektionstechnik führt die in Köln lebende Künstlerin uns in das Universum von Erfahrungen, die bis in archaische Zeiten zurückreichen. Wir befinden uns auf der künstlerischen Höhe der Neuen Medien und werden zugleich zurückversetzt in die frühen Tage der elektronischen Musik. Durch Robles-Angels Kunst wird alltägliche Wahrnehmung unweigerlich irritiert. Wir sind Betrachtende und Schaffende zugleich.

Neues Kunstforum, Alteburger Wall 1, geöffnet Do-So 17-20 Uhr, bis 7. Dezember