Das Asasello Quartett und Lara Pietjou präsentieren unter der Regie von Valerij Lisac in der Alten Feuerwache eine aus den Fugen geratende Polit-Oper.
Politische ManipulationInszenierung in der Alten Feuerwache hinterfragt Talkshow-Kultur

Musikerin Justyna Sliwa und Regisseur Valerij Lisac bitten zum politischen Entertainment in die Halle der Alten Feuerwache.
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Musikalische Talkshow: In der neuen Inszenierung „Amusing ourselves to death“ von Regisseur Valerij Lisac wird nicht viel geredet, obgleich die Grundlage des Stoffes Streitgespräche sind. Im Gegenteil, bilden die musikalischen Beiträge des Asasello Quartetts und der Performerin Lara Pietjou den Nährboden für einen gesellschaftskritischen Dialog mit aktuellen Themen.
Statt Entertainment setzen Lisac und sein Ensemble auf „Politainment“ und hinterfragen dabei die Inhalte von etablierten Formaten wie „Maybrit Illner“, „Caren Miosga“, „Hart aber Fair“, „Markus Lanz“, „Maischberger“ & Co. „Wir konstruieren sozusagen eine Demontage der populären Medien. Das ist unterhaltsam, sogar amüsant, offenbart aber auch die Gefahren von politischer Manipulation und fragwürdigen Botschaften, wenn der Kontext zuungunsten von Selbstdarstellungen und fehlenden Inhalten verloren geht“, erklärt Valerij Lisac. Die öffentliche Beeinflussung durch politische Protagonistinnen und Protagonisten im Rahmen von Fernsehdebatten und der Hang zu Oberflächlichkeiten soll dabei durch eine theatral-übersteigerte Produktion in der Halle der Alten Feuerwache beleuchtet werden.
Unterhaltung schlägt Information
Im Rahmen der Aufführungen werden typische Verhaltensmuster oder Slogans von Talkshow-Gästen in musikalischen Ausdruck übersetzt. Mit der Interpretation durch ein Kammerorchester will das Stück die Noten der vermeintlichen Gesprächskultur unterstreichen. Unterstützung erfährt die speziell komponierte Partitur durch einen nicht allgemein anerkannten Klassiker: „Dazu passt sehr gut Ludwig van Beethovens ‚Große Fuge B-Dur für Streichquartett‘, das schon bei den ersten Aufführungen für Irritationen gesorgt hat. Das zwischen 1825 und 1826 entstandene Opus ist sehr energetisch, führt aber ins Chaos“, informiert Künstlerin Justyna Sliwa.
Die Klänge werden zudem für die Bühne in eine Choreografie transferiert. Die Inspiration zum Projekt lieferte das titelgebende Sach-Buch „Amusing ourselves to death“ des US-amerikanischen Medienwissenschaftlers Neil Postmann aus dem Jahr 1985. Darin folgert der Autor die Problematik des steigenden Fernsehkonsums, der schlicht jedes Thema als Unterhaltung präsentiere. Nach den Aufführungen laden die Veranstalter zu einer musikalischen Session plus Künstlergespräch (23. Mai) sowie zu einer Podiumsdiskussion mit Experten aus dem Journalismus, den Medien- und Politikwissenschaften (24. Mai) ein.
„Amusing ourselves to death – Eine Polit-Oper stürzt ab“, Halle der Alten Feuerwache Köln, 22., 23., 24. Mai 20 Uhr, Melchior Straße 3, 50670 Köln, Konzept/Inszenierung/Musik: Valerij Lisac, Mit: Asasello Quartett (Rostislav Kozhevnikov – Violine, Casper Hesprich – Violine, Justyna Sliwa – Viola, Teemu Myöhänen – Cello), Lara Pietjou (Performance), 0221 97315510, www.klanghafen.de