Treffen mit SeltenheitsfaktorMuslime und Juden setzen in Kölner Synagoge Zeichen gegen Terror

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Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogengemeinde Köln, verabschiedet Durmus Aksoy, Vorsitzender des Ditib Landesverband Nordrhein-Westfalen vom Treffen in der Kölner Synagoge an der Roonstraße.

Abraham Lehrer, Vorstandsmitglied der Synagogengemeinde Köln, verabschiedet Durmus Aksoy, Vorsitzender des Ditib (Landesverband Nordrhein-Westfalen) vom Treffen in der Kölner Synagoge an der Roonstraße.

Klare Worte der Solidarität – beim Besuch der Synagoge in Köln setzen Vertreter vier muslimischer Verbände ein Zeichen.

In der Synagoge in der Roonstraße, dem Herzstück der Kölner Synagogen-Gemeinde, kam es am Montagmittag zu einem Aufeinandertreffen mit Seltenheitsfaktor. Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU) lud Vertreter muslimischer Verbände sowie die Gastgeber der jüdischen Gemeinde zum gemeinsamen Austausch ein.

Die vier größten Islamverbände Nordrhein-Westfalens – unter anderem der Zentralrat der Muslime in Deutschland und die islamische Religionsgemeinschaft Ditib – folgten der Einladung und schlossen an ein gemeinsames Treffen von vergangenem Montag an, diesmal in ungewöhnlichem Setting.

Anders als vergangene Woche ging es am großen Tisch in der sogenannten Judaica, dem Leseraum der Synagogen-Gemeinde, nicht um eine gemeinsame Erklärung angesichts der Terror-Anschläge der Hamas gegen Israel. Der direkte Austausch zwischen Vertretern verschiedener Religionen stand im Vordergrund des 90-minütigen Gesprächs, sagte Christdemokrat Liminski nach dem Treffen. Die zentrale Frage: „Was treibt Juden nach den Hamas-Angriffen um?“ Doch auch die muslimischen Vertreter gaben Einblicke in ihr Gefühlsleben.

Synagogen-Gemeinde: Solidarität in der Form noch nicht erlebt

Von dem Vorschlag einer Begegnung in seinen Räumlichkeiten zeigte sich Abraham Lehrer, Vorstand der Synagogen-Gemeinde, erstaunt. Noch mehr überraschten ihn die Ergebnisse des Gesprächs. Es sei „kein Krümel Zweifel“ an der Solidarität übriggeblieben. „Das war etwas, was wir in der Form noch nicht von muslimischen Verbänden gehört haben“, sagte Lehrer gerührt. Die Basis für weitere gemeinsame Zeichen sei geschaffen.

Schon am kommenden Freitag wird an diese Übereinkunft angeknüpft. Die muslimischen Verbände laden zum Gegenbesuch in die Ditib-Moschee in Bochum ein, die vergangene Woche mit kleineren Brandlöchern beschädigt und mit Hakenkreuz und Davidstern beschmiert wurde. „Das Schänden von Gotteshäusern ist etwas, was wir absolut verurteilen“, sagte Lehrer im Namen aller Anwesenden.

An einem Tisch vereint: Der Einladung von Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU) folgten Vertreter muslimsicher Verbände und die Gastgeber der Synagogen-Gemeinde Köln.

An einem Tisch vereint: Der Einladung von Staatskanzlei-Chef Nathanael Liminski (CDU) folgten Vertreter muslimsicher Verbände und die Gastgeber der Synagogen-Gemeinde Köln.

Während die nordrhein-westfälischen Verbandsvertreter am Montag in Einigkeit miteinander auftraten und schon vorher die Terrorangriffe der Hamas auf Israel verurteilt hatten, kann ein Blick auf die Straßen ein anderes Bild vermitteln. Demonstrierende in Köln und anderen Städten solidarisierten sich am Wochenende mit den Menschen im Gazastreifen. Die Hamas und ihre terroristischen Angriffe auf Israel blieben dort teilweise unerwähnt. „Die Demonstrationen finden losgelöst von unseren Gemeinden statt“, sagte Durmus Aksoy, Vorsitzender der Ditib im Landesverband Nordrhein-Westfalen. „Wir stehen für die Muslime, nicht für die Hamas“, machte er klar.

Trotzdem, so Muhammed Isik von der Islamischen Religionsgemeinschaft NRW, herrsche eine große Verunsicherung innerhalb der muslimischen Gemeinden. „Viele beten dafür, dass der Krieg beendet wird, dass keine Menschen mehr sterben und dass die Geiseln freigelassen werden.“

Obwohl es naheliegend sei, dass Konflikte in einem diversen Bundesland wie Nordrhein-Westfalen ausgetragen werden können, mahnte Liminski vor Terror auf den Straßen in Nordrhein-Westfalen. „In diesem Land können Menschen aller Religionen friedlich zusammenleben.“ Das erste gemeinsame Treffen hätte dies unterstrichen.

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