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Prozess in KölnSexuelle Belästigung im Agrippabad

Lesezeit 2 Minuten

Agrippabad in der Kölner Innenstadt

Innenstadt – Er habe sich „gefühlt wie ein Schwerverbrecher“, erinnert sich Dieter S. (52, Name geändert), als er im Sommer vergangenen Jahres von zwei Polizisten aus dem Agrippabad abgeholt wurde. Auf dem Polizeipräsidium habe sich die Situation dann „endgültig zur Katastrophe meines Lebens“ entwickelt. Dort wurden seine Fingerabdrücke registriert und ein Foto gemacht, für die Lichtbildkartei möglicher Sexualstraftäter.

Der Manager eines Kölner Unternehmens steht zum ersten Mal in seinem Leben vor einem Strafgericht, und es ist unschwer zu erkennen, dass sein Gefühl der Scham ehrlich ist. Dieter S. ist nach eigenen Angaben homosexuell und war an jenem Julinachmittag des vergangenen Jahres im Agrippabad „auf der Suche nach einem Mann“. Es sei unter seinesgleichen ein offenes Geheimnis, dass man in Schwimmbädern auf Gleichgesinnte treffen könne, sagt Dieter S. Entsprechend hatte er sich nackt unter der Dusche präsentiert und onaniert. In unmittelbarer Nähe eines 28-jährigen, athletisch gebauten jungen Mannes, in der Hoffnung, dieser sei ebenfalls interessiert. Doch der 28-Jährige fühlte sich im Gegenteil eher belästigt und alarmierte den Bademeister, „denn es waren auch Kinder in der Nähe, so was geht gar nicht“.

Kein Beleg für Pädophilie

So kam es, dass Dieter S. in Begleitung der Polizisten mit auf die Wache musste. Dort hatte er zunächst alles abgestritten, zumal ihm die Beamten auch Pädophilie unterstellten. Davon war jedoch in der Anklage keine Rede mehr, denn dafür gab es keinerlei Anhaltspunkte. Immerhin war S. strafrechtlich bis zur Tat völlig unbescholten. Der Fakt, dass sich der Manager schon von dem Ermittlungsverfahren „mehr als beeindruckt gezeigt“ habe, werteten Staatsanwaltschaft und Gericht als strafmildernd. Das Urteil, 2100 Euro Geldstrafe (30 Tagessätze zu je 70 Euro) , akzeptierte S. sofort mit den Worten „ich möchte endlich zur Ruhe kommen“. Ins Schwimmbad will er nach eigenen Angaben „nie mehr wieder gehen“.