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„Tütenlos“ in der SüdstadtKölner wollen verpackungsfreien Bio-Supermarkt eröffnen

Lesezeit 3 Minuten

Samuel Erdmann, Tatiani Katrantzi, und Philipp Birkenstock (v.r.) sammeln für ihre Geschäftsidee. Auf dem Severinskirchplatz werben sie Unterstützer (r.).

Südstadt – Für die meisten Älteren, denen Samuel Erdmann von seiner Idee erzählt, ist das nichts Neues. Er will mit zwei Partnern einen Bio-Supermarkt eröffnen, der weitgehend ohne Verpackungen auskommt.

„Das war früher normal, sagen viele, wenn wir erzählen, was wir vorhaben“, so Erdmann. Tütenlos: das ist der Name, den die Drei gewählt haben und zugleich das Konzept.

Suche nach Unterstützern

Der Kunde kommt in das Geschäft und bringt seine Verpackung selber mit: eine leere Eiscremepackung oder geschmacksneutrale Edelstahlboxen, Jutebeutel oder Stofftaschen. Wer spontan einkaufen möchte und keine geeignete Verpackung dabei hat, soll im Laden Glasschüsseln und Flaschen kaufen können. Große Behälter mit Schütt- oder Ausgieß-Vorrichtungen dienen der Ausgabe der Lebensmittel.

Die Kunden füllen ihre mitgebrachten Verpackungen im Laden selbst, mit der Menge an Nüssen, Getreide, Kaffeebohnen oder Trockenfrüchten, die gebraucht wird. An der Kasse wird gewogen. „Wir wollen einfach Müll vermeiden“, sagt Erdmann. Anregungen holen sie sich in Deutschland und in benachbarten Ländern.

Noch ist der tütenlose Supermarkt nur eine Idee. Ob ihr Unternehmen Wirklichkeit wird, hängt auch davon ab, ob sie genug Unterstützer finden. Die drei Kölner suchen aber schon nach einem geeigneten Ladenlokal in der Südstadt. Mit Crowdfunding wollen sie die Grundausstattung finanzieren.

Die Kampagne im Netz dürfte auch gut als Werbung für ihre Idee funktionieren, von der sie überzeugt sind. Läden mit ähnlichen Konzepten existieren bereits in Berlin, Mainz, Bonn und Kiel – mit einigem Erfolg. In Deutschland sei das vergleichsweise neu, sagt Erdmann. In Köln fand sich bislang niemand, der einen Versuch wagen wollte.

Erdmann vermutet, viele fürchteten die Vorbehalte wegen mangelnder Hygiene. Er versichert: „Da geht niemand außer uns irgendwo mit den Händen rein.“ Wer im Laden arbeiten werde, habe eine entsprechende Schulung, verwende Handschuhe und wasche sich regelmäßig die Hände.

Erdmann geht außerdem davon aus, dass der Laden öfter kontrolliert werden wird als andere Supermärkte. Der 39-Jährige kommt aus der Lebensmittelbranche, kennt sich mit Lebensmittelkontrollen, Hygiene und Lagerung aus. Mit den Aufsichtsbehörden stehen sie jetzt schon in engem Kontakt. „Wir werden unsere Vorstellungen vor der Eröffnung von den Behörden prüfen lassen“, sagt Erdmann.

Hersteller sparen Verpackung

Bei den Händlern, von denen sie ihre Produkte beziehen werden, rennen sie anscheinend offene Türen ein. 25-Kilo-Säcke, 50-Liter-Kanister – die meisten führen ohnehin Gebinde für Großabnehmer wie etwa Bäcker und Gastronome. Die kleinen Verpackungen gebe es laut Erdmann nur, weil der Einzelhandel sie wünsche: „Die Hersteller sind froh, wenn sie Verpackung sparen.“

Er ist zuversichtlich, dass sich das auf die Preisgestaltung auswirken wird: „Wir werden höchstens so teuer sein wie normale Bio-Supermärkte, hoffen aber, dass wir günstiger sein können.“

Der sprichwörtliche Tante-Emma-Laden, in dem früher die Verkäufer dem Kunden die gewünschte Menge abgepackt haben, ist für den tütenlosen Supermarkt übrigens auch in anderer Hinsicht ein Vorbild. Die Inhaber wollen ihre Kundschaft ausführlich beraten. Eine Café-Ecke soll zum Verweilen einladen. „Ein Pläuschchen gehört für uns zum Einkaufen dazu“, sagt Erdmann. Und das setzen sie bereits um. Am Wochenende haben sie die Besucher des Öko-Marktes auf dem Severinskirchplatz über ihr Vorhaben informiert.