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Kölner „Mediapark“Wie ein Bahnhof für kurze Zeit zum Medienzentrum wurde

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1990 fand der erste Spatenstich für den Mediapark statt.

  • Der Kölner Mediapark kann heute genau genommen nur noch begrenzt als solcher bezeichnet werden.
  • Vor wenigen Jahrzehnten allerdings siedelten sich hier tatsächlich lokale Medien an. Heute ist das anders.
  • Vor 30 Jahren stand hier der Güterbahnhof Gereon, „ein düsteres Hinterzimmer der Stadt“. Wir blicken zurück.

Köln – Warum mitten auf dem großen Spielplatz im Mediapark ein altes Bahnstellwerk steht, wissen nicht mehr viele Besucher – insbesondere nicht die jungen Familien, die hier spielen. Und auch, warum im Teich ein Backsteinbogen zu sehen ist, auf dem sich die Gänse gerne ausruhen, bleibt vielen ein Rätsel.

Wo sich heute großzügig der Mediapark ausbreitet, dort war einst der riesige Güterbahnhof Gereon. „Ein düsteres Hinterzimmer der Stadt“, wie der ehemalige Oberbürgermeister Jürgen Roters einmal sagte. Vor 30 Jahren wurden die letzten Gleise des Bahnhofs außer Betrieb genommen. Er war einer der größten Stückgut-Umschlagplätze Deutschlands, doch der Transport ging immer mehr auf die Straße über und der Bahnhof wurde nicht mehr gebraucht.

Die Stadt holte zum großen Wurf aus. Eine einmalige Chance, auf einem innerstädtischen Bereich etwas ganz Neues und – das ist im nach dem Krieg doch arg zusammengestückelten Köln selten – Einheitliches zu schaffen. Die Vision: Medien, die damals als schicker Wachstumsmarkt galten, wollte man einen attraktiven Standort bieten. 200000 Quadratmeter standen zur Verfügung.

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Kölner Medien zu Beginn noch im Park

Der deutsch-kanadische Architekt Eberhard Zeidler erhielt den Zuschlag für die Gestaltung und wählte nicht unbescheiden die Piazza del Campo in Siena als Vorbild für den großen Platz in der Mitte des Mediaparks. Als erstes Gebäude wurde im Dezember 1991 der Cinedom eröffnet – der gehörte zunächst dem Filmproduzenten Bernd Eichinger. Es folgten das Umspannwerk und die Wohnhäuser. Für jedes weitere Gebäude mussten jedoch private Investoren gefunden werden – und das dauerte länger als geplant. Die Wiedervereinigung und die Krise in der Baubranche sorgen zeitweise für Stillstand. Unter anderem geriet auch der als „Burgenkönig“ bekannt gewordene Immobilienunternehmer Herbert Hillebrand in finanzielle Schwierigkeiten und damit der Bau des 165 Meter hohen Kölnturms ins Stocken. So dauerte es bis 2003, bis das letzte Gebäude eröffnet wurde – gerechnet hatte man mit einer Bauzeit von fünf Jahren.

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Tatsächlich zogen am Anfang auch einige Medien in den Park: Radio Köln, Eins Live, die Plattenfirma Emi und der neugegründete Musiksender Viva. Jahrelang war regelmäßig Gekreische von jugendlichen Fans zu hören, wenn bei Viva Stars zu Gast waren. Zeitweise musste sogar Security-Personal eingesetzt werden. Doch nach und nach verschwanden die Medien. Der Grund: Sie brauchten keine citynahen, repräsentativen Flächen, sondern vor allem günstige Mieten und viel Platz zum Ausdehnen. Aufnahmestudios entstanden in Ossendorf und Mülheim. Zuletzt zog 2014 Radio Köln in die Schanzenstraße.

„Wir haben hier neue Schwerpunkte gefunden“

Doch es fanden sich schnell neue Mieter. Jürgen Lange, seit 2016 Geschäftsführer der Mediapark-Entwicklungsgesellschaft, sagt: „Wir haben hier neue Schwerpunkte gefunden.“ Zum Beispiel Bildungseinrichtungen wie die Fresenius-Hochschule, Medizin und Fitness, IT-Beratung und die Kultur mit der SK Stiftung und dem Tanzarchiv. 250 Firmen sitzen hier, 5000 Menschen arbeiten und lernen im Mediapark. Bis zu 15000 Menschen frequentieren den Platz pro Tag – hier machen allerdings die Besucher des Cinedom das Gros aus.

Die Lage im Mediapark ist stabil. „Wir haben Vollvermietung. Die Fluktuation ist ausgesprochen gering. Ich erlebe auch oft, dass Leute hierher zurückkehren, weil sie sich hier so wohlfühlen.“ Jürgen Lange ist auch für die Vergabe von Veranstaltungen auf dem Platz zuständig. Während früher oft am Wochenende von früh bis spät Lärm war, gilt heute eine strenge Ruheregelung ab 22 Uhr. Auch alkohollastige Veranstaltungen wie Bierbörsen werden nicht mehr zugelassen, da einige Besucher Spuren auf dem Platz hinterließen. Lange ist vor allem wichtig, dass der Platz und die Grünanlagen gepflegt sind. „Ich finde, das ist wirklich etwas Besonderes in Köln.“ Der Mediapark sei ein Erfolgsprojekt, wenn auch anders als geplant. Und wenn auch zugegebenermaßen nicht ganz so schön wie die Piazza del Campo.

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