Der OB-Kandidat der Kölner SPD lebt seit 16 Jahren mit Frau und Töchtern in dem Viertel am Rhein. Bei einem Rundgang zeigt er sein Veedel.
Kölner SPD-KandidatWie Torsten Burmester in Glücksbringer-Schuhen durch sein Veedel Bayenthal streift

Torsten Burmester, OB-Kandidat der Kölner SPD, am Pumpenwerk Schönhauser Straße in Bayenthal.
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Kleider machen Leute, heißt es ja. Aber wenn es nach Torsten Burmester geht, dann machen seine Schuhe ihn zum Oberbürgermeister. Jetzt soll niemand sagen, dass so etwas nicht in der Macht von Turnschuhen liege. Burmester, bei den Kommunalwahlen am 14. September Kandidat der Kölner SPD für das höchste Amt in der Stadt, glaubt daran und pflegt seine akribisch. Gut 15.000 Schritte pro Tag legt er im Wahlkampf mit ihnen zurück. Sie sollen noch bis zur Stichwahl am 28. September halten. Da will der 62-Jährige hin. Da will er gewinnen.
Mit „Reiben und Rubbeln“, wie er sagt, kämpft er um das Weiß der Schuhe. Mit Präsenz in der Stadt um die Stimmen der Wähler. Auch hier im Café Rotkehlchen, dem Startpunkt unseres Spaziergangs durch Burmesters Veedel Bayenthal. Die Sohlen seiner Turnschuhe ziert ein auffällig buntes Farbspiel, darauf wird er angesprochen. Er habe ganz ähnliche Schuhe, sagt der andere Gast, aber diese Farbkombination habe er noch nie gesehen. Burmester lächelt freundlich. Dass es sich bei seinem Paar um die Sonderanfertigung für die deutsche Olympiamannschaft für Paris 2024 handelt, verrät er nicht.

Torsten Burmester am Goltstein-Carré, im Hintergrund der alte Allianz-Wohnpark.
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Bevor er OB-Kandidat der Kölner SPD wurde, war der langjährige Verwaltungsbeamte der Bundes- und Landesregierung zuletzt Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Und auch wenn die Trennung nach seinem für den Dachverband des deutschen Sports unverhofften OB-Kandidaten-Outing unrühmlich war, verleiht seine Olympiareise im vergangenen Jahr in die französischen Hauptstadt Burmester wohl noch immer positive Energie.
Der einstige Regionalliga-Handballer hat zwar keinen Olympiasieg in Aussicht, aber Oberbürgermeister der viertgrößten Stadt Deutschlands zu werden, wäre für sein berufliches Schaffen wie die Kirsche auf der Torte. Einer Sachertorte vielleicht, denn beim Veedelsspaziergang kommt heraus, dass Burmester durchaus für österreichische Kulinarik zu haben ist.
Torsten Burmester grüßt alle Menschen in Bayenthal
Der Vater zweier Töchter flaniert mit breiter Brust über die Goltsteinstraße, er grüßt ausdrücklich jede und jeden, die oder der seinen Weg kreuzt. Ob allen immer klar ist, wem sie da begegnen? Manchmal werde er schon als „Herr Oberbürgermeister“ angesprochen, beteuert Burmester. Er glaubt den Umfragen, wonach er sich in den letzten Monaten zum bekanntesten der OB-Kandidaten gemausert hat. In sein Wahlkampfbüro in Kalk, so erzählt er es, kämen häufig Menschen mit der Frage: „Kannst du mir mal helfen?“ Sie brächten ihren GEZ-Antrag mit, Papiere von der Ausländerbehörde oder Schreiben vom Jobcenter. Und Burmester hilft dann.

Im Radladen „Meister Max“ von Max von Alvensleben hat Torsten Burmester gern die Räder seiner Töchter reparieren lassen.
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Weiter geht es auf der Goltsteinstraße. Einmal Hallo sagen bei „Meister Max“, dem Radladen, in den Burmester immer die Räder seiner Töchter zur Reparatur brachte. Dann ein Zwischenstopp bei „Goltstein 78“, dem örtlichen Veedels-Buchladen. Burmester und seine Frau sind vor 16 Jahren aus der Südstadt nach Bayenthal gezogen, der Kinder wegen.
Er selbst kam in Uchte in Niedersachsen zur Welt, seine Mutter war Näherin und der Vater Binnenschiffer. Dann zog die Familie nach Remscheid, der Vater heuerte in einer Landmaschinenteile-Fabrik an und die Mutter putzte im Rathaus. Seine Begeisterung für Politik habe aber sein damaliger Deutsch- und Geschichtslehrer bei ihm geweckt, erzählt Burmester. Jener Lehrer wurde später Oberstadtdirektor in Remscheid. Burmester trat nach dem Abitur in die SPD ein und kam 1986 zum Sportstudium nach Köln.
Torsten Burmester mag österreichische Spezialitäten
Beim Friseur „Fane“ lasse er sich die Haare schneiden, sagt Burmester. Er blickt auf sein Spiegelbild im Schaufenster: „Heute nicht, aber vor der Wahl sind die nochmal fällig.“ Vor dem Feinkostladen „Seemann“ mit seinen österreichischen Spezialitäten gerät Burmester ins Schwärmen: „Einen guten Verlängerten oder ein Brötchen mit Tiroler Speck und Bergkäse finde ich lecker.“
Einen guten Verlängerten oder ein Brötchen mit Tiroler Speck und Bergkäse finde ich lecker.
Weiter geht es zum Goltstein-Carré. „Als wir hierhergezogen sind, war es nicht so modern“, sagt Burmester. Doch seit einer Generalsanierung vor etwa zehn Jahren habe sich der Platz als Zentrum des Viertels etabliert – mit Läden, die alles Nötige und ein bisschen mehr bieten. Direkt nebenan ragen die Hochhäuser des einstigen Allianz-Wohnparks unsaniert in den Himmel. Was aus ihnen und dem letzten Fleckchen Bayenthaler Grün in ihrer Mitte wird, sei seit Monaten unklar, sagt Burmester. Er mag dieses einstige Industrieviertel mit seinem Arbeiter-Charme sehr, so viel wird deutlich beim Rundgang.
Auf dem Weg in Richtung Rhein kommen zwei junge Männer auf den Kandidaten zu. Sie grüßen ihn überschwänglich und stellen sich als „Genossen aus Deutz“ vor. „Wir wünschen uns Glück“, sagt einer zum Abschied.
Herbe Verluste für die Kölner SPD bei der Kommunalwahl vor fünf Jahren
„Ich gebe der Partei Hoffnung“, erklärt Burmester. Nötig hat die Kölner SPD das wohl, nach herben Verlusten bei der Kommunalwahl 2020 und einem Negativ-Rekordergebnis bei den letzten Bundestagswahlen.
Am Rhein steuert Burmester auf das Pumpwerk an der Schönhauser Straße zu. Er mag den kleinen Hügel, den Blick, der von hier oben bis ins Siebengebirge reicht. Der Fluss auf der einen, sein Veedel auf der anderen Seite und die Glücksbringer-Schuhe an den Füßen. Burmester strahlt Zuversicht aus. Aber, das wird in diesem Moment deutlich, manchmal ist da auch ein banges Gefühl. Er will so viel verändern in Köln, verbessern in seinen Augen.

Bei „Il Gelato di Ferigio“ in Bayenthal gönnt sich Torsten Burmester gern mal ein Eis.
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Er will besser planen, besser haushalten, besser bauen, so viele Wünsche der Bürger erfüllen. „Manchmal wache ich nachts auf und denke darüber nach, was ich als erstes anpacken soll angesichts der vielen Probleme, von denen mir die Menschen in dieser Stadt berichten“, sagt Burmester.
Er antworte sich dann selbst: „Konzentrier dich auf drei, vier Sachen, die das Leben der Menschen spürbar verändern. Damit sie merken, dass sich etwas tut.“ Zurück in der Goltsteinstraße, bei einer Kugel Eis von „Il Gelato di Ferigo“, verfliegen alle Zweifel. Kurz durchatmen. Dann zieht Torsten Burmester flotten Schritts weiter. Noch halten seine Schuhe, auch wenn das Material bereits erste Abnutzungserscheinungen erkennen lässt.