Viele Überstunden in Corona-KriseKölner Ordnungsdienst soll deutlich verstärkt werden

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Thomas Kiefert und Sarah Kück vor dem neuen Plakat

Köln – Sarah Kück zögerte, das wiederzugeben, was sie zu hören bekam, als sie mit Kollegen den Brüsseler Platz räumte. Dann zitierte sie die Beleidigungen, die ihr Menschen an den Kopf warfen, die nicht einsahen, dass sie den Ort verlassen sollten, weil sie zu dicht beieinander standen und damit gegen die Corona-Schutzverordnung verstießen.

Es ist ein Beispiel für das aggressive Verhalten, dem die 34-Jährige, die im Außendienst des Amts für öffentliche Ordnung arbeitet, seit Ausbruch der Corona-Pandemie wiederholt begegnet ist. Trotzdem sagt sie: „Ich lebe für den Beruf.“ Mit zwei Kollegen ist sie auf dem Plakat abgebildet, mit dem die Stadt zurzeit für den Ordnungsdienst wirbt. „Mit Abstand ein tolles Team. Nicht nur ein Job – sondern Leidenschaft!“, lautet der Slogan der Kampagne, die sich auf auch soziale Medien erstreckt. Am Mittwoch hat die Stadt sie auf dem Heumarkt vorgestellt.

Kölner Mitarbeiter müssen mit „uneinsichtigen Menschen“ umgehen

„Ohne die Kollegen hätten wir die Corona-Pandemie nicht so im Griff, wie es der Fall ist“, sagte Dezernentin Andrea Blome. Gleichwohl hätten es die Mitarbeiter besonders an den Wochenenden und in den Abendstunden mit „uneinsichtigen Menschen“ zu tun. Die Anfeindungen reichen von Drohungen und Beleidigungen über Beschädigungen von Fahrzeugen bis zu tätlichen Übergriffen.

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Wohin die Aggression gegen die staatliche Ordnungsmacht führen könne, habe jüngst die Eskalation am Frankfurter Opernplatz (hier lesen Sie mehr) gezeigt, sagte Blome. Die Plakate forderten dazu auf, den Ordnungshelfern den Respekt entgegenzubringen, den umgekehrt die Bürger von ihnen erwarteten.

Ordnungsamtsleiter Wolfgang Büscher wies auf einen weiteren Zweck der Kampagne hin: Die Behörde macht Werbung, weil sie die Zahl der Außendienstler von 180 auf 300 erhöhen will. In drei Monaten Pandemie hätten sich 15.600 Überstunden angehäuft, das entspreche der Arbeit von zehn Kräften.

Ordnungsdienst-Mitarbeiter: „Sind zusammengerückt“

„Wir sind sehr zusammengerückt in dieser Zeit“, sagte Thomas Kiefert (54), der seit drei Jahren dabei und ebenfalls auf dem Plakat zu sehen ist. Zwar würden die Menschen, die sich an die Corona-Regeln halten, „viel zu wenig erwähnt“; ihnen stünden aber diejenigen gegenüber, die diese Regeln „zum Teil sehr kreativ interpretieren“.

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