Landesweites PilotprojektKölner Polizei testet Bodycams mit positiver Resonanz

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Die neuen Bodycams sollen helfen, Gewalt gegen Polizisten – hier ein Angriff bei einer Demonstration – einzudämmen.

Die neuen Bodycams sollen helfen, Gewalt gegen Polizisten – hier ein Angriff bei einer Demonstration – einzudämmen.

Köln – Sie sind klein wie eine Zigarettenschachtel, liefern gestochen scharfe Bilder in Full HD und sollen Kölns Polizisten künftig vor Angriffen schützen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ könnten die ersten Streifenbeamten in der Stadt im April mit Körperkameras (Bodycams) ausgerüstet werden.

Die Geräte sollen vor allem der Eigensicherung dienen, also immer dann eingeschaltet werden, wenn der Beamte befürchtet, dass sein Gegenüber zum Angriff ansetzen könnte. Darüber hinaus können mit den Bodycams aber auch Beweise gesichert und Situationen dokumentiert werden.

Landesweites Pilotprojekt

Köln ist neben Düsseldorf, Duisburg, Siegen und Wuppertal eine von fünf Behörden, die das Innenministerium für ein landesweites Pilotprojekt ausgewählt hat. Ein Jahr soll der Probelauf dauern, dann wird entschieden, ob die Kameras flächendeckend angeschafft werden. Die Pilotphase wird wissenschaftlich begleitet.

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Die Ausschreibung für die Geräte sei beendet, die Modelle würden zurzeit beschafft, teilt das Innenministerium mit. Insgesamt 200 Kameras sollen auf die fünf Städte verteilt werden. Die Gesamtkosten liegen bei etwa 300.000 Euro. Getestet wird das Modell Reveal RS2-X2L – ein System, das bereits die Polizei in Rheinland-Pfalz verwendet und das auch die Bundespolizei seit einem Jahr unter anderem am Kölner Hauptbahnhof ausprobiert.

Gefilmter kann sich selbst sehen

Dabei klemmt die Minikamera auf der Schulter des Beamten. Darunter befindet sich ein kleiner nach vorne gerichteter Monitor, auf dem der Gefilmte sich selbst sehen kann. Von diesem Effekt erhofft sich die Polizei bereits eine abschreckende Wirkung auf Gewalttäter.

NRW geht in der Umsetzung aber noch zwei Schritte weiter als die Bundespolizei und andere Bundesländer, die schon Bodycams einsetzen: Zum einen dürfen die hiesigen Beamten nicht nur Bilder, sondern auch Ton aufzeichnen, um eine Situation vollumfänglich erfassen zu können.

Zum anderen dürfen sie die Kameras nicht nur an öffentlich zugänglichen Orten einsetzen, sondern auch in Privaträumen, etwa bei Einsätzen wegen häuslicher Gewalt. Sinnvoll und richtig findet das die Gewerkschaft der Polizei (GdP). „Gerade hier kommt es häufig zu gewalttätigen Übergriffen auf Polizisten“, sagt ein GdP-Sprecher. Die rechtliche Grundlage für die Benutzung der Bodycams hat der Landtag im Dezember mit einer Änderung des Polizeigesetzes geschaffen, das solche Videoaufnahmen als Beweismittel bisher nicht zuließ.

Absolut positive Bewertung

Bei der Bundespolizei in Köln stoßen die Bodycams auf ungeteilte Zustimmung. „Die Kollegen bewerten die Kameras absolut positiv“, berichtet Sprecher Jens Flören. Noch laufe zwar die Pilotphase, aber erste Zahlen liegen schon vor – und die seien ermutigend: In den vergangenen zwölf Monaten hätten Bundespolizisten das Gerät in Köln einhundert Mal eingeschaltet.

In 97 Fällen genügte das bereits, um das renitente Gegenüber zur Vernunft zu bringen, berichtet Flören. Nur dreimal zeichneten die Kameras tatsächlich Straftaten auf: eine Beleidigung, eine Körperverletzung und ein Drogendelikt. Sofern sie nicht zur Strafverfolgung gebraucht werden, werden die aufgezeichneten Daten nach Schichtende gelöscht. Auch aus Hessen und Rheinland-Pfalz meldet die Polizei einen Rückgang von Angriffen auf Beamte, seit die Kameras im Einsatz sind.

Teilnahme am Projekt ist freiwillig

Wie viele Beamte genau in Köln ab Frühjahr mit Bodycams ausgerüstet werden und in welchen Wachbezirken, steht noch nicht fest. Klar ist nur: Gezwungen werde niemand, betont ein Sprecher des Innenministeriums, die Teilnahme am Pilotprojekt sei freiwillig.

Die Polizei in Nordrhein-Westfalen testet das Kameramodell RS 2 X2L des US-amerikanischen Herstellers Reveal. Das System ist auch in anderen deutschen Bundesländern bereits bei der Polizei im Einsatz.

Technische Daten:

Maße: 100mm x 56mm x 30mm Gewicht: 146 Gramm Monitor: Zwei-Zoll Farbdisplay Speicherkapazität: 32 Gigabyte Batteriekapazität: acht Stunden Kosten: etwa 800 Euro pro Stück

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