20-Jähriger will Lücke füllenKölner ruft neues Filmfestival ins Leben

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AnselmDiehl

Filmemacher Anselm Diehl hat ein neues Filmfestival geschaffen.

Köln – Köln bekommt ein neues Filmfestival. Anselm Diehl findet, dass hier zu lange schon eine Lücke klaffte: „Das gibt es in Berlin zigfach und auch weltweit. Aber in Köln fehlt ein klassisches Filmfestival mit breiter Kategorienaufstellung und kategorie- sowie projektgebundenen Preisen“, sagt der Kölner. Nun holt der 20 Jahre alte Filmemacher dieses „Versäumnis“ nach.

Er hat ein zweitägiges Event auf die Beine gestellt: Am 11. und 12. September zeigt das „International Film Festival Cologne“ im Cinenova in Ehrenfeld und in der Kulturkirche Ost 70 von 300 eingereichten Filmen aus 46 Ländern: von Kurz- und Langfilmen bis hin zum experimentellen Film, Webserien, Dokus und Musikvideos. Im Innenhof des Ehrenfelder Kinos soll es eine „Chill-Out-Area“ mit Foodtrucks und Getränkeständen geben. Auch das Hygienekonzept steht.

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Vorträge von Experten aus der Filmindustrie ergänzen das Programm: Michael P. Aust, Leiter des Soundtrack-Cologne-Festivals, spricht etwa über die Filmgeschichte des Musikvideos. Casterin Iris Baumüller, die, so Diehl, schon über 70 Tatorte gecastet habe, referiert über den Castingprozess. In insgesamt acht Kategorien wie „Bester Schauspieler, „Bester Langfilm“ oder „Bestes Musikvideo“ sind jeweils fünf Projekte nominiert – eine Jury aus 18 Mitgliedern bestimmt den Gewinner, ihr gehören der Kölner Schauspieler Jascha Baum („Auerhaus“), Youtuber Davis Schulz und Casterin Tina Rinderspracher an.

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Filmemacher können Videos hochladen

Und die Bedingungen für die Filmemacher? „Man musste seinen Film einfach auf der Internetseite filmfreeway.com einreichen, es ging nicht darum, dass die Leute etabliert sind oder dass man die größten Verleiher kennt“, sagt Diehl. Festivals, die mit dieser Plattform arbeiteten, seien besonders zugänglich. „Bevor es das gab, hat eine Einreichung auch mal ein bis zwei Tage gedauert. Jedes Festival hat eigene Vorgaben. Bei filmfreeway füllt man einmal alles aus. Meinen ersten Film habe ich an fünf Festivals geschickt, den letzten an 160.“ Die Teilnehmer seien häufig Filmemacher, die sich neben ihren „Brot-Aufträgen“ mit anderen Kreativen zusammentäten, um freie Projekte zu realisieren – „und das sehr professionell“. Nicht zu verwechseln mit Anfängern also.

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Thematisch waren die Teilnehmer komplett frei. „Wir haben bereits tolle thematische Festivals in Köln wie das Frauenfilmfestival und das Afrika Film-Festival“, so Diehl. Ihm ging es darum, „internationale, intelligente und kreative Sachen nach Köln zu holen und die Verbindungen zwischen den Machern herzustellen“. Dass er quasi aus dem Nichts heraus mit seiner Idee aufgeploppt ist, kann als mutig gesehen werden und hat in der lokalen Filmszene für Erstaunen gesorgt. „Die Szene ist sehr überschaubar, jeder kennt jeden. Da haben sich dann schon viele gefragt, wer wir überhaupt sind.“

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Eine Förderung erhält er nicht: Ein bis zu 24-köpfiges Team unterstützt ihn ehrenamtlich. Für Diehl ist es eine Herzensangelegenheit – neben seinem eigentlichen Job. Der 20-Jährige hat trotz seines jungen Alters schon viel Erfahrung angehäuft. „Ich habe mit zehn Jahren aus Langeweile angefangen, Kurzfilme zu drehen. Mit 14 ein Praktikum nach dem anderen absolviert – und jede Chance mitgenommen, am Set zu sein.“ Mit dem Abi in der Tasche wurde ihm erstmals ein Filmprojekt anvertraut, für das er die Verantwortung übernehmen musste: für Budget, Konzept und Drehbuch: „Eine riesige Herausforderung, die ich richtig genutzt habe. Mit 18 habe ich mich dann selbstständig gemacht“. Zuletzt hat er für die Uniklinik Köln einen Film produziert und für das Kinderkrankenhaus Hamburg-Altona. Diehl möchte Regisseur werden. Nun ist aber das Filmfestival erstmal sein Baby. Das soll es auch dauerhaft bleiben. „Nächstes Jahr ist eine weitere Edition geplant“.

Der Festivalpass kostet 48 Euro, alle Filme ohne Vorträge gibt es für 30 Euro. Einzelvorführungen kosten an der Kasse 5,50 Euro. www.iffc.io/tickets.html

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