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„Wir wollen mehr Mitbestimmung in der Politik“Kölner Bezirksschülervertretung hat jetzt Grundsatzprogramm

Lesezeit 3 Minuten
Mitglieder des Vorstandes der Bezirksschüler:innenvertretung berichten bei einer Pressekonferenz über ihre Arbeit und stellen ein neues Grundsatzprogramm vor.

Kataryna Knaub, Judith Ternes, Marie Hacker und Fortune Ntunga (v.l.) stellen den Vorstand der Bezirksschülervertretung.

In ihrem Grundsatzprogramm fordern die Jugendlichen auch bessere Zustände an den Schulen und mehr Bewusstsein für psychische Gesundheit.

Sie vertreten 150.000 Kölner Schülerinnen und Schüler. Und sie wollen noch mehr gehört werden: Deshalb hat sich die Bezirksschülervertretung Köln jetzt – genauso wie Parteien – ein offizielles Grundsatzprogramm gegeben. „Es ist schade, dass Kinder und Jugendliche gesellschaftlich oft keine Stimme haben. Mit diesem Programm wollen wir festschreiben, wofür wir einstehen und noch mehr Mitbestimmung erkämpfen“, betont Fortune Ntunga vom Vorstand der Bezirksschülervertretung. „Und zwar in den Schulen vor Ort genauso wie in Gesprächen mit der Kölner Verwaltung und in politischen Gremien wie dem Schulausschuss.“

Ein wichtiger Punkt des neuen Grundsatzprogramms ist die Forderung nach einem besseren Zustand der Schulen in Köln. „Bildung braucht faire und sichere Lernbedingungen für alle“, sagte Judith Ternes. „Undichte Fenster, nicht funktionierendes WLAN, fehlende Aufzüge und verwahrloste Toiletten sind kein Zeichen von Wertschätzung für uns und für Bildung.“ Die zweite zentrale Forderung ist die nach mehr Mitbestimmung und Teilhabe in der Demokratie. „Viele Jugendliche fühlen sich ignoriert und nicht ernst genommen. Das wollen wir ändern und gerade auch in diesen Zeiten gemeinsam zeigen, wofür wir stehen: für Demokratie ohne Ausgrenzung und Hass“, ergänzte Marie Hacker. „Die Demokratie von morgen beginnt in der Schule.“ Dafür fordern die Vertreterinnen und Vertreter der Bezirksschülervertretung die „uneingeschränkte Unterstützung aller Kölner Schulleitungen“. Immer noch sei es vielerorts so, dass die gewählten Schülervertretungen kämpfen müssten, um für Tagungen oder Workshops der Bezirksschülervertretung freigestellt zu werden oder darum, adäquat in schulische Entscheidungen einbezogen zu werden.

Besonderer Fokus auf mentaler Gesundheit

Gemeinsam wollen sie die Schülervertretungen aller Kölner Schulen unterstützen und beraten. Explizit gerade auch solche Schulen – wie etwa viele Förderschulen – die noch gar keine Schülervertretung haben und eine aufbauen möchten. „Außerdem wünschen wir uns mehr Freiraum und Zeit für die Lehrkräfte im Sozialwissenschafts- und Politikunterricht. Damit sie gerade angesichts der wachsenden Ängste vieler Schülerinnen und Schüler, die durch Kriege, Populismus und Klimakrise ausgelöst werden, über diese Themen sprechen können“, so Hacker. 

Ein besonderer Fokus der Arbeit der Bezirksschülervertretung liegt auf der mentalen Gesundheit der Kölner Schülerinnen und Schüler. „Wir wollen an allen Kölner Schulen ein Bewusstsein für die psychische Gesundheit schaffen“, erläuterte Kataryna Knaub. Angesichts der signifikant steigenden Zahlen von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen brauche es entsprechende Hilfsangebote an allen Schulen und Schulformen.

50.000 Euro von Stiftung „wir helfen“

Im Rahmen des Projektes „Mentale Gesundheit von Schülerinnen und Schülern“ hat die Bezirksschülerinnenvertretung in diesem Jahr 100.000 Euro zur Verfügung, um in Kooperation Workshops zur mentalen Gesundheit zu fördern. 50.000 Euro wurden durch den Haushalt der Stadt Köln gesichert, weitere 50.000 Euro steuerte „wir helfen“, die Stiftung des „Kölner Stadt-Anzeiger“, bei.

Die Workshops werden von professionellen Kooperationspartnern durchgeführt und von der Bezirksschülervertretung vermittelt. Neben diesen inhaltlichen Schwerpunkten bietet die Bezirksschülervertretung auch Rechtsberatung zur Arbeit von Schülervertretungen an, macht Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und führt regelmäßige Bezirksdelegiertenkonferenzen durch, auf der sich Schulen vernetzen. Vertreter der Bezirksschülervertretung sitzen auch im Schulausschuss bringen dort die Positionen und Interessen der Kölner Schülerschaft ein.

Gefördert wurde die Entwicklung des Grundsatzprogramms durch die „Dr. Jürgen Rembold Stiftung“. Die in Rösrath ansässige Stiftung fördert bürgerschaftliches Engagement. Gerade eine solche Förderung des Engagements von jungen Leuten sei für die Zukunft der Demokratie von großer Bedeutung, sagte der Stiftungsvorsitzende Jürgen Rembold.