Mit einigem Abstand zu den Köln-Bädern ist die KVB der größte Verlustbringer der Stadtwerke. Bislang konnten die Defizite ausgeglichen werden.
Auf Unterstützung der Stadt angewiesenKölner Stadtwerke warnen vor Verlusten ab 2027

Andreas Feicht, Stefanie Haaks und Michael Theis (v.l.) bilden die Geschäftsführung der Stadtwerke Köln GmbH (SWK).
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Die Zeit, in der die Kölner Stadtwerke (SWK) Gewinn machen und ihn zum größten Teil an die Stadt abführen, neigt sich dem Ende zu. Das Problem hatte sich längst abgezeichnet, doch am Freitag machte es Andreas Feicht, Chef der Rhein-Energie und Vorsitzender der SWK-Geschäftsführung, mit neuer Deutlichkeit klar. Anlass war die Pressekonferenz zu „Transformation und Finanzbedarf“ des Konzerns, der eine hundertprozentige Tochter der Stadt Köln ist.
„Ab 2027/28 werden wir aus eigener Kraft keine schwarze Null mehr schreiben können“, sagte Feicht. Unter diesen Umständen werden sich die Verhältnisse umkehren, denn dann brauchen die SWK, die voriges Jahr noch einen Gewinn von 77,8 Millionen Euro erwirtschafteten, Geld von der Stadt Köln. Einer Stadt, die finanziell in der Klemme steckt.
Defizite seien auch auf nötige Investitionen zurückzuführen
Das erwartete Defizit des Gesamtkonzerns begründete Feicht, der gemeinsam mit Michael Theis, hauptamtlichem Geschäftsführer der SWK, und KVB-Chefin Stefanie Haaks die aktuelle Lage erläuterte, vor allem mit den strukturellen wirtschaftlichen Problemen in Deutschland. Hinzu komme, dass der Konzern zwischen 2023 und 2035 voraussichtlich mehr als zehn Milliarden Euro investieren werde, um die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung sicherzustellen.
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In der Berechnung entfallen vier Milliarden allein auf die Rhein-Energie AG. Als Beispiel für Investitionen nannte Feicht den Bau der größten Fließwasser-Wärmepumpe Europas in Niehl, den Ausbau der Stromnetze und des Rohrleitungsnetzes für Fernwärme.
Ebenfalls rund vier Milliarden Euro benötige die KVB für „Wachstum und Erneuerung“, hieß es. Investiert werde unter anderem in die Anschaffung neuer Stadtbahnserien, in die Erweiterung des Stadtbahnnetzes, wozu der Ausbau der Ost-West-Achse zählt, und in die Umrüstung des kompletten Busbetriebs auf Elektromobilität. Mit einigem Abstand zu den gleichfalls defizitären Köln-Bädern ist die KVB der größte Verlustbringer der SWK.
An Unterstützung durch die Stadt führe kein Weg vorbei
Im vorigen Jahr betrug das Minus 185,1 Millionen Euro – ein Rekord. Die Prognose, die am Freitag mit einer stetig abfallenden Kurve präsentiert wurde: Bis 2034 wird der Verlust auf 397 Millionen Euro anwachsen, bis er abzunehmen beginnt. Feicht betonte, dass Köln kein Sonderfall sei; der unverzichtbare öffentliche Nahverkehr sei weltweit oft defizitär und müsse mit öffentlichen Mitteln gestützt werden. Das Kölner Defizit konnte bisher mit Überschüssen anderer SWK-Unternehmen wie Rhein-Energie, Netcologne, Häfen und Güterverkehr Köln und der Abfallwirtschaftsbetriebe ausgeglichen werden. Was aber geschieht nach 2026?
Theis wies darauf hin, dass die SWK bereits 2023 ein „Ergebnissicherungskonzept“ angestoßen hätten. Es sieht interne Einsparungen in Höhe von 100 Millionen Euro vor. Außerdem sollen die Verluste der KVB auf 160 Millionen Euro begrenzt werden – was angesichts der neuen Prognose kaum machbar scheint –, und das Eigenkapital des Konzerns soll gestärkt werden.
Im vorigen Jahr habe man das Konzept Oberbürgermeisterin Reker übergeben, sagte Theis. Ein „Lenkungskreis“ werde Vorschläge erarbeiten und in die politische Beratung geben. An einer finanziellen Unterstützung durch die Stadt, die sich im Haushalt 2027 niederschlagen müsse, führe kein Weg vorbei. Das Problem sei erkannt, sagte Feicht, nun müssten in der politischen Diskussion die „richtigen Schlüsse“ gezogen werden. Mit Blick darauf, dass schon jetzt um viele Haushaltsposten gerungen wird, fügte er hinzu: „Der neue Oberbürgermeister oder die neue Oberbürgermeisterin wird nicht zu beneiden sein, auch nicht der Stadtrat.“