Kölner TierlebenDie Tierschützer vom Bieselwald

Seit 20 Jahren für den Tierschutz unterwegs: Margarete Tillmann (l.) und Anita Cierzniak beim Mittagsspaziergang in Porz
Copyright: Bilder: Stefan Worring Lizenz
Porz – Pünktlich um eins rollt ein Pkw nach dem anderen auf den Parkplatz am Bieselwald in Porz. Kaum gehen die Kofferraumklappen auf, springen sie heraus: Trixie und Toffee, Timo, Babsi, Mausi und Teddy und wie sie alle heißen – eigene Hunde und Pflegehunde der Porzer Tierschützer. Jeden Mittag treffen sich am Bieselwald Mitglieder und Freunde des Vereins „Menschen für Tiere Köln Porz“ zum gemeinsamen Spaziergang. Der harte Kern ist auch schon da: „Grüß dich Anita, hast du schon telefoniert wegen Coco? Und wir müssen unbedingt über die Interessenten vom letzten Samstag sprechen“, begrüßt die zweite Vorsitzende Margarete Tillmann ihre Kollegin und Mitstreiterin, die erste Vorsitzende Anita Cierzniak.
Die beiden Frauen umarmen sich herzlich – und schon geht es weiter: Wer kann die kranke Katze der alten Dame von nebenan vorübergehend bei sich aufnehmen, wohin mit dem Hund, der noch mit gebrochenem Bein in Rumänien sitzt?
„Wir machen Tierschutz vor der eigenen Haustüre“, sagt Cierzniak. „Aber wir helfen generell überall dort, wo Hilfe nötig ist. Wo auch immer das sein mag. Wenn an uns die Not oder das Leid eines Tieres herangetragen wird und wir irgendwie die Möglichkeit haben, zu lindern und zu helfen, dann handeln wir. Egal, woher das Tier stammt. “
Und los geht es in den Wald. Ganz gemütlich. Denn Mausi, die älteste vierbeinige Teilnehmerin der Mittagsrunde, ist bereits stolze 17 Jahre alt. Und rasen nützt sowieso nichts, denn die Frauen müssen immer wieder stehenbleiben. Sie werden angesprochen von Menschen, die einen Hund des Vereins hatten oder haben oder sich für einen der Schützlinge interessieren. Und sie werden angesprungen von Hunden, die ihre einstigen Retterinnen auch nach langer Zeit wiedererkennen. „Hallo Mopsi, wie geht es uns denn heute?“, begrüßt Cierzniak mit unverkennbar kölscher Betonung ein wuscheliges Etwas und klatscht begeistert in die Hände. „Gut“, erzählt die neue Besitzerin der kleinen Terrierdame. „Sie wird immer frecher.“ Das freut die Tierschützerinnen und sie verfolgen lächelnd die Freudensprünge der kleinen Hündin, die sie erst vor einigen Monaten aus schlechter Haltung befreit haben.
Das ist es, was die Tierschützerinnen antreibt: Das Glück jener Tiere, die ihre Lebensfreude neu entdecken und lernen, wieder Vertrauen zum Menschen aufzubauen. „Dabei muss man eines ganz klar sagen“, erklärt Margarete Tillmann. „Die wahren Helden unserer Arbeit sind diejenigen im Verein, die Pflegetiere aufnehmen und diese wieder aufbauen. Gesundheitlich, seelisch und oft auch sozial.“ Denn vor allem jene Tiere, die isoliert gelebt haben oder misshandelt wurden, bevor sie zum Tierschutz kommen, zeigten oftmals Verhaltensstörungen – wie etwa Angst oder starke Unsicherheiten in Alltagssituationen. Die gilt es in den Pflegestellen behutsam abzubauen. „Wenn die Hunde dann resozialisiert, gesund und fröhlich sind, werden sie weitervermittelt. Das ist nicht immer einfach.“
Von den Pflegeeltern erfordere es ein hohes Maß an Großmut, Herzenswärme und auch Selbstlosigkeit. Eigenschaften, die den Tierschützern in Porz wichtig sind. Ebenso wichtig wie sauberer, ehrlicher Tierschutz. „Wenn ein Tier einmal in unsere Obhut kommt, egal ob Hamster, Kaninchen, Maus, Hund, Katze oder Hängebauchschwein“, sagt Tillmann, „dann bleiben wir für dieses Tier verantwortlich. Sollte es im neuen Zuhause also doch nicht klappen, nehmen wir es zurück.“
Das ist den beiden Idealistinnen, die in 20 Jahren Tierschutz eher zu Realistinnen geworden seien, wie sie mit ein bisschen Wehmut bekennen, wichtig. Denn man könne eben doch nicht allen Tieren helfen.
Ehrlichkeit sei immer, aber doch vor allem bei der Vermittlung anspruchsvoller Tiere unerlässlich. „Es soll ja passen.“ Aktuelles Sorgenkind des Vereins: Die junge Border Collie Hündin Bonita, die bei ihrer Vorbesitzerin nicht artgerecht gefördert und gefordert wurde und nun Verhaltensauffälligkeiten zeigt. Doch auch das ist für die Porzer Tierschutz: Bonita wird nun bei einem Fachmann trainiert und soll dort mit ihrem nächsten Besitzer gemeinsam weiterarbeiten. Damit Mensch und Tier wieder zusammenfinden und auch zusammenbleiben. Die Mittel für die engagierte Tierschutz-Arbeit bezieht der alteingesessene Verein ausschließlich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen.
Plötzlich stürzt im Wald ein Rottweiler um die nächste Wegbiegung. Sein junger Besitzer hat Mühe, den riesigen Hund zu halten. Ob der große Junge denn genügend Auslauf hätte, wollen die beiden Frauen vorsichtig wissen – angesichts von so viel Übermut und Kraft. Doch doch, beruhigt sie der Mann am anderen Ende der Leine.
Wenn nicht, sie könnte da einen guten Freilauf empfehlen, tastet sich Margarete Tillmann weiter vor. Doch der Mann bleibt dabei; seinem Rotti ginge es gut. Der große Idealismus ist geblieben. Auch nach 20 Jahren Tierschutz.
Der Tierschutzverein sucht Pflegestellen für Katzen. Kontakt: tierschutzverein-koeln-porz.de, St.-Anno-Str. 18, 51147 Köln-Porz-Grengel, Rufnummer: 02203-294808
tierschutzverein-koeln-porz.de