Instagram-Kanal mit 180.000 FollowernDiese drei Kölner stecken hinter „koelnistkool“

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Firat Mercan, Tim Schmitz und Julius Kahleis betreiben die Instagram-Seite koelnistkool.

  • Den Instagram-Kanal „koelnistkool“ gibt es seit Mai 2019, aktuell folgen ihm rund 183.000 Menschen.
  • Gepostet werden Memes, also humoristische Bilder über Kölns Eigenheiten, eingesendete Videos von Followerinnen und Followern über alles, was gerade in der Stadt passiert und Neuigkeiten aus Köln.
  • Im Interview sprechen die drei Macher der Seite, Tim Schmitz, Julius Kahleis und Firat Mercan, über die Geschichte der Seite, wie es sich anfühlt, so eine große Reichweite zu haben und was sie sich für das Kölner Nachtleben wünschen.

Euer Account ist unter jungen Menschen in Köln und der Region mittlerweile unglaublich populär. War das euer Ziel, als ihr mit Instagram angefangen habt? Julius Kahleis: Gar nicht. Wir kennen uns seit Ewigkeiten und sind in Köln geboren und aufgewachsen. Als ich in Wien studiert habe und Tim in Berlin, haben wir angefangen, uns über WhatsApp Memes über Köln hin und herzuschicken, nur damit der andere sich kaputtlacht. Irgendwann haben wir uns gedacht: Wir haben die Inhalte sowieso, dann können wir auch eine Seite gründen. Das war im Mai 2019. Dann ging alles super schnell – nach einer Woche hatten wir schon 10.000 Follower. Der Account war auf einmal das Gesprächsthema – während wir gar nicht in Köln waren und alle sich gefragt haben, wer wohl dahinter steckt.

Tim Schmitz: In den ersten zwei Monaten wusste keiner, dass wir das sind, bis einige Freunde dann dahinter gekommen sind, auch Firat.

Firat Mercan: Ich wollte unabhängig von koelnistkool im Herbst eigentlich ein Projekt mit Tim starten, da hatten die Jungs die Seite gerade etwas schleifen lassen. Dann haben sie mich gefragt, ob ich dazu kommen will, seitdem betreiben wir den Account zu dritt. Am 1.1.2020 haben wir dann „so richtig“ angefangen.

Was hat das für die Entwicklung der Seite konkret bedeutet?

Kahleis: Karneval 2020 ist der Account so richtig durch die Decke gegangen. Da haben uns Leute zum ersten Mal in ihren Instagram-Stories markiert, damit wir deren Videos auf unserer Seite teilen. Ende des Jahres waren wir dann schon bei 100.000 Followerinnen und Followern.

Über „koelnistkool“

Den Instagram-Kanal „koelnistkool“ gibt es seit Mai 2019, aktuell folgen ihm rund 183.000 Menschen. Geführt wird der Account von Tim Schmitz, 23, Julius Kahleis, 23, und Firat Mercan, 26 Jahre alt. Kahleis und Mercan studieren in Köln, Schmitz arbeitet im Marketing in Berlin. Begleitend zum Instagram-Kanal planen die Kölner zukünftig auch Veranstaltungen in der Stadt, verkaufen Merchandising-Produkte zu ihrer Marke und haben eine Ausstellung aus ihren besten Bildern über Köln erarbeitet. Diese ist noch bis einschließlich Samstag, den 31. Juli, in der Kneipe Zappes Broi, Roonstraße 71, zu sehen. Instagram: @koelnistkool, www.koelnistkool.com

Was ist das für ein Gefühl, so eine große Reichweite zu haben?

Mercan: Ich habe schon öfter mitbekommen, dass andere um mich herum über die Seite sprechen, ohne dass sie wissen, dass ich mit drinhänge. Das ist schon cool.

Schmitz: Es folgen Leute der Seite, die mal in Köln gewohnt haben und darüber noch der Stadt verbunden bleiben. Und es gibt viele, die ganz neu nach Köln kommen und die Seite dann gezeigt bekommen, nach dem Motto: „Wenn du Köln wirklich kennenlernen willst, zieh dir die letzten 700 Posts von koelnistkool rein!“ (lacht)

Kahleis: Es ist mittlerweile ja auch mehr als reine Meme-Unterhaltung. Wir machen eine Mischung aus Unterhaltung, News, Community und Party. Community steht da auf jeden Fall an erster Stelle.

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Die Instagramer in ihrer Stammkneipe, dem Zappes Broi.

Im Lockdown hatte man den Eindruck, man hat alles, was im Kölner Nachtleben ging, über eure Seite mitbekommen.

Schmitz: Im positiven wie im negativen Sinne.

Oftmals hat man das Gefühl, einige wollen immer noch einen draufsetzen, um von euch gepostet zu werden. Wo liegen bei euch die Grenzen, ab wann ihr etwas nicht mehr teilt?

Schmitz: Es gibt für uns Dinge, die teilen wir niemals, das ist alles, was mit Rassismus, Faschismus und Sexismus zu tun hat. Ansonsten wägen wir spontan ab und sprechen miteinander. Da sind wir uns auch nicht immer einig und diskutieren darüber, das ist auch nicht gerade mit wenig Zeitaufwand verbunden.

Kahleis: Es ist total kontextabhängig. Im Fall der Flutkatastrophe, wo wir auch eine Spendenaktion gestartet haben, war es um 16 und 17 Uhr noch witzig, Leute zu posten, die in Badehose auf der Straße schwimmen gehen. Wenn man dann abends hört, ganz Ahrweiler steht unter Wasser und es sterben Menschen – dann ist klar: sofort alles rausnehmen, hier ist nichts mehr witzig.

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Stammgäste im Zappes Broi: Koelnistkool hat dort eine eigene Bank.

Schmitz: Wir haben natürlich viel von dem mitbekommen oder zugeschickt bekommen, was in der Stadt los ist, ob U-Bahn-Partys oder die Feiern am Aachener Weiher. Wir teilen das, auch um das zu dokumentieren – aber wir sehen uns auch in einer Verantwortung. Wir reposten das nicht, um die Leute dazu zu animieren, das nachzumachen, sondern um zu sagen: Tickt ihr noch ganz richtig?

Mercan: Am Ende geht es aber auch einfach darum, das Leben widerzuspiegeln und zu zeigen, was in Köln passiert. Wir wollen das auch nicht groß zensieren.

Was würdet ihr euch für das Nachtleben in Köln wünschen?

Schmitz: Es braucht einfach ausgeklügelte Angebote. Zum Beispiel Freiflächen, auf denen Jugendliche sich austoben und selbst Partys veranstalten können. Was stärkt eine Generation mehr, als zusammenzukommen und zu feiern? Wenn die Stadt das möglich machen könnte, wenn man solche Orte anmieten könnte, wäre das ein gutes Angebot unabhängig von den Clubs.

Was die beste Lösung wäre, können wir nicht sagen – das müssen Experten machen. Aber allein den Leuten zu zeigen, wir nehmen das wahr, dass ihr etwas machen wollt und unzufrieden seid, wäre wichtig. Am Ende bekommt man dann wieder nur mit, wie es auf den Ringen oder auf der Aachener eskaliert, ohne dem vorzubeugen.

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Firat Mercan, Tim Schmitz und Julius Kahleis wollen demnächst auch Events veranstalten.

Mercan: Dass es aus allen Nähten platzt, das sieht man. An jedem Wochenende sind die Straßen voll. Gerade wenn man bedenkt, was in Ehrenfeld mit den Club-Schließungen passiert – man nimmt den Leuten den Raum, um zu feiern.

Kahleis: Und es ist schon nicht groß hier!

Schmitz: Gerade Corona hat ja auch gezeigt, dass die Jugend gewillt ist, sich an Regeln zu halten. Sie wollen ja auch nur den größten Spaß haben. Das sollte der Stadt auch zeigen, dass das nicht alles die Buhmänner sind, die immer nur über die Stränge schlagen wollen.

Mercan: Wenn mir eineinhalb Jahre meiner Jugend genommen werden, habe ich auch wieder Lust, mich mit meinen Freunden zu treffen. Das kann man niemandem übel nehmen.

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Was habt ihr euch noch für Ziele mit dem Account gesetzt?

Schmitz: Was Zahlen angeht haben wir da gar keine Ziele, sondern eher in den Sachen, die wir machen wollen. Wir orientieren uns an dem Satz „Von Köln, für Köln, mit Köln“. Wir wollen die Leute zusammenbringen. Wenn man vom Ring aus ins Belgische Viertel läuft, treffen teilweise Welten aufeinander, aber warum kann man nicht einfach zusammen Spaß haben?

Köln steht doch für diese Offenheit. Das müssen wir nur mehr ausleben. Diese starke Identifikation mit sowas wie dem Kölschen Grundgesetz, das gibt es in unserer Generation sehr wenig. Wir wollen das wieder schaffen. Das bekommst du aber nur hin, wenn du die Leute an einen Ort bringst. Perspektivisch wollen wir deshalb in Richtung Events gehen.

Was für Events könnten das zum Beispiel sein?

Mercan: Vielleicht ein Festival? (grinst) Lasst euch überraschen. Wir hoffen, da in den nächsten Monaten etwas auf die Beine stellen zu können. Wir werden auf jeden Fall unsere Community fragen, auf was sie Lust hat. Bis dahin sind wir außerdem Mit-Schirmherren des „Loss mer helfe“-Konzerts an der Südbrücke am 11. und 12. August zur Hilfe der Flutkatastrophe. 

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