Kommentar zum VerkehrDie Stadt Köln muss Fußgänger endlich ernst nehmen

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Der Fußverkehrsbeauftragte der Stadt Köln, Nico Rathmann, steht auf einem Bürgersteig in Köln

Der Fußverkehrsbeauftragte der Stadt Köln, Nico Rathmann

Der Weggang des Fußverkehrsbeauftragten Nico Rathmann  hängt damit zusammen, dass er keine Entscheidungskraft hatte, meint unser Autor.

Köln ist historisch betrachtet für Fußgänger ein schwieriges Pflaster. Der mittelalterlich geprägte Straßenschnitt in der Innenstadt stellt nur wenig Raum zur Verfügung, den sich Autofahrer, Radfahrer und Fußgänger teilen müssen.

Radfahrer und Fußgänger fielen in den 60-ern hinten über

Als die Stadtplaner in den 1960er Jahren die Idee der autogerechten Stadt verfolgten, fielen Radfahrer und Fußgänger hinten über. Das lässt sich bis heute am Ebertplatz erkennen, den die Architekten ausschließlich zu Diensten des ihn umtosenden Autoverkehrs gestalteten und die Fußgänger gleichsam unter die Erde in einen dunklen Korridor verbannten.

Seit einigen Jahren lässt das Verkehrsdezernat überall in der Innenstadt großzügige Radspuren einrichten, es ist von einer Umverteilung des Straßenraums die Rede. Das Auto verliert Raum, die Radfahrer gewinnen Raum, doch die Fußgänger bleiben — mit Ausnahme der Ringe und der Ehrenstraße — auf der Strecke.

Einzelkämpfer auf verlorenem Posten

Sie zwängen sich weiterhin an sehr vielen Stellen auf sehr engen Bürgersteigen aneinander vorbei. Insofern scheint es nur folgerichtig, innerhalb der Stadtverwaltung einen Fußverkehrsbeauftragten zu installieren, der bei der Umgestaltung der Stadt ein Auge darauf hat, ob die Belange dieser Gruppe ausreichend berücksichtigt sind.

Doch damit das überhaupt funktionieren kann, benötigt es in einer Millionenstadt wie Köln nicht nur einen Einzelkämpfer, der sich noch dazu oft auf verlorenem Posten wiederfand. Der Fahrradbeauftragte Jürgen Möllers weiß ein gesamtes Team hinter sich, das in den vergangenen Jahren kräftig an Personal hinzugewonnen hat.

Stadt Köln muss ein Team aufstellen

Die Stadt Köln muss Fußgänger endlich ernst nehmen. Der Verkehrsdezernent muss den Fußverkehrsbeauftragten deshalb mit einem Team stärken. Es mangelte außerdem an der nötigen Durchschlagskraft.

Ein ernstzunehmender Fußgängerbeauftragter muss Entscheidungen treffen dürfen. Das war bei Nico Rathmann offenbar nicht der Fall — sein Weggang in die Nachbarstadt Bonn ist insofern vollkommen nachvollziehbar. Der Verkehrsdezernent sollte daraus lernen, wenn er den Posten demnächst neu besetzt.

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