Kommentar zur KarnevalsabsageWieder besiegt Corona den kölschen Frohsinn

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Auch dieses Jahr wird es keinen Karneval geben, jedenfalls nicht in gewohnter Form (Symbolbild).

Köln – Ansteckend ist beides. Das ist aber auch schon die einzige Gemeinsamkeit zwischen dem Karneval und dem Coronavirus. Ansonsten sind die Pandemie und der Fastelovend absolute Gegensätze: Hier Angst und Trauer, Vorsicht und Vereinzelung bis hin zur Vereinsamung – dort Lust und Lebensfreude, Körperkontakt und allergrößte Nähe. Doch leider hat das Virus schon wieder über den Frohsinn gesiegt.

Wie bereits im vergangenen Jahr wird es keinen Karneval geben, jedenfalls nicht in gewohnter Form. Zwar sind bislang nur die Sitzungen abgesagt und die Bälle – doch schon jetzt ist abzusehen, dass es dabei wohl nicht bleiben wird.

Zweite Karnevalsabsage wird tiefe Einschnitte hinterlassen

Dass damit nun bereits die zweite Session in Folge ausfällt, ist für den Karneval nicht nur in Köln ganz bitter. Das ist keine kleine Delle mehr, sondern wird tiefe Einschnitte mit sich bringen. Schon jetzt bröckeln die über Jahrzehnte gewachsenen Strukturen in manchen Karnevalsvereinen gewaltig.

Denn selbst das stolzeste Traditionskorps braucht schließlich jene Momente der großen Gemeinsamkeit, des Prunks und Selbstvergewisserung in den Sitzungen, Bällen, bei den Aufzügen der Korps, auf den Bühnen wie im Saal – und auch an den Theken im Foyer.

Entwicklung der Pandemie lässt keine Sonderrolle zu

Und was wird aus einer Tanzgruppe, die nicht tanzen kann, weil es keine Sitzungen gibt und keine Auftritte? Auch hier fehlt erneut der Kitt, der die Vereine zusammenhält – und das sind eben die Auftritte, der Applaus, die gemeinsame Freude am Erreichten.

Was wird aus den Rednern, die die Arbeit eines ganzen Jahres erneut schreddern können, wenn sie nicht wieder auf traurige Substitute im Digitalen ausweichen wollen, was wird aus den Bands und den Kapellen, die sonst die Narren im Saal binnen kürzester Zeit auf die Stühle treiben? Für manchen ist es der Lebensunterhalt. Doch selbst, wenn es dafür Ersatz gibt – die erneut ausfallende Freude am Liveauftritt im Saal, am Bad in der kostümierten Menge, wiegt sehr schwer.

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Leere Bühnen allerorten, leere Säle im ganzen Rheinland. Doch so traurig das ist, so verständlich ist es auch. Selbst wenn der Karneval eine absolute Sonderrolle hat wie in Köln – angesichts der erneut erschreckenden Entwicklung der Pandemie kann es an dieser Stelle eben keine Sonderrolle geben. So wie das Oktoberfest zweimal abgesagt wurde, muss sich nun auch der Karneval wieder dem Virus beugen. Es gab in der momentanen Lage kaum Spielraum für Alternativen – das weiß auch Christoph Kuckelkorn.

Doch auf den Chef der Kölner Narren wartet noch eine weitere komplizierte Aufgabe: Er muss sein Dreigestirn auffangen, das so tapfer die traurige letzte Session hinter sich gebracht hat, voller Hoffnung auf eine zweite, umso rauschhaftere Chance. Auch diese nimmt ihnen das Virus nun weitgehend: Der Prinz, der Bauer und die Jungfrau aus den Reihen der Altstädter dürften gestern die traurigsten Kölner gewesen sein.

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