Konkurrenz für Taxi-RufTaxi 17 bläst zum Angriff

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Die ersten Wagen werden bereits mit dem neuen Schriftzug vorbereitet. Das neue Unternehmen startet am 1. Oktober.

Die ersten Wagen werden bereits mit dem neuen Schriftzug vorbereitet. Das neue Unternehmen startet am 1. Oktober.

Köln – Der Taxi-Ruf Köln bekommt Konkurrenz. Alexander Tritschkow (55), bis im Juli vergangenen Jahres noch Sprecher der Genossenschaft mit mehr als 800 Taxi-Unternehmen und 3000 Fahrern und zehn Jahre im Vorstand, hat mit drei weiteren Gesellschaftern eine neue Taxi-Vermittlung gegründet und kündigt einen harten Kampf um die Marktanteile an. Sie wird am 1. Oktober als Taxi 17 an den Start gehen und will im ersten Jahr mehr als zehn Prozent des Markts erobern. Der Name orientiert sich an der Rufnummer 17 00 00, unter der die Vermittlung zu erreichen sein wird. Die Autos werden mit einem Schriftzug Taxi 17 und einer Werbung von Radio Köln unterwegs sein.

„Unser Gewerbe schrumpft und muss sich neu aufstellen, wenn es im Wettbewerb mithalten will“, sagt Tritschkow. Die Konkurrenz durch Mietwagen- und Carsharing-Firmen nehme zu, hinzu kämen die Taxi-App und die rechtlich umstrittenen Alternativen wie Uber und Wunder-Car, die Fahrgäste an private Fahrer oder Mietwagen mit Fahrer vermitteln. „Wir dürfen davor nicht die Augen verschließen und müssen etwas dagegensetzen. Leider habe ich mich mit meinen Vorstellungen beim Taxi-Ruf nicht durchsetzen können. Dazu ist die Organisation einfach zu groß, sind die Interessen der Mitglieder zu verschieden.“

So lange das Konzessionsmodell gilt und die Tarife von der Stadt Köln festgelegt werden, „können wir uns nur über die Qualität einen Vorteil verschaffen“. Bei Taxi 17 werde es dazu klare Regeln geben: „Der Fahrgast soll wissen, welche Dienstleistung ihn erwartet, wenn er bei uns ein Taxi bestellt.“ Die Flotte von Taxi 17 werde, sagt Tritschkow, ausschließlich aus gepflegten Autos der Mercedes E-Klasse bestehen, die nicht älter als vier Jahre sein dürfen. Die Fahrer müssen ausreichend Deutsch sprechen, sehr gute Ortskenntnisse besitzen, beim Ein- und Aussteigen sowie Be- und Entladen „über das normale Maß“ behilflich sein, auf Wunsch eine „angemessene Konversation“ führen und sich durch eine vernünftige Fahrweise auszeichnen. „Das sollten Selbstverständlichkeiten sein, doch leider zeigen die Erfahrungen vieler Kunden, dass das nicht immer der Fall ist.“

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Start mit 40 Fahrzeugen

Die Gesellschafter von Taxi 17, die alle seit Jahrzehnten in der Branche tätig sind, halten derzeit zusammen 67 Taxi-Konzessionen. Inzwischen haben sich weitere 30 Kölner Taxiunternehmer als Teilnehmer angeschlossen. „In der Startphase werden uns rund 40 Taxen zur Verfügung stehen. Diese Zahl werden wir sukzessive auf 150 erhöhen. Damit hätten wir einen Marktanteil von mehr als zehn Prozent“, sagt Tritschkow.

Derzeit sind in Köln rund 1200 Konzessionen vergeben. Pro Taxi ist eine Konzession erforderlich. 150 Autos erscheint wenig, doch die Gesellschafter orientieren sich mit Taxi 17 an einem Düsseldorfer Vorbild. Dort konkurriert das Rhein-Taxi, das 1996 gegründet wurde, mit rund 135 Fahrzeugen gegen die Taxi-Genossenschaft mit 1200 Autos, die Auslastung der Rhein-Taxis ist aber weitaus höher. „Wir haben das Düsseldorfer Modell sehr gründlich studiert und viele Hilfestellungen bekommen“, sagt Tritschkow. Die Größe einer Vermittlung allein sei nicht ausschlaggebend. Ziel sei es, doppelt so viele Fahrten pro Taxi zu vermitteln, wie es derzeit beim Taxi-Ruf der Fall ist.

Dort werden im Jahr rund 2,2 Millionen Fahraufträge vergeben. „Das sind sieben Fahrten pro Wagen am Tag. Bei einer Zehn-Stunden-Schicht steht jeder Wagen rund fünf Stunden in der Warteposition. Wir müssen 14 bis 15 Fahrten vermitteln.“ Diese Qualität hat aber auch ihren Preis. Die Monatsgebühr, die ein Unternehmer an Taxi 17 abführen muss, ist mit 400 Euro netto doppelt so hoch wie beim Taxi-Ruf.

Mittelfristig müsse man sich darauf einstellen, dass die Praxis, eine durch die Stadt festgelegte Zahl an Konzessionen zu vergeben, keine Zukunft hat. „Irgendwann werden sich die EU-Wettbewerbshüter mit dieser Frage befassen.“ In Hamburg sei diese Limitierung bereits aufgehoben, dafür müsse jeder Bewerber für eine Taxi-Lizenz sehr harte Auflagen erfüllen. „Das scheint ein erfolgreiches Modell zu sein“, sagt Tritschkow. Die Qualität ist gestiegen, die Zahl der Taxis gesunken.“ Sollte Köln einen ähnlichen Weg einschlagen, werde sich die Zahl der Fahrzeuge zunächst erhöhen. „Das könnten bis zu 500 sein. Am Ende wird das der Markt regeln.“

In der Zentrale von Taxi 17 in der Vitalisstraße in Braunsfeld haben in dieser Woche Schulungen begonnen. Jeder Fahrer muss ein zweiwöchiges Seminar absolvieren. „Dort machen wir ihn damit vertraut, was wir unter Dienstleistung verstehen“, sagt Tritschkow.

Bei der Vermittlung der Fahrten arbeitet Taxi 17 mit einem Call-Center in Ehrenfeld zusammen. 500 000 Euro haben die vier Gesellschafter investiert. Nach einem Jahr wolle man eine schwarze Null schreiben. Er verfüge zwar über mehr als 30 Jahre Berufserfahrung im Taxi-Gewerbe, sagt Tritschkow, „aber was ab 1. Oktober passieren wird, darauf bin ich auch sehr gespannt.“

Man sehe der Konkurrenz gelassen entgegen, sagt Jamshid Argomand, Vorstandssprecher vom Taxi-Ruf Köln. „Ich habe meine Zweifel, ob das Konzept aufgeht. Wir werden weiter an unserer Qualität arbeiten.“ Es könne durchaus sein, dass Taxi 17 beim Vermittlungsgeschäft pro Fahrzeug bessere Ergebnisse erziele. Bei den Fahrten, die spontan zustande kämen, könne man mit 67 Konzessionen nicht konkurrieren: „Wir haben 1200 Autos im Einsatz, 365 Tage im Jahr, täglich 24 Stunden.“

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