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Künstler-KollektivDrama im eigenen Wohnzimmer

Lesezeit 2 Minuten

Sie planen Theater in Privatwohnungen: (v. l.) Franziska Seidel, Oliver Krietsch-Matzura, Philine Velhagen, Mirco Monshausen, Anika Karthaus, Melanie Graf und Tina Saum von Drama Köln.

Köln – Dass innovatives Theater keiner festen Aufführungsorte und teurer Schauspielhäuser bedarf, diesen Beweis erbringt in regelmäßigen Abständen das Künstler-Kollektiv „Drama Köln“. Öffentliche Plätze und Straßen werden dabei ebenso in Bühnen verwandelt wie Fitnesscenter, leerstehende Autohäuser oder Hoteldächer. Für die anstehende Sommerreihe „Wer ist denn schon bei sich zu Hause?“ erweitert die künstlerische Leiterin Philine Velhagen den Radius nun noch einmal um eine intime Komponente und lässt vom 10. bis zum 19. August erstmals auch privaten Wohnraum bespielen.

„Sechs Stücke, darunter zwei Gastspiele, kommen zur Aufführung. Eine solche Verdichtung an Projekten in so kurzer Zeit hatten wir noch nie“, erklärt die gebürtige Hamburgerin. Mit dem Vordringen in die privaten Gemächer soll den Zuschauern die Gelegenheit gegeben werden, über scheinbar feststehende objektive Wahrheiten nachzudenken und diese womöglich zu hinterfragen.

Der Festivalauftakt „Wir Wütenden“ bittet die Gäste zum Beispiel in die Wohnung von Regisseur Oliver Krietsch-Matzura. Das Stück aus der Feder von Nora Mansmann konfrontiert den Beobachter auf absurde Weise mit den Alltagsabläufen einer Familie, deren Vater an Demenz erkrankt ist. „Das Stück zeigt viele witzige und skurrile Situationen, die aus Alzheimer resultieren“, erklärt Krietsch-Matzura. Er wolle auf diese Weise Sympathie für das Thema wecken und nicht nur ein Betroffenheitsklima erzeugen.

Katze und Krieg in Bickendorf

Fasziniert von der Idee, ihr Wohnzimmer zum Ausgangspunkt einer Performance zu machen, ist auch Anika Karthaus: „Ich finde es toll, wenn Theater nicht nur an krampfigen, dunklen Orten stattfindet“, sagt die 37-Jährige. Ihr Apartment in der elften Etage des Bickendorfer Westcenters wird am 17. August die erste von drei Stationen des Künstlerduos Katze und Krieg sein. Die beiden Braunschweiger nehmen die Teilnehmer mit auf einen nächtlichen Streifzug durch die Stadt, dessen Verlauf und Ende offen sind.

Komplett improvisiert ist auch,, was die Zuschauer bei der Wiederaufnahme von „We watch you watch“ auf dem Chlodwigplatz zu hören bekommen. Das 2011 für den Kölner Theaterpreis nominierte Stück von Drama Köln lässt mehrere Schauspieler den Versuch unternehmen, die Gedanken der Passanten für kommerzielle Zwecke auszuwerten. „Mit der humorvollen Erkenntnis, dass sich die Welt doch nicht so objektiv auswerten lässt, wie ursprünglich angenommen“, so Velhagen.

Wer darüber hinaus wissen will, welche Rolle der alte Tigerkäfig im Garten von Stephanie Terbrüggen im Stück „Martha Richardt“ spielt, der kommt am 16. August nicht an einem Hausbesuch in der Johann-Brinck-Straße vorbei.

Karten sind erhältlich unter info@drama-koeln.de oder täglich von 16 bis 18 Uhr unter 0177/6545468.www.drama-koeln.de