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Kunst auf dem Tanzparkett

Lesezeit 2 Minuten

Inhaber Bernd Chrischilles (l.) und Künstler Christoph „Willow“ Wildgrube vor dessen Skate-Kunst im Hop Spot Tanzstudio

Ehrenfeld – Lindy Hop, Jazz und Charleston – dazu tanzen die Besucher im Hop Spot Tanzstudio normalerweise. Doch für zwei Tage haben Esther und Bernd Chrischilles, Inhaber des Studios, das Tanzparkett für eine andere Kunstform freigegeben – die Streetart, vor allem bekannt durch den britischen Künstler Banksy.

Die Idee kam den beiden Anfang April, nachdem sie den Betrieb im Tanzstudio aufgrund der Corona-Pandemie vollständig einstellen mussten. „Einer unserer Freunde ist in Köln als Künstler tätig und schlug vor, eine Ausstellung auf die Beine zu stellen “, erzählt Chrischilles.

Weitere Kölner Streetart-Artisten schlossen sich der Idee an. Nach zweimonatiger Vorbereitung war nur noch eine Lockerung der Kontaktbeschränkungen nötig, die im Juni schließlich kam. Knapp zehn Künstler stellten ein Wochenende lang ihre Werke vor. „Die Eröffnung war für alle Balsam auf die Seele“, so Chrischilles. „Es hat sich endlich wieder wie ganz normales Leben angefühlt – auch mit Hygienekonzept.“

Inhaber Bernd Chrischilles (l.) und Künstler Christoph „Willow“ Wildgrube vor dessen Skate-Kunst im Hop Spot Tanzstudio

An den beiden Tagen präsentierten die Künstler den insgesamt 400 Besuchern Werke mit oftmals scharfer Gesellschaftskritik. Neben der Bedrohung durch den Überwachungsstaat und ausufernde Polizeigewalt waren Sexismus und die Corona-Pandemie Themenschwerpunkte. Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit nutzten viele Künstler gebrauchte Gegenstände als Grundlage. Pappen, Schranktüren oder zusammengenagelte Holzbretter waren nur einige der ungewöhnlichen Materialien der Kunstwerke, die sonst an vielen Ecken in den Straßen Kölns zu finden sind.

Diesen Gedanken trieb der ehemalige Profiskater Christoph „Willow“ Wildgrube besonders auf die Spitze. Der gebürtige Berliner stellt seine Kunstwerke aus alten Skateboards her, die er während seiner Profikarriere selbst gefahren ist. Aus ihnen kreiert er Möbel und Skulpturen, die durch ihre Vielzahl an farbigen Einzellinien beeindrucken. „Die Schichten, aus denen sich meine Kunstwerke zusammensetzen, ergeben sich bei der Kreuzverleimung der Skateboards“, erklärt Wildgrube. „Die Bretter sind aus schmalen Einzelschichten zusammengesetzt, damit sie stabil und flexibel zugleich sind.“

Ohne diesen Mix, so der frühere Profiskater, würden sie den halsbrecherischen Tricks der Skater nicht standhalten. Damit verhelfen sie auch seinen Möbeln zu besonderer Stabilität und Langlebigkeit. Die Idee zu seiner Kunst kam dem 37-Jährigen in einer Verletzungspause. „Ich war viel zu Hause und meine Frau hatte mich gefragt, ob ich ein paar Gartenmöbel bauen könnte“, so Christoph „Willow“ Wildgrube. „Mein Schwiegervater schlug mir vor, dazu meine 400 ausrangierten Skateboards aus meiner Zeit als Skateprofi zu benutzen. Das klappte super und sah stark aus.“

www.hopspot.eu

www.willows.world

Bernd Chrischilles, Tanzstudio Hop Spot

Christoph Wildgrube, Künstler und ehemaliger Profi-Skater