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KVB setzt auf KartenleserKeine Ticketautomaten mehr in Kölner Bussen und Bahnen

4 min
KVB Kölner Verkehrs Betriebe Automat Fahrschein Ticket Fahrkarte
Aufgenommen am: 21.07.2017
Foto: Alexander Roll (Staff)

Bald Geschichte? Die KVB will die Ticketautomaten in den Bahnen und Bussen durch Kartenleser ersetzen. Foto: Alexander Roll (Staff)

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) wollen erreichen, dass in Bussen und Bahnen nur noch bargeldlos bezahlt werden kann. 

Alle Fahrscheinautomaten in den 400 Stadtbahnen und 300 Bussen der KVB sollen verschwinden. Die Verkehrs-Betriebe wollen sie durch Kartenleser ersetzen. Das sind elektronische Geräte, an denen die Fahrgäste beim Ein-, Aus- oder Umsteigen mit einer Kredit- oder Debitkarte, dem Smartphone oder der Smartwatch kontaktlos ein- oder auschecken. Die Fahrten werden nach Luftlinientarif abgerechnet, bei mehreren Fahrten an einem Tag der günstigste Gesamtpreis ermittelt und abgerechnet.

Mit einer öffentlichen Ausschreibung sucht die KVB auf dem Markt nach Unternehmen, die bereits Erfahrung mit solchen Systemen gesammelt haben. Die Bewerbungsfrist endet am 23. September. Nach dieser Markterkundung könnten schon 2026 „ein oder mehrere Vergabeverfahren“ veröffentlicht werden, heißt es.

Erfolgreiches Pilotprojekt in Bonn

Bevor eine Entscheidung zum Einsatz der neuen Technologie getroffen, müsse geklärt sein, welche Lösungen es für Kunden gibt, die weiter mit Bargeld zahlen, keine digitalen Bezahlsysteme nutzen wollen und Wert auf ihre Anonymität legen, heißt es weiter. Außerdem müsse das neue System auch über das Stadtgebiet hinaus im Zusammenspiel mit anderen Verkehrsunternehmen funktionieren. Eine Insellösung für Köln mache keinen Sinn.

Die bisherigen Fahrscheinautomaten ließen nicht unbegrenzt erweitern, mit dem neuen System müsse auch sichergestellt sein, dass die Nutzer vor der Fahrt spontan ein Ticket in der Bahn oder im Bus kaufen können. In den Nachbarstädten Düsseldorf und Bonn werden solche Systeme bereits getestet oder auf den Weg gebracht.

Bisher sind die Stadtwerke Bonn mit ihrem „BONNsmart“-System bundesweit führend. Als erste Stadt in Deutschland hat Bonn in allen 230 Bussen und 100 Bahnen im September 2020 Kartenleser installiert, die das kontaktlose bargeldlose Bezahlen möglich machen.

Insellösung nur für Köln macht keinen Sinn

Das Projekt ist Teil der Digitalisierungsoffensive des Landes für den öffentlichen Personennahverkehr und wurde vom Verkehrsministerium mit 500.000 Euro gefördert. Insgesamt hat es 2,5 Millionen Euro gekostet. „Das System hat sich absolut bewährt und ist bereit für die große Bühne“, sagte Anja Wenmakers, Geschäftsführerin der SWB Bus und Bahn zum Abschluss der Pilotphase. „Wir stehen bereit, um unsere Erfahrungen mit anderen zu teilen.“

Das könnte, wenn sich die KVB ebenfalls auf den Weg macht, recht schnell der Fall sein. Noch können Fahrten mit den Linien 16 und 18 zwischen Köln und Bonn nicht über das neue System abgerechnet werden. An der Bonner Stadtgrenze endet bisher das bargeldlose Fahrvergnügen. „Das volle Potenzial kann ein solches System erst dann entfalten, wenn die Fahrgäste es auch in Bussen und Bahnen benachbarter Verkehrsunternehmen nutzen können“, sagt ein Sprecher der Stadtwerke Bonn auf Anfrage.

Ob die Einführung des Deutschlandtickets im Mai 2023 der Nachfrage von „BONNsmart“ geschadet hat, lässt sich nicht klären. Im ersten Jahr nach der Einführung hatte es eine Steigerungsrate von 70 Prozent. 2022 wurden mehr als 130.000 Fahrten registriert. Für Gelegenheitsfahrer schien es attraktiv, weil sie sich um Tarifzonen nicht mehr kümmern müssen. Wie viele Kunden tatsächlich mit dem Ticket unterwegs sind, wird von den Stadtwerken Bonn allerdings nicht veröffentlicht.

Bonner Busfahrer nehmen kein Bargeld mehr an

Bisher konnten die Bonner in den 200 Bussen auch noch beim Fahrer Tickets kaufen, doch das schaffen die Stadtwerke gerade ab, um das Personal zu entlasten, heißt es in einer Pressemitteilung. Dazu werden die Fahrzeuge wieder mit kleinen Ticketautomaten ausgerüstet, an denen man mit EC- oder Kreditkarte, Handy oder Smartwatch Papierfahrscheine kaufen kann, die ausgedruckt werden. Mit Bargeld kann man an diesen Automaten nichts mehr anfangen. Für die Fahrer hat das nur Vorteile. Der Stress, an den Haltestellen auch noch kassieren und Verspätungen zu riskieren, falle weg. Außerdem müssen sie am Ende der Schicht keine Abrechnungen mehr machen.

Das Bonner Verkehrsunternehmen hat sich zu diesem Schritt entschlossen, weil 98 Prozent der Bevölkerung mindestens eine EC- oder Kreditkarte besitzen. „An den Automaten in den Straßen- und Stadtbahnen, den stationären Automaten und in den Service-Centern bemerken wir ebenfalls diesen Trend. Deshalb ist es uns gerade vor dem Hintergrund der nötigen Mobilitätswende wichtig, uns der Lebenswelt unserer Kundschaft noch mehr anzupassen“, sagt Wenmakers.

Der Bonner Verkehrsexperte Rolf Beu (Grüne) wertet das als Indiz, dass „BONNsmart“ doch nicht so erfolgreich ist, wie die Stadtwerke es sich erhofft haben. 90 Prozent der Fahrgäste im Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) sind mit Deutschlandticket oder dem Digitalticket eezy.NRW unterwegs.