Nach Ausfall der LandesförderungStadt rettet die Arbeitslosenzentren

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Die Beratungen im Kellerladen in Bilderstöckchen finden in einem umgebauten Eisenbahnwaggon statt.

Lange Zeit mussten die Kölner Arbeitslosenzentren (ALZ) um ihre Existenz bangen: Schon im vergangenen Frühjahr hatte das Land NRW angekündigt, die Beratungsstellen nicht wie in der Vergangenheit zu fördern. Nun können sie wohl aufatmen. Denn die Stadt will für die ausgefallenen finanziellen Mittel, gut 15.000 pro Verein, aufkommen, wie einer Verwaltungsvorlage zu entnehmen ist, über die der Sozialausschuss am Donnerstag abstimmen will. Insgesamt erhalten die ALZ und die größeren Erwerbslosenzentren 283.000 Euro von der Kommune. Die Politiker haben bereits mehrheitlich angekündigt, den Vorstoß zu unterstützen. „Die Freude ist riesig“, sagte Rolf Blandow vom Ostheimer Veedel e.V.

Hintergrund ist, dass man in Düsseldorf offenbar Geld einsparen will. Gefördert werden künftig nur noch die Erwerbslosenberatungsstellen, nicht die kleineren Arbeitslosenzentren, die oft auf einzelne Viertel ausgerichtet sind. Aber auch bei den Erwerbslosenberatungsstellen werden künftig nur noch 3,5 Stellen statt bisher vier Stellen finanziell unterstützt. In der Vergangenheit erhielten das Kölner Arbeitslosenzentrum (Kalz), ABC Höhenhaus, der Vingster Treff und das Begegnungs- und Fortbildungszentrum Muslimischer Frauen je eine Unterstützung von gut 66.300 Euro. Zusätzlich gab es von der Stadt je 10.800 Euro. Die meist kleineren Arbeitslosenzentren erhielten 15.600 Euro vom Land und 9000 Euro von der Stadt. Echo Chorweiler wurde von der Stadt separat gefördert.

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Nun haben sich Kalz, ABC Höhenhaus und der Vingster Treff zu einer Bietergemeinschaft zusammengeschlossen und den Zuschlag vom Land für die Förderung der 3,5 Stellen erhalten. Alle anderen Träger wären dann fast leer ausgegangen, wäre die Stadt nicht eingesprungen. Am meisten profitieren von der städtischen Förderung das Begegnungs- und Fortbildungszentrum Muslimischer Frauen, das knapp 82.000 Euro erhält, und der Verein Echo, dem 71.000 Euro zur Verfügung gestellt werden. Jeweils gut 24.300 Euro erhalten der Lindweiler Treff, der Kellerladen, Veedel e.V. und der Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit. Kalz und Vingster Treff profitieren zudem wie bislang von einer institutionellen Förderung von insgesamt 114.000 Euro.

Förderung nach 2021 unklar

„Die Stadt hat ein Interesse daran, das Beratungsnetzwerk zu behalten“, sagte Theresia Dopke, Geschäftsführerin des Kellerladens. Denn besonders in der Corona-Zeit sei der Beratungsbedarf sehr groß, insbesondere da es kaum Präsenzberatungen im Jobcenter gäbe. Das sieht auch Kalz-Geschäftsführer Bernd Mombauer so. „Das Netzwerk hätte ohne die Mittel der Stadt nicht erhalten werden können. Das hat die Kommune gut gemacht.“ Allerdings sei das Netzwerk auch jetzt „nicht auskömmlich“ finanziert und unklar sei auch, wie hoch die Finanzierung nach 2021 ausfalle. Vertreter der Zentren würden daher weitere Gespräche mit der Stadt führen.

Unzufrieden ist der Verein Frauen gegen Erwerbslosigkeit, der von der Stadt als Arbeitslosenzentrum ebenfalls 24.300 Euro erhält, laut eigener Aussage aber 76.100 Euro benötigt. Der Grund: Der Verein unterhält auch ein Erwerbslosenzentrum, das bis 2015 vom Land Zuschüsse erhielt, in der jüngsten Förderphase bis 2020 aber aus dem NRW-Budget herausgefallen war. „Wir stopften die Löcher so gut es ging, aber jetzt ist unsere Belastungsgrenze überschritten – ohne solide Absicherung geht es nicht mehr“, sagte Vorstand Birgit Erdweg. „Es ist ein Rückschritt in die frauenpolitische Steinzeit, wenn wir erwerbslose Frauen abweisen müssen. Die Frauen und ihre Familien leben in Armut und Not. Sie haben ein Anrecht auf Unterstützung, ganz besonders in Zeiten von Covid 19.“ Frauen gegen Erwerbslosigkeit berät insbesondere Migrantinnen und Alleinerziehende. 2019 wurde 495 Beratungen mit insgesamt 3605 Frauen in elf Sprachen durchgeführt.

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