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EinkaufszentrumAlles unter einem Dach

Lesezeit 3 Minuten

Das Rhein-Center Weiden.

Weiden – Wie viele tausend Mark und Euro sie im Weidener Rhein-Center gelassen haben, können Helga und Jürgen Billerbeck nicht sagen. Seit der Eröffnung des Einkaufszentrums vor 40 Jahren „kommen wir fast jede Woche her“, sagt die 79-jährige Kölnerin aus Vogelsang, „es ist einfach praktisch, alles an einem Platz kaufen zu können“. Größer sei es geworden, anonymer auch. „Anfangs gab es ein schönes Strumpfgeschäft, da bin ich gern hin, da hat man sich auch mal unterhalten, aber die kleinen Familiengeschäfte haben es ja überall schwer heute“, sagt Frau Billerbeck. „So ist der Lauf der Zeit.“

„Es stehen Ruhebänke bereit, auf denen Vati eine Rauchpause einlegen kann, während Mutti schnell noch in eine der Mode-Boutiquen huscht“, schrieb der „Kölner Stadt-Anzeiger“, als das Rhein-Center vor 40 Jahren eingeweiht wurde. Die kahlen Buchenstämme waren mit 165 000 Kunststoffblättern geschmückt worden, „gemütlich“ sollte es zugehen zur Eröffnung des vollklimatisierten 50-Millionen-Gebäudes, das die Einkaufsströme des Kölner Westens und seiner umliegenden Gemeinden nachhaltig umlenken sollte. Auf den kostenlosen Parkplätzen standen Opel Rekord und VW Käfer – der Käfer war 1972 zum weltweit meistverkauften Auto aufgestiegen.

Idee kam aus den USA

So ist der Lauf der Zeit: Rauchen ist im Rhein-Center schon lange nicht mehr erlaubt, auch die künstlichen Pflanzen sind passé. Längst wartet auch die Frau gelegentlich auf den Mann, weil der noch schnell eine Gesichtscreme im Kosmetikladen kaufen geht. Im Parkhaus darf nur noch eine halbe Stunde umsonst geparkt werden. Viele kleine Läden musste großen Ketten weichen.

Geblieben ist der Erfolg: Die Idee, alle Einkäufe unter einem Dach in einer Shopping Mall zu erledigen, die Werner Otto Ende der 1960er Jahre aus den USA importierte, hat sich in ganz Europa durchgesetzt. In Weiden eröffnete Otto 1972 das vierte Einkaufscenter seiner Art in Deutschland – es war die Pionierzeit der schönen neuen Einkaufswelt. Nicht nur in Weiden gingen dem Bau der Shopping Malls politische Kämpfe voraus. Die Kritik: Die Einkaufszentren auf der grünen Wiese trügen zum Ausbluten der Innenstädte bei. Den kleinen Einzelhändlern in den Seitenstraßen gäben die Shopping Malls den Rest. An der Aachener Straße fügte es sich, dass mit „Weiden Süd“ zeitgleich ein neues Wohngebiet entstand – der Bedarf war da.

Mehr als 100 Einkaufszentren betreibt die unter dem Kürzel ECE bekannte „KG Einkaufscenter Entwicklung mbH“ inzwischen europaweit – auch in Innenstädten. In der Region zählen die Kölner Opernpassagen, das City-Center Chorweiler, der Hürth Park und die Leverkusener Rathaus-Galerie zu den ECE-Projekten. Das Weidener Rhein-Center ist eines der größten seiner Art in der Region: Über 180 Geschäfte finden sich seit der Erweiterung vor vier Jahren unter seinem Dach. Gestartet war das Einkaufszentrum 1972 mit 94 Geschäften, nach der ersten Erweiterung 1995, als auch das Parkhaus entstand, waren es schon 154 Läden.

Straffe Führung

Die Ladenlokale sind komplett vermietet, die Fluktuation ist eher gering. „Im Schnitt haben wir zehn Umbauten pro Jahr“, sagt Center-Manager Sebastian Baumann. Mit den Umsätzen sei man „sehr zufrieden“. Der wirtschaftliche Erfolg geht auch auf eine straffe Führung zurück: Die Mieter müssen den ECE-Verantwortlichen jedes Quartal ihre Geschäftszahlen vorlegen – der Betreiber wird an den Gewinnen beteiligt. „Wenn sie es wünschen, beraten wir unsere Mieter auch in Werbungs- und Marketingfragen“, sagt Baumann, der glaubt, dass das Rhein-Center langfristig erfolgreich sein wird: „Ich bin überzeugt, dass wir auch den 50. und 60. Geburtstag hier in Weiden feiern werden.“