Flüchtlinge in KölnEine Irakerin erzählt vom Glück, eine eigene Wohnung zu finden

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Diana Mesho (l.) und Hannelore Ruppert von der Willkommensinitiative besichtigen das Wohnheim.

Sülz – Ein heller Raum mit einem bodentiefen Fenster, eine Kochnische und ein kleines Bad. Für Diana Mesho ist das nicht einfach nur eine neue Wohnung, sondern das Paradies. In wenigen Tagen wird die 24-Jährige, die vor drei Jahren aus dem Nord-Irak floh, ihr erstes eigenes Heim in Deutschland beziehen. Bislang teilt sie sich in der Containerunterkunft an der Nikolausstraße mit einer anderen geflüchteten Frau ein Zimmer. Mesho öffnet das Fenster der neuen Unterkunft: „Hier stelle ich einen Blumenkasten hin“, sagt sie zu Hannelore Ruppert und Angelika Wuttke von der Willkommensinitiative Hallo in Sülz. Sie strahlt.

Das Wohnungsamt hat an diesem Tag alle interessierten Menschen zu einer Besichtigung des neuen Wohnhauses für Geflüchtete an der Zülpicher Straße 290 eingeladen. Viele Nachbarn bummeln durch das Gebäude und sehen sich die frisch sanierten Wohneinheiten an. „Wir sind stolz, dass wir hier einen zehnjährigen Leerstand beenden konnten und nun geflüchteten Menschen ein Zuhause bieten können“, sagt Josef Ludwig, Leiter des Amtes für Wohnungswesen.

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Das Haus war lange als Schandfleck an der Zülpicher Straße bekannt. Zuletzt war der Unmut der Bevölkerung über das trotz Wohnungsnot verfallende Haus so groß gewesen, dass einige Bürger es besetzt hatten. Die Aktion führte zum Erfolg. Die Stadt konnte das Wohngebäude und das ebenfalls unbewohnte Nachbarhaus an der Joseph-Stelzmann-Straße 2a vom Eigentümer mieten. Dieser erklärte sich bereit, die Wohngebäude zu sanieren. Immerhin ist die Stadt ein verlässlicher Vertragspartner, der dauerhaft für alle Wohnungen den marktüblichen Mietzins zahlt.

Nun sind beide Häuser frisch sandfarben erstrahlt und haben in ihrem Inneren einiges zu bieten: Das kleinere Gebäude an der Josef-Stelzmann-Straße 2 hat der Verein Stelze gemietet. Dort sollen wohnungslose Menschen ein Zuhause finden. An der Zülpicher Straße 290 sind 13 Wohnungen entstanden, die zwischen 45 und 62 Quadratmeter und ein bis drei Zimmer groß sind.

Eine einzige Erdgeschosswohnung hat 100 Quadratmeter und ist barrierefrei. Dort wird eine alleinerziehende Frau mit drei Kindern einziehen, von denen eines im Rollstuhl sitzt. Auch die anderen Wohnungen sind vorwiegend geflüchteten kleinen Familien vorbehalten. Zudem werden einige Einzelpersonen in die Einzimmerwohnungen ziehen.

Insgesamt können 36 Neukölner im Haus an der Zülpicher Straße 290 wohnen. Es werden Menschen syrischer, irakischer, afghanischer, albanischer, armenischer, chinesischer und nigerianischer Herkunft sein. Daniela Böhler, pädagogische Mitarbeiterin des Internationalen Caritaszentrums, das gegenüber zu Hause ist, hält die bunte Mischung für günstig. „Es ist immer gut, wenn sich in einer Hausgemeinschaft nicht zu große Grüppchen aus einzelnen Nationalitäten bilden“, sagt sie. So seien die Bewohner auch darauf angewiesen, miteinander Deutsch zu sprechen und würden die Sprache besser lernen. Sie möchte im Caritaszentrum ein regelmäßiges Treffen für die neuen Bewohner und die Nachbarn organisieren.

Eigentlich hatte sich die Willkommensinitiative einen Gemeinschaftsraum im Wohnheim gewünscht. Doch neben den Büros für den Hausmeister und die Sozialarbeiter sowie dem Schulungsraum ist dort nun kein Platz mehr. Dafür ist regelmäßig in den Kernzeiten von 8 bis 16 Uhr ein Mitarbeiter des Sozialdienstes der Stadt als Ansprechpartner für die Bewohner und die Nachbarn vor Ort.

Heim als Übergangslösung

Trotz der Wohnungen ist das Heim für geflüchtete Menschen immer noch eine Übergangslösung. „Wir schließen keine Mietverträge mit den Bewohnern ab“, erläutert Ludwig. „Langfristig sollen sie natürlich eine andere, eine eigene Wohnung finden.“ Das könne angesichts des angespannten Kölner Wohnungsmarkts allerdings natürlich dauern. „Wir schmeißen hier niemanden raus“, betont Ludwig. Zunächst seien die Familien an der Zülpicher Straße erst einmal sehr gut aufgehoben. „Es gibt eine Bahnhaltestelle, viele Schulen und Ärzte in der Nähe“, so Ludwig.

Ruppert und Wuttke weisen Diana Mesho auf noch einen besonderen Lagevorteil hin. „Guck mal, dort ist auch ein syrischer Konditor. Wir kommen dann mal zum Kaffeetrinken und bringen ein paar leckere Baklava mit.“ „Nein, das kommt nicht in Frage“, sagt Mesho lächelnd. „Ich backe dann selbst und zwar irakisch.“ Langfristig hat sie auch schon Pläne. „Ich besuche noch das Berufskolleg in Zollstock. Wenn ich fertig bin, möchte ich eine Ausbildung bei der KVB als Bahnfahrerin machen. Das ist mein Traum.“

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