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GeusenfriedhofUnbekanntes Juwel der Kölner Friedhöfe

Lesezeit 3 Minuten
Das kleine Gelände an der Kerpener Straße mit dichtem Baumbewuchs ist vielen Kölnern nicht bekannt.

Das kleine Gelände an der Kerpener Straße mit dichtem Baumbewuchs ist vielen Kölnern nicht bekannt.

Lindenthal – Unbekanntes Juwel Kölner Friedhöfe, größtes Schmuckstück in der Nähe der Universität, zentrales Exponat protestantischer Geschichte: Dies sind nur einige der Bezeichnungen, mit denen der Geusenfriedhof schon gewürdigt worden ist. Trotzdem dürfte er vielen Kölnern unbekannt sein. Wer auf dem Rund- und dem Mittelweg des kleinen Geländes mit den vielen Bäumen an der Kerpener Straße, Ecke Weyerthal geht und an den zum Teil stark verwitterten, halb verfallenen und von Efeu umzingelten Gräbern haltmacht, der spürt mitten im Universitätsviertel ein Gefühl von Verwunschenheit.

Wohl der älteste Grabstein, aus Drachenfelser Trachyt gefertigt und dem „an einer giftigen Pest“ dahingerafften Heinrich Koertt gewidmet, stammt aus den 70er Jahren des 16. Jahrhunderts – also aus dem Jahrzehnt, in dem der Friedhof angelegt wurde; 1576 ist er erstmals erwähnt worden. Eine katholische Adelige, Ursula von Gohr zu Kaldenbroek, hatte das 7200 Quadratmeter große Grundstück gestiftet, auf dem Anhänger der Reformation beerdigt werden konnten. Nach damaliger Vorschrift war dies nur außerhalb der Stadtmauern des katholischen Köln möglich. Die erste namentlich bekannte Beerdigung fand 1584 statt. Bis 1829 war das Areal, das seinerzeit weit vor der Stadt lag, die einzige Begräbnisstätte der evangelischen Einwohner Kölns. Zum letzten Mal wurde hier im Jahr 1875 jemand bestattet, dann wurde der Friedhof geschlossen.

Der Name des Friedhofs rührt daher, dass die überwiegend aus den Niederlanden geflüchteten Protestanten als Geusen bezeichnet wurden, abgeleitet vom französischen Wort „gueux“, das Bettler bedeutet. Die französischen Besatzer, die seit 1794 in Köln das Sagen hatten, setzten 1802 die Religionsfreiheit durch. Diese Liberalisierung führte unter anderem dazu, dass sich von 1829 an Protestanten auch auf dem Melatenfriedhof bestatten lassen konnten.

Im Jahr 1981, in dem die Anlage unter Denkmalschutz gestellt wurde, begann die Evangelische Gemeinde, Grabsteine und Fragmente restaurieren und das Gelände herrichten zu lassen, um die Wege wieder sicher begehbar zu machen; dafür kam Unterstützung von Stadt und Land. Manche der alten Grabplatten wurden konserviert und auf neue Sockel gelegt. Unterstützung gab es auch von ehrenamtlichen Helfern aus der Nachbarschaft. „Es sah furchtbar aus“, erinnert sich Rentnerin Elke Bendixen, die damals kräftig mithalf. Sie habe eine „Wildnis“ gelichtet, erinnert sie sich. Mit der Zeit erfuhr sie mehr und mehr über die Geschichte der Anlage und die dort Begrabenen, zum Beispiel über Christian Gottlieb Bruch, den ersten Pfarrer der Evangelischen Gemeinde Köln und Großvater des Komponisten Max Bruch.

Öffnungszeiten

Der Friedhof an der Kerpener Straße 13 ist täglich von 9 bis 19 Uhr geöffnet, in den Monaten Oktober und März nur von 10 bis 17 Uhr. Zwischen November bis Februar ist er geschlossen. Beschreibungen findet man auch auf den Internetseiten der Stadt unter dem Stichwort „Friedhöfe“. Unsere Serie „Ausflugsziel Friedhof“ erscheint wöchentlich. Nächste Woche sind wir auf Melaten.

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