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Kita An der Alten PostLeerstand im fünften Jahr

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Beim Ortstermin vor der Kindertagesstätte stritten die Kontrahenten zunächst, dann fanden sie einen Weg für das weitere gemeinsame Vorgehen.

Weiden – Es gibt Hoffnung, dass bald wieder Kinder die Kita An der Alten Post besuchen werden. Auf Einladung der Bezirksbürgermeisterin Helga Blömer-Frerker und ihres Stellvertreters Roland Schüler trafen sich die Kontrahenten eines seit Jahren währenden Streits jetzt vor Ort. Zwei der drei Parteien – Helmut Tappert vom Amt für Schulentwicklung sowie Axel Rostek und Nicole Wallmeroth von der Gebäudewirtschaft – verständigten sich darauf, dass anhand einer noch anzufertigenden Machbarkeitsstudie entschieden werden soll, ob die Kita an der Alten Post generalsaniert oder abgebrochen und an derselben Stelle neu gebaut wird. Tappert versicherte, der Stadt sei auf jeden Fall an dem Fortbestand einer Kindertagesstätte an dieser Stelle gelegen und sagte: „Wir wollen das zum Guten wenden.“ Und Jürgen Meurer – Vertreter des dritten Kontrahenten, der Eigentümergemeinschaft Weiden II, der die Immobilie gehört – versprach: „Sofern wir das bezahlen können, sind wir bereit mitzuziehen.“

Im fünften Jahr steht die Kita nun schon leer, obwohl – wie Tappert bestätigte – nach wie vor ein Mangel an Kita-Plätzen in Weiden besteht. Vor allem fehlt es an Plätzen für Mädchen und Jungen unter drei Jahren. Aufgrund massiver Feuchtigkeitsschäden musste die städtische Einrichtung mit damals 40 Plätzen in zwei Gruppen im Jahr 2009 von einem auf den anderen Tag geschlossen werden. Seitdem herrschte Streit darüber, wer die Sanierungskosten zu tragen hat – die Eigentümergemeinschaft des Wohnparks Weiden II oder die Kommune, die das kostenfreie Nutzungsrecht für das Gebäude innehat.

Die Stadt zog vor Gericht und unterlag, ging in Revision, die allein noch einmal 100 000 Euro kostete – doch das Urteil blieb daselbe. Demnach müsste die Gebäudewirtschaft zwei Drittel der Sanierung des Wasserschadens und seiner Folgen zahlen, die Eigentümergemeinschaft den Rest.

Längst aber geht es nicht mehr nur um eine Behebung der Schäden, die durch eindringendes Wasser entstanden waren, sondern um eine Generalsanierung. „Die mehr als 40 Jahre alte Einrichtung bedarf einer Generalsanierung“, sagte Nicole Wallmeroth von der Gebäudewirtschaft. Bei einer kleinen Führung durch die Räume wurde schnell deutlich, was sie damit meinte. Die Aufteilung der Gruppenräume entspricht nicht mehr heutigen Anforderungen, das selbe gilt für die Küche ebenso wie für die sanitären Anlagen. Das Gebäude müsste außerdem energetisch saniert werden. „Was kostet das? Was kriegen wir dafür? Lohnt sich das?“, fragte Tappert. Die Gebäudewirtschaft geht von einer Summe zwischen 1,2 und 1,6 Millionen Euro aus. „Aber wir wollen das genauer“, sagte Tappert – und schlug die Machbarkeitsstudie vor. Alle beteiligten Ämter sind damit einverstanden, sie gehen davon aus, dass diese Studie keine unvertretbare Verzögerung des weiteren Verfahrens bedeuten wird.

Neubau sinnvoll?

Die bislang genannten Zahlen bedeuten, dass jeder Kita-Platz 50 000 Euro kosten würde. „Wenn wir Kitas neu bauen, sind es zwischen 30 000 und 45 000 Euro“, rechnete Tappert vor. Und das brachte die Frage auf den Plan, ob es unter Umständen nicht sinnvoller sei, das Gebäude abzubrechen und neu zu bauen. Zumal dann vielleicht die neue Kita größer errichtet werden könnte als die bisherige, um noch mehr Kinder unterzubringen.

Der Rechtsanwalt der Eigentümergemeinschaft, Hans Achim Dören, signalisierte, dass es für diese Lösung durchaus Zustimmung geben könnte. Er sagte: „Die Menschen hier wollen in erster Linie einen funktionierenden Kita-Betrieb.“

Daran ist auch dem Schulentwicklungsamt, der Bezirksvertretung Lindenthal und nicht zuletzt dem Oberbürgermeister gelegen. In einem Schreiben von Jürgen Roters an die Lindenthaler Bezirksbürgermeisterin aus dem Juli 2013 ist von damals 40 fehlenden Kita-Plätzen in Weiden die Rede. „Die Kita An der Alten Post wird benötigt, um diesen Bedarf zu decken“, schrieb der Oberbürgermeister schon damals.

Nach mehr als eineinhalb Stunden der Annäherung zwischen den Ämtern der Stadt zum einen und zwischen der Stadt und der Eigentümergemeinschaft zum anderen meinte deren Vertreter Meurer abschließend versöhnlich: „Wir sollten jetzt nach vorne gucken und gemeinsam daran arbeiten, dass hier in Zukunft wieder Kinder spielen.“