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90. GeburtstagHans Dürr feierte in seiner Kneipe in Klettenberg mit vielen Freunden

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Ein Mann mit einer goldenen 90 um den Hals steht in einer Kneipe, neben ihm seine Frau und seine erwachsenen Kinder.

Jubilar Hans Dürr mit seiner Frau Leni sowie seinen beiden Kindern Jeannette und Oliver 

Hans Dürr feierte seinen 90. Geburtstag in „seinem“ Haus Dürr in Klettenberg. Gekommen waren viele Freunde und Stammkunden. Es gab Reibekuchen und Musik. 

Dass dieser 90. Geburtstag nicht auf ein überschaubares „Dinner for one“ hinauslaufen würde, war spätestens dann klar, als ein blauer Lieferwagen mit Aufschrift „Reibekuchen-Heinz“ an der Luxemburger Straße 339 seine endgültige Parkposition erreicht hatte. Öl für diese rheinländische Spezialität zu erhitzen, lohnt sich nur, wenn kein spärliches Gratulanten-Trüppchen, sondern eine größere Mannschaft erwartet wird. Und die ließ auch nicht lange auf sich warten. Gegen 17 Uhr bildete sich bereits eine lange Schlange vor der mit einer goldenen 90 geschmückten Tür, hinter der man weihnachtliche Dekoration und eine einsatzbereite Thekenmannschaft erspähen konnte.

Stammgast kam früher mit dem Opa, heute aus der Eifel

Hans Dürr ein Ständchen zu bringen, der an diesem Tag sein zehntes Jahrzehnt begonnen hatte, war jedoch nur das eine. Den meisten ist es mindestens genauso ein Bedürfnis, sich noch einmal dafür zu bedanken, dass man hier seit Jahrzehnten so etwas wie eine zweite Heimat hat. Claus Märker (57) etwa, erinnert sich noch gut, dass er vor mehr als 50 Jahren quasi noch an der Hand vom Opa hierher kam. Heute kommt er zur Feier des Tages extra aus der Eifel.

Werner Odenthal gehört zu den Stammgästen aus Sülz und Klettenberg, die sich ebenfalls seit rund einem halben Jahrhundert auf ein frisch gezapftes Kölsch in der Gaststätte freuen und dem Gastgeber auch deswegen zuprosten möchten. In Zeiten, in denen immer mehr Veedels-Eckkneipen schließen – wie vor kurzem auch das Sülzer „Knollendorf“ – wird der angestammte Platz am Tresen zu einem immer wertvolleren Gut.

Vor 71 Jahren eröffnete Dürr die Gaststätte in Köln-Klettenberg

Hans Dürr hat noch eine lebendige Erinnerung an den Tag vor 71 Jahren, als er – in Jacket und Krawatte – mit Vater Hans, der Mutter und seinen beiden Schwestern hinter der Theke stand und stolz das allererste Kölsch in dieser frisch eröffneten Gaststätte ins Glas laufen ließ. Damals kostete die Stange noch 35 Pfennig.

Der Preis hat sich seitdem ein wenig verändert. Geblieben ist indes das gut gezapfte Kölsch, wofür seit vier Jahren überwiegend Frank Wegener zuständig ist. Ebenfalls unverändert ist die elegante äußerliche Erscheinung des Gaststätten-Begründers, der an seinem Ehrentag Sakko mit rosa-gemusterter Fliege trägt und jedem Gast einen roten Schal mit einem eingewebten „90 Jahre vom Glück verfolgt“ überreicht.

Vor einer Kneipe sitzt ein Paar an einem Tisch, auf dem Bürgersteig davor hat ein Akkordeon-Orchester Aufstellung genommen.

Wie in der Hamburger Keipen-Talkshow „Inas Nacht“ ging es in Klettenberg zu: Mitglieder des ersten Kölner Akkordeonorchesters von 1935 spielen für Hans Dürr vor seiner Klettenberger Gaststätte.

700 Mini-Reibekuchen teils mit Lachs und Tartar werden an diesem Abend an den Mann und die Frau gebracht, die sich vor allem in dem Moment vor den Fenstern der Gaststube und im transparenten Zelt draußen knubbeln, als noch ein zweiter Jubiläumskandidat eintrifft. Zur Überraschung von Hans Dürr und seiner Frau Leni hatten Tochter Jeannette und Sohn Oliver Mitglieder des Ersten Kölner Akkordeonorchesters engagiert, das in diesem Jahr ebenfalls sein 90-jähriges Bestehen feiert. Wie beim Hamburger Kneipen-TV-Talk „Inas Nacht“ in Klettenberg, beschreibt ein Gast die Szenerie, nur dass hier natürlich keine Seemannslieder erklingen, sondern unter anderem der deutsche Schellackschlager „Du hast Glück bei den Frau‘n, Bel Ami“.

Hans Dürr, früher selber begeisterter Spieler der Quetsch, genießt das ihm dargebrachte Konzert zusammen mit seiner Familie und wirkt an diesem Abend so fit und allen Gratulanten zugewandt, dass man sich wahrscheinlich schon bald einen Plan für den 95. in den Hinterkopf legen wird.