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LiebfrauenschuleMit den Lehrern über alle Berge

Lesezeit 4 Minuten

Auf dem Spülgenpass freuten sich Lehrer und Schüler über die geglückte Bergfahrt.

Köln-Lindenthal – Es gibt Lehrer, die so nett sind, dass Schüler mit ihnen auch ihre Ferien verbringen. Und es gibt Menschen, die so gerne Rad fahren, dass sie damit eine weite Reise unternehmen. Mit seinen Lehrern auf dem Fahrrad die Alpen zu überqueren, ist allerdings doch eine ganz besondere Leistung. Eine Gruppe von 13 Schülern der Liebfrauenschule hat diese nun mit zwei Pädagogen absolviert. Neun Jungs und vier Mädchen im Alter von 15 bis 17 Jahren sind von Köln über Koblenz und Mainz, Straßburg, Konstanz, Bologna und Florenz bis nach Rom gefahren, 21 Tage lang, 17 davon im Fahrradsattel, 2000 Kilometer.

Es war eine ganz besondere Tour. Gemeinsam berichten die Radfahrer nun mit ein wenig Abstand an einem runden Tisch. Die Schule hat schon längst wieder begonnen, aber der Teamgeist ist noch spürbar, wenn Lehrer und Schüler abwechselnd von ihren Erlebnissen erzählen. Elmar Esser, der an der Liebfrauenschule, Physik, Englisch und katholische Religion unterrichtet, hatte die Idee zu der gemeinsamen Reise. "Ja, das hat schon auch etwas mit meinem Fach zu tun." Schließlich ging die Radtour mit dem Religionslehrer nach Rom und endete mit einer Messe in einer kleinen Kapelle im Petersdom. Wichtig sei ihm vor allem aber auch gewesen, sagt Esser seinen Schülern und Schülerinnen ein solches Erlebnis ermöglichen zu können.

Sportliche Herausforderung

Der religiöse Aspekt stand dabei im Hintergrund. Die Reise war eine sportliche Herausforderung und ein einzigartiges Naturerlebnis. Was überwog, gewichten die Teilnehmer unterschiedlich. "Das Tollste war eigentlich, die Alpen hochzufahren", findet Schülerin Catarina. "Oh, nein. Das war anstrengend", entgegnet Mitschülerin Lena. "Das Schönste war die Landschaft." "Also", sagt Paul, "am besten war es doch, oben auf dem Splügen-Pass zu stehen und herunter zu schauen." Niemand widerspricht. Doch ja, findet das Radlerteam, das war der Höhepunkt, oben auf 2115 Metern, der Grenze zwischen der Schweiz und Italien, da hatten sie das Gefühl, es geschafft zu haben - sie wussten ja nicht, was sie noch erwarten würde. "Da haben wir alle gejubelt", erinnern sich die Schüler.

Ein kleiner Plausch in einer spektakulären Landschaft

Anstrengungen, Nässe und Kälte würden sie nun hinter sich lassen. Den Berg mit dem Rad zu erklimmen, war ein Kraftakt gewesen. Das Wetter hatte es ihnen nicht leicht gemacht und auch noch ein Schnippchen geschlagen. In Konstanz hatte Dorian seine Regenjacke per Päckchen zurück nach Köln geschickt. Das war etwas zu optimistisch, wie sich später herausstellen sollte. Der Dauerregen kam erst noch. "Ich war klitschnass", schildert er.

Die Erleichterung war dann groß, vom Pass aus in die italienische Sonne zu fahren - erst einmal. Denn es wurde nicht nur warm, sondern heiß, 43 Grad. Lydia Fischer freute sich nicht über das schöne Wetter: "Das war viel schlimmer als die Steigung herauf in den Alpen." Elmar Esser bestätigt: "Nach Florenz wurde es unerträglich." Ihre Strategie: jeden Tag sehr früh starten. "Da wollten dann Schüler freiwillig um sechs Uhr morgens aufstehen." Esser grinst. Catarina ergänzt: "Und dann waren wir später doch die einzig Blöden, die noch um 14 Uhr mit dem Rad unterwegs waren, während die Italiener kopfschüttelnd im Schatten saßen." Die Gruppe musste ja alltäglich eine gewisse Strecke absolvieren, durchschnittlich 110 Kilometer.

Extrarunde gedreht

Das fiel den Radlern unterschiedlich leicht oder schwer. Rennradfahrer Leandro drehte öfters noch eine Extrarunde, damit er nicht immer auf die restlichen Radler warten musste. Andere kämpften mit dem Muskelkater. Es gab platte Reifen, Leandro hatte 21-mal einen Platten, Dorian hatte fünf, Lena keinen einzigen. Zwei Kettenbrüche mussten behoben werden. Es gab zwei Stürze, die glücklicherweise recht glimpflich verliefen. Katharina hat ihre Prellung an ihrem Oberschenkel mit dem Handy fotografiert. Eindrucksvoll blau, lila und rot leuchtet die Schwellung. Ein anderer Schüler wurde bei der Abfahrt vom Pass von einem Autofahrer abgedrängt und überschlug sich. Nach einer Pause im Auto, mit dem eine Freundin von Lydia Fischer die Gruppe begleitete und mit Essen versorgte, war er wieder fit, der Schreck und der Schmerz waren schnell vergessen - auch weil das Ziel näher rückte. "Als ich dann zum ersten Mal von weitem den Petersdom gesehen habe, wusste ich, jetzt passiert erst einmal nichts mehr", sagt Esser.

Fischer sieht das anders: "Da kam ja noch der italienische Straßenverkehr." Der stellte sich allerdings doch als die geringere Schwierigkeit heraus. Nach vier Nächten in der italienischen Hauptstadt flog die Gruppe nach Hause, etliche schöne Erinnerungen im Gepäck.

"Das war wirklich eine ganz tolle Gruppendynamik", lobt Fischer, "es gab niemanden, der kompliziert war." Elmar Esser bestätigt das. "Ich werde bestimmt noch einmal so eine Tour machen. Vielleicht noch nicht nächstes Jahr. Aber später dann, mit Schülern noch einmal nach Rom, privat aber lieber an den Polarkreis." Leandro ist da schon wieder einen Schritt weiter: "Ich bin von Rom noch nach Mallorca geflogen", erzählt er, "und da habe ich eine Fahrradtour gemacht."