Mehr als ein offenes Ohr im letzten LebensjahrBuddy-Projekt in Köln hilft todkranken Menschen

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Anna Kalus, Johanna Tückmantel, Christian Flügel-Bleienheuft sitzen auf einer Bühne und sprechen über das Buddy-Projekt.

Zum Start des Buddy-Projekts gab es eine Gesprächsrunde mit (v.l.n.r.) Anna Kalus, Johanna Tückmantel, Christian Flügel-Bleienheuft.

Nach der Diagnose einer tödlichen Krankheit stellen sich für Betroffene viele Fragen. Das Buddy-Projekt will helfen, diese zu beantworten.

Wenn Menschen die Diagnose einer unheilbaren Krankheit bekommen, steht am Anfang erstmal der Schock. Danach folgt oft ein Gefühl der Überforderung und es treten Fragen auf: „Wo bekomme ich Hilfe?“, „Wie kann ich die bürokratischen Hürden überwinden?“, „Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Hospiz?“ Betroffenen Kölnern und ihren Angehörigen fehlt häufig ein Ansprechpartner, der bei all diesen Fragen unterstützen kann. Das geht aus aktuellen Studien des Zentrums für Palliativmedizin der Uniklinik Köln hervor. Betroffene hätten oft geäußert, dass sie sich eine Ansprechperson wünschen, die gut vernetzt ist und helfen, vermitteln und koordinieren kann, sagt Julia Strupp vom Zentrum für Palliativmedizin.

Buddy-Projekt in Köln will todkranken Menschen helfen

Um Menschen in dieser schwierigen Situation bestmöglich zu unterstützen, hat der Verein Endlich e.V. das sogenannte Buddy-Projekt ins Leben gerufen. Dieses wurde am Dienstag (26. September) bei einer Veranstaltung im Forum des Rautenstrauch-Joest Museums gestartet. 

Die deutsche Fernsehlotterie finanziert mit rund 600.000 Euro einen Großteil des Projekts. Den Rest, etwa 200.000 Euro, will Endlich e.V. mit Spenden finanzieren. „Das Ziel des Projekts ist, nicht erst zu helfen, wenn es brennt“, erklärt Projektleiterin Corinna Rindle. „Wir wollen den Betroffenen und ihren Zugehörigen bereits in den letzten ein bis zwei Jahren des Lebens helfen, bevor palliative Einrichtungen ein Thema werden.“

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Köln: Buddys sollen Lebensqualität schenken

„Ein Buddy kann vieles sein“, sagt Johanna Tückmantel, die selbst hauptamtlich als Buddy tätig ist. Sie hat ein breites Netzwerk von Kontaktpersonen und Versorgungsangeboten und kann den Betroffenen somit bei vielen Fragen zur Seite stehen. „Die Buddys stehen an der Seite von Menschen mit schwersten Erkrankungen, hören zu, entlasten die Zugehörigen und schenken Lebensqualität“, sagt Tückmantel. Zusätzlich sollen die Buddys auch auf Wegen zu Ämtern, Ärzten oder medizinischen Einrichtungen begleiten. Dabei soll es immer ein Tandem aus einem hauptamtlichen Buddy und einem ehrenamtlichen geben.

Anna Kalus hat sich als erste Zugehörige von einem Buddy unterstützen lassen. „Als meine Mutter schwer erkrankte, wusste ich zunächst überhaupt nicht, an wen ich mich wenden kann“, erinnert sich Kalus. „Zum Glück kannte ich Corinna Rindle von der Bahnhofsmission und sie konnte mir jemanden vermitteln, der meine Mutter und mich in dieser Phase unterstützen konnte. Angefangen davon, dass wir jemanden hatten, der uns ein offenes Ohr bot, bis zur Klärung wichtiger organisatorischer Fragen in den letzten Lebensmonaten meiner Mutter.“ Kalus ist überzeugt von dem Projekt, es habe ihr sehr geholfen, die schwere Zeit zu bewältigen.

Schirmherrin des Projekts ist Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos). „Die Buddys schließen eine Versorgunglücke, indem sie vor der Palliativversorgung und Hospizbegleitung ansetzen und das bestehende Versorgungsnetz ergänzen“, sagt Reker.

Köln: So können Interessierte ehrenamtliche Buddys werden

Das Projekt ist zunächst für drei Jahre befristet. Im Team sind bisher drei hauptamtliche Buddys. Der Verein sucht nach weiteren Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Sie sollten mindestens 18 Jahre alt sein und pro Woche etwa drei bis fünf Stunden Zeit für eine Dauer von mindestens einem Jahr haben. Die Ausbildung dauert insgesamt 40 Stunden, verteilt über drei Monate. Interessierte können am 11. Oktober an einer Informationsveranstaltung in der „Buddy-Zentrale“, auf der Gleueler Str. 245-249 in Köln-Lindenthal teilnehmen.


Für Hilfe-Suchende Menschen, die einen Buddy benötigen, können sich telefonisch montags bis freitags von 10 bis 15 Uhr unter 0221/29247140 oder per Mail unter info@buddy-koeln.de beim Team melden. 

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