„Die modernste Anlage ihrer Art in Europa“Historische Stadionführung durch den Sportpark in Köln-Müngersdorf

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Vor dem Denkmal von Heinz Flohe referiert Cornelia Breuer (vorne) über die Geschichte der Stadionbauten.

Vor dem Denkmal von Heinz Flohe referiert Cornelia Breuer (vorne) über die Geschichte der Stadionbauten.

50 Millionen Mark hat die Anlage gekostet. Der damalige Oberbürgermeister Kölns Konrad Adenauer hatte mit dem Bau ganz bestimmte Ziele.

Zur Premiere der historischen Stadionführung durch den Sportpark Müngersdorf scheint die Sonne, es ist der Tag nach der Niederlage des 1. FC Köln gegen Hoffenheim. Die Aufräumarbeiten haben noch nicht begonnen, Krähen krächzen aufgeregt im dichten Baumbestand, sie finden ja auch immer wieder etwas zum Aufpicken.

Dieser Tag ist allerdings auch ein passender, zumindest fast, denn am Spieltag des FC vor 100 Jahren wurde dieses damals vorzügliche Sportensemble mit großer „Hauptkampfbahn“, kleiner „West- und Ost-Kampfbahn“, Radstadion, Reitanlagen, Tennisplätzen und einer modernen Schwimmanlage mit 50-Meter-Bahn, Sprungturm und Sprungbecken eröffnet. Cornelia Breuer hat aus diesem Anlass einen Rundgang durch die Geschichte konzipiert, zwölf Interessenten sind erschienen und sie lernen bei der zweistündigen Visite eine Menge über die Orte, an denen sie bisher eher achtlos vorübergegangen sind.

Damaliger OB Adenauer verantwortlich

Cornelia Breuer ist bestens vorbereitet. Sie erscheint mit DIN-A3-großen Plastikhüllen, die gefüllt sind mit Fotos, Skizzen und Plänen aus 100 Jahren Sportpark-Geschichte. Das macht das Nachvollziehen leichter und den Vortrag lebendig. Die Gruppe lernt viel über die Planungen und die Idee hinter dem Konzept des Ensembles, für das der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer verantwortlich war.

50 Millionen Mark hat die Anlage gekostet, bis zu 15 000 Menschen haben an ihrer Fertigstellung gearbeitet, entstanden ist „auf diese Weise die modernste Anlage ihrer Art in Europa“, erzählt Cornelia Breuer. Adenauer habe den Gedanken verfolgt, die Menschen in der Gemeinschaft zusammenzubringen, zu Aktivitäten der körperlichen Ertüchtigung, um auf diese Weise zu verhindern, dass sie auf die schiefe Bahn geraten. Zudem sei Sport laut Adenauer „der Arzt am Krankenbett des Volkes“.

80 000 Menschen bei der Eröffnung

Das aus der Luft aufgenommene Foto, das Breuer von der frisch erstellten Anlage vorstellt, zeigt ein karges, fast baumloses Gelände mit dem auf freier Fläche ausgehobenen Weiher, der später Adenauers Namen erhielt. Bei der Eröffnungsansprache vor 80.000 Menschen betonte Adenauer, dass „diese Felder zum ehrlichen Spiel, zur frischen Arbeit, zum frohen Kampf“ nach Müngersdorf locken sollen. Vom Nordtor des Stadions geht es über die Abel-Bauten weiter zum Radstadion, nicht, ohne dass die Referentin an einer Stelle auf das Gym des SC Colonia 06 hinweist, des ältesten noch existierenden Boxvereins in Deutschland.

Heute ist dieser Ort ein Olympiastützpunkt wie auch die Radrennbahn, die gerade zu einem Prachtbau renoviert wird. Beide Sportarten, Boxen wie Bahnradfahren, waren in der Zeit der Entstehung des Sportparks in Müngersdorf Kölner Domänen. Albert Richter, ein Gegner der Nazis, ist auch der Namensgeber der Radrennbahn, während Toni Merkens 1936 in Berlin Gold im Sprint gewann. Die Stieleiche, die er damals neben seiner Medaille als Preis mit nach Hause brachte, steht weiterhin auf dem Gelände der Radrennbahn   – „da ist sie“, sagt Cornelia Breuer und verweist auf einen riesigen Baum hinter der derzeit von Bauzäunen umrandeten Bahn.

Weiter geht es über die West-Kampfbahn, vorbei am Denkmal von Heinz Flohe vor dem Stadion und nach Erläuterungen rund um die Stadionbauten, zu den Jahn-Wiesen und der Jahn-Stele erreichen wir die Ostkampfbahn, vor der Cornelia Breuer eine Box anschließt und Jürgen Zeltinger rocken lässt: „Müngersdorfer Stadion“. Plätze für Hockey und Orte für Leichtathleten hätten auch noch zum Sportpark gehört – „alles für die Menschen in Köln. Sie fanden hier alles vor und sollten herkommen“, erzählt Cornelia Breuer und verabschiedet sich. Sie hat noch einen Termin: Gleich referiert sie vor einer Gruppe über die Baugeschichte der Abtei Brauweiler.

Die nächste historische Stadionführung mit Cornelia Breuer findet am 29. Oktober um 11 Uhr statt. www.koelnticket.de

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