Lehrerfortbildung in KölnSkateboarding ist im Schulsport noch kein Thema – das soll sich ändern

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Die Deutsche Sporthochschule bietet neuerdings eine Lehrerfortbildung zum Thema Skateboarding an.

Skaten ist ein Sport, der auf den Straßen und in Skatehallen zu Hause ist. Kein Wunder, dass viele aus der Szene sich gewehrt haben, als Skateboarden erstmals 2021 in Tokio olympische Disziplin war. Und nun soll Skaten auch Thema im Sportunterricht werden.

Im August hat die Deutsche Sporthochschule Köln (Spoho) erstmals einen Skateboard-Kurs für Lehrkräfte angeboten. Bisher ist ein solches Angebot nur schwer zu finden, die meisten Skater bringen sich den Sport selbst oder mit den Tipps von anderen Skatern bei, es ist nicht fest im Curriculum der Lehrerausbildung verankert. Es fehlt an Methodik und Didaktik – das will Olaf Küsgens ändern. Er betreibt seine eigene Skate-Schule „Skate-Coach“ bei Nürnberg. Als Absolvent der Spoho übernahm er den Skate-Kurs in Köln.

Olaf Küsgens bringt Kindern Skateboardfahren bei.

Olaf Küsgens bringt Kindern Skateboardfahren bei.

„Obwohl das Skateboarding schon eine recht lange Geschichte hat, ist es nie so richtig systematisch und strukturiert in den Sportunterricht aufgenommen worden“, sagt der passionierte Skater. Dabei sei es eine gute Ergänzung im Bewegungsfeld „Gleiten, Fahren, Rollen“. „Kinder können beim Skateboarding ganz viele Bewegungserfahrungen sammeln, die in anderen Sportarten zu kurz kommen.“ Was viele Lehrkräfte, aber auch Schulleitungen abhält, sei die Angst vor Verletzungen in dem Sport, meint Küsgens.

Deutsche Sporthochschule Köln bietet Skateboarding für Lehrkräfte an

Diese Angst zu nehmen, ist Teil des Wochenend-Kurses, der sich an Lehrkräfte mit und ohne Skateboard-Erfahrung richtet und an dem am ersten Kurs bereits 14 Personen teilgenommen haben. Dafür ist Maurice Balke von der Sportsclinic Cologne als zusätzlicher Dozent dabei: „Skateboarden ist als Risikosport in vielen Köpfen abgespeichert. Das entspricht aber nicht der Realität.“ Das Verletzungsrisiko sei nicht größer als bei anderen Sportarten wie Fußball, Basketball oder Hockey. Mit entsprechender Schutzkleidung sogar geringer, meint Balke, der selbst seit vielen Jahren Skateboard fährt. Viele Studien gibt es dazu aber noch nicht.

Beim zweitägigen Kurs lernen die Lehrkräfte selbst zu fahren, Übungen für Anfänger und wie sie Kindern am besten Hilfestellung geben können. „Ich war überrascht, wie schnell man gelernt hat“, erzählt Isabel Hendrikse, die vorher noch nie auf einem Skateboard stand. Die Grundschullehrerin möchte zukünftig Skateboarding im Sportunterricht integrieren, muss nur noch ihre Schulleitung überzeugen. „Das Gewicht spielt erstmal keine Rolle, es schult Motorik und Koordination und es hat einen hohen Spaßfaktor.“ Es mische die Karten neu und motiviere Kinder zu Bewegung, die nach der Schule vielleicht nicht im Fußball- oder Turnverein aktiv sind.

Michael Gorrison hilft einem Kind dabei, über eine Rampe zu skaten.

Michael Gorrison hilft einem Kind dabei, über eine Rampe zu skaten.

Michael Gorissen ist Schulsozialarbeiter an der Europaschule in Köln. Als begeisterter Skater hat er seinen Schülerinnen und Schülern das Skaten schon in AGs nahegebracht, seit anderthalb Jahren gibt es auch eine kleine Rampe auf dem Schulhof. Mit dem Kurs will er sich das nötige Hintergrundwissen holen, um die Kinder beim Üben noch besser unterstützen zu können. „Ich hätte mir sowas damals auf jeden Fall auch gewünscht.“ Das Schöne am Skateboarding sei, dass der Leistungsgedanke erstmal im Hintergrund stehe und es das Selbstbewusstsein stärke: „Skateboarden heißt, du musst immer einmal mehr aufstehen, als du hingefallen bist.“

Skateboarden heißt, du musst immer einmal mehr aufstehen, als du hingefallen bist
Michael Gorissen, Schulsozialarbeiter

Teil des Kurses ist auch eine simulierte Doppelstunde Sport. Dabei treffen die teilnehmenden Lehrkräfte, die für den Kurs nicht nur aus Köln, sondern auch aus Hamburg, Berlin und Hannover angereist sind, auf Kinder mit und ohne Skateboarding-Erfahrung. Der 12-jährige Kian geht in die siebte Klasse am Gymnasium Kreuzgasse, im Sportunterricht war Skaten nie ein Thema. Alles, was er kann, hat er von seinem Vater gelernt. „Ich hätte auf jeden Fall sehr Lust, das auch in der Schule zu machen.“ Im Kurs an der Spoho hat er auch schon etwas Neues gelernt, einen sogenannten Drop-In (das Einfahren von oben in eine kleine Rampe), erzählt er stolz.

Durch die positive Resonanz auf den Kurs hat die Spoho bereits einen weiteren Termin geplant: Am 2. und 3. März 2024 wird es die nächste Lehrerfortbildung „Skateboarding in der Schule“ geben.

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