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Protest mit MahnwacheMüngersdorfer kämpfen gegen Hausabriss in Köln

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Dem ortsprägenden Gebäude droht der Abriss

Köln-Müngersdorf – Die Gas- und Wasserleitungen wurden gekappt. Ein Baum auf dem Grundstück gefällt. Dann rollte auch noch ein Bagger an, riss die Gartenmauer ein und rückte dem kleinen Häuschen am Lövenicher Weg 2 bereits bedrohlich nahe. Nun brennen in Müngersdorf nicht nur auf den Adventstischen die Kerzen, sondern auch vor dem Gebäude, wie Grablichter. Die Bürger trauern um ein Haus, dessen Tage nunmehr gezählt sind.

Das zweistöckige Giebelhaus aus dem Jahr 1836 verleiht dem Ortskern zusammen mit seinen Nachbargebäuden seinen typischen dörflichen Charakter. Die Bürger möchten, dass das so bleibt. Auch die Lindenthaler Bezirkspolitik ärgert der plötzlich anstehenden Abriss – obwohl sie noch im November beschlossen hatte, dass der alte Bau erhalten werden soll.

Stadtverwaltung auf Seiten des Bauherrn

Zwar hat die Stadtverwaltung dem Bauherrn, der dort ein vierstöckiges Wohnhaus errichten möchte, eine Genehmigung dafür erteilt. Nach Ansicht des Bürgervereins Müngersdorf und der Politik verstößt die Baugenehmigung aber gegen die Erhaltungssatzung, die den alten Kern des Viertels schützt. Die Stadt hat die Satzung im Jahr 1988 verabschiedet. In ihrem Geltungsbereich ist der Abriss eines Gebäudes genehmigungspflichtig. Die Genehmigung darf insbesondere dann versagt werden, wenn das betroffene Gebäude das Ortsbild mitprägt.

Für die Mitglieder des Bürgervereins Müngersdorf und der Bezirkspolitik hat die Anwendung der Erhaltungssatzung eine klare Konsequenz: Die Baugenehmigung hätte versagt werden müssen, weil der vierstöckige Neubau den Ortskern völlig verändere. Die Stadtverwaltung argumentierte allerdings damit, dass er sich in das Ortsbild einfüge: Das Gebäude würde mit einem Mansardendach, also einem geneigten Dach, gebaut, wie es die Nachbarhäuser aufweisen, schreibt eine Stadtsprecherin. Es übernehme die Bautiefe der angrenzenden Wohngebäude. Auch die Fassade, die Aufteilung und Größe der Fenster solle den Nachbarhäusern angepasst werden.

Abrissgenehmigung rechtwidrig?

Aus Sicht der Bezirkspolitik reicht das nicht. Sie hält die Genehmigung des Abrisses und des vierstöckigen Neubaus für rechtswidrig und beantragte nun in der vergangenen Sitzung Einsicht in die Bauakte beim Stadtplanungsamt. Roland Schüler (Grüne) begründete den Beschluss: „Hier sollen nun offensichtlich Tatsachen geschaffen werden. Wir sind für die Erhaltungssatzung zuständig und deswegen muss das Stadtplanungsamt sich mit uns abstimmen, wenn dort neue Bauanträge gestellt werden. Das Amt tritt den Geist der Satzung mit den Füßen.“ Die Verwaltung habe mitgeteilt, es sei ein Gutachten für den Abriss erstellt worden. „Wir kennen dieses nicht“, so Schüler, „daher beantragen wir Akteneinsicht.“ Nachdem sie sich einen Einblick in die Akten verschafft haben, würden die Politik erwägen, eine Dienstaufsichtsbeschwerde zu erheben. Auch Marliese Berthmann (CDU) kritisierte das Vorgehen der Stadtverwaltung: „Es kann nicht sein, dass wir vor vollendete Tatsachen gestellt werden.“ Es herrsche große Unruhe in Müngersdorf. „Wir sind den Bürgern verpflichtet und können nur mit den Schultern zucken.“

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Tatsächlich stand das kleine Haus einst unter Denkmalschutz. Weil die späteren Eigentümer es stark veränderten, es glatt verputzten, die hölzernen Fensterläden und zweiflügeligen Sprossenfenster durch einflügelige Fenster mit Edelstahlrahmen ersetzte, verlor das Gebäude diesen. Unter dem Putz schlummert allerdings noch das alte Fachwerk.

Demo am 9. Dezember

In Müngersdorf hofft man nun darauf, dass der alte Bau nicht nur stehen bleibt, sondern eines Tages auch seine ursprüngliche Fassade wieder freigelegt wird und der Ortskern dadurch noch mehr von seinem Flair erhält. Die Müngersdorfer Bürger und Bürgerinnen sowie die Bezirkspolitiker veranstalten am Donnerstag, 9. Dezember, um 18 Uhr eine Lichter-Mahnwache vor dem Haus am Lövenicher Weg 2.

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