Eltern und Kinder enttäuschtPumptrack am Stadion in Köln ist plötzlich verschwunden

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Pumptrack Müngersdorf

Tobias Tietje auf dem Areal an der Aachener Straße

Köln-Müngersdorf – Ein Roller ist ein schönes Geburtstagsgeschenk. Als der Sohn von Tobias Tietje acht Jahre alt wurde, freute er sich auch deswegen so sehr darüber, weil sich in der Nähe ein „Pumptrack“ befand, direkt neben dem Parkhaus der KVB an der Aachener Straße. Mit seinen Wellen, Steilkurven und Rampen war er für Roller, Mountain- sowie BMX-Bikefahrer, Skateboarder und Inlineskater die perfekte Piste, um sich richtig auszutoben. Zweimal drehte der Junge also dort eine Runde, dann war der „Pumptrack“ plötzlich verschwunden.

Eltern und Kinder standen mit langen Gesichtern an dem leeren Standort. „Es war ein Treffpunkt“, erzählt Tietje. „Während die Kinder mit ihren Rollern, Skateboards und Rädern auf der Anlage unterwegs war, saßen die Eltern auf den Baumstämmen am Rand und tranken Kaffee.“

Stadt Köln löst Rätsel um verschwundenen Pump Track

Pumptracks sind für die Rollerfahrer, Skater und Radler deswegen so attraktiv, weil sie die Möglichkeit bieten, allein durch Gewichtsverlagerung Drücken und Ziehen (Pumpen) Fahrt aufzunehmen – ohne zu trampeln oder mit dem Fuß Schwung holen zu müssen. Daher haben die Anlagen ihren Namen. In Müngersdorf hatte der Pumptrack viele Fans, die sich nun fragen, warum es ihn nicht mehr gibt.

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Pumptrack

Ein illegaler Dirt Track im Wald nahe des Adenauer Weihers wurde schon vor zwei Jahren von der Stadt entfernt. 

Die Erklärung ist einfach: Es handelte sich um eine mobile Anlage, die von vorneherein nicht dauerhaft vor Ort sein sollte. „Sie stellt ein temporäres Bewegungsangebot der Stadtverwaltung und des Stadtsportbundes Köln dar“, schreibt Nicole Trum, Sprecherin der Stadt. „Von Anfang an wurde kommuniziert, dass die Pumptracks im Stadtgebiet wandern werden, damit überall Kinder und Jugendliche für eine gewisse Zeit in den Genuss kommen“, erläutert Trum. „Der Standort in Müngersdorf könnte zudem wegen der anstehenden Baumaßnahmen im Sportpark nicht auf Dauer genutzt werden.“ Der Pumptrack ist somit weitergewandert und steht jetzt auf der Asphaltfläche der Bezirkssportanlage an der Inneren Kanalstraße in Ehrenfeld.

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Weil es sich um ein „Modellprojekt“ der Sportentwicklungsplanung handelt, und zwar zum Thema „Innovation im öffentlichen Raum“, untersuchte die Stadt in Müngersdorf zugleich den Nutzen der Anlage. Sie hatte die Sporthochschule mit dem Besuchermonitoring des Pumptracks beauftragt.

Pumptrack-Nutzer in Köln wollen eine dauerhafte Anlage

Die Analyse kommt zu dem Ergebnis, dass sie dort überaus beliebt war: Danach wurde auf dem Pumptrack in den drei Monaten des Untersuchungszeitraumes eine Gesamtstrecke von insgesamt 21.120 Kilometern zurückgelegt „Dies entspricht etwas mehr als eine halbe Erdumrundung auf dem Äquator“, heißt es in dem Bericht. Pro Tag wurden durchschnittlich 3483 Runden auf der Anlage gedreht, insgesamt 227 Kilometer gefahren. Es gab nicht einen Tag, an dem der Pumptrack ungenutzt blieb. Durchschnittlich waren stets zehn Sportler und Sportlerinnen vor Ort. 60 Prozent der Nutzer waren Kinder, der größte Teil war mit Rollern unterwegs, sehr viele aber auch mit Fahrrädern und Skateboards. Die meisten kamen aus dem Kölner Stadtgebiet.

Allerdings führte der Test vor Ort noch zu einem anderen Ergebnis: Nutzer wollen eine dauerhafte Anlage. Gerade in Müngersdorf war sie für die Nutzer aus dem Viertel und dem angrenzenden Junkersdorf eine willkommene Alternative zu den von Kindern und Jugendlichen im angrenzenden Grüngürtel selbst gebauten „Dirt-Tracks“, die illegal waren und abgebaut werden mussten. Pläne für einen permanenten Pumptrack gibt es derzeit aber noch nicht.

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