Tintenfisch in WasserfarbeNikolaus Heidelbach zeigt 50 „Krakinnen“ im Freiraum in Köln-Sülz

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit grauem Haar steht vor kleinformatigen Bildern mit Tintenfischen.

Nikolaus Heidelbach vor Bildern seiner aktuellen Ausstellung im Kultursalon Freiraum

Seiner Vorliebe für Kraken, pardon, Krakinnen lässt der Illustrator Nikolaus Heidelbach freien Lauf. Die Ergebnisse sind im Sülzer Freiraum zu sehen.

Der Oktopus ist ein faszinierendes Tier. Das stellte Nikolaus Heidelbach fest, als er einen Film des weltbekannten, mittlerweile verstorbenen Meeresforschers Jacques Cousteau sah: Er zeigte einen Kraken in seiner Höhle. Cousteau steckte unter Wasser ein Langustino in ein Glas, schraubte es zu und stellte es vor die Tintenfischhöhle. Blitzschnell schoss das Tier hervor, schnappte nach dem Langustino, erwischte mit seinen Fangarmen das Glas, ließ es erschreckt fallen und verschwand wieder. „Mir schien, er denkt jetzt nach“, erinnert sich Heidelbach.

„Dann kam er wieder heraus, tastete mit seinen Armen das Glas ab und schraubte es auf.“ Heidelbach schloss das schlaue Tier in sein Herz – und so nahm es immer wieder in seinen Zeichnungen Gestalt an, schlich sich in seine Kinderbücher. Derzeit hat Heidelbach ihm eine ganze Ausstellung gewidmet: Unter dem Titel „neue Zeichnungen“ sind 50 Tintenfisch-Aquarelle im Kultursalon Freiraum am Gottesweg 116 zu sehen. Genau genommen sind es Krakinnen. „Man sieht dem Tintenfisch ja nicht an ob er männlich oder weiblich ist.“ Heidelbach entschied sich für die weibliche Version und fantasierte auf humorvolle Weise hinzu, wie sie in der Menschenwelt ihr krakeneigenes Mimikry ausleben, also ihre Fähigkeit, alle möglichen Farben und Formen anzunehmen, je nach Umgebung.

Barbar, der kleine Elefant, ist Vorbild für Illustrator Nikolaus Heidelbach

So sitzt etwa eine Kraken-Mutter auf einem Stuhl und liest ihren Kindern aus einem Buch vor – passend zu den unzähligen Kinderbüchern, die Heidelbach selbst schon geschrieben und gezeichnet hat. Darunter auch „Luise“, das die Geschichte einer kleinen Kraken-Dame erzählt, die sich in den Menschenjungen Louis verliebt. Er nimmt sie mit nach Hause bettet sie in einen Eimer mit Salzwasser, isst mit ihr Himbeerkuchen und nimmt sie mit auf Ausflüge – bis die Kraken-Mama vor der Tür steht und Luise wieder mit nach Hause nimmt. Im Buch wird nicht erklärt, warum die Tintenfische sprechen können und sehr menschliche Dinge tun. „Das ist der Geschichte „Barbar, der kleine Elefant von Jean de Brunoff nachempfunden“, sagt Heidelbach. Brunoff sei sein Vorbild.

Kraken-Bilder hängen an einer Wand

Vielseitig und wandelbar: Die Kraken-Damen von Nikolaus Heidelbach

Und korrigiert sich gleich: „Nein, vielmehr mein Maßstab.“ Diesem möchte er gerecht werden. Neben seinen eigenen Bilderbüchern hat der 68-Jährige auch die Erzählungen vieler anderer Autoren illustriert, darunter so bekannte Werke wie Grimms Märchen oder die von Hans Christian Andersen. 2007 wurde er mit dem Deutscher Jugendliteraturpreis in der Sparte Bilderbuch ausgezeichnet. Die Ausstellung im Kultursalon Freiraum richtet sich allerdings an Erwachsene, auch, wenn Kinder natürlich willkommen sind. So sind die Krakinnen auf den Zeichnungen teilweise recht frivol unterwegs, mit nacktem Po, in Slips, mit Brüsten oder Schamhaaren versehen. Sie nehmen die Form einer Riesenbrust an – oder machen sich über omnipotente Männer lustig.

Sie tun so, als seien sie ein Regenschirm, eine Eule oder ein Panzer. Sie tragen Schürze und springen Seil. Die Aquarelle, für die Heidelbach auch Buntstifte und Deckweiß verwendet, leuchten in Lila- und dunklen Pink-Tönen. Kobalttürkis schimmert immer wieder durch. Heidelbach bringt seine Zeichnungen durch mehrere Farbschichten zum Leuchten. Dabei gilt die eiserne Aquarellregel: „Zugucken, was passiert und nichts mehr machen.“ Der Zufall malt mit. Zufällig ist auch die aktuelle Ausstellung zustande gekommen. „Ich habe 50 Krakinnen lang auf Manuskripte eines Verlegers gewartet, die ich illustrieren sollte“, erzählt Heidelbach. Die Wartezeit vertrieb er sich, indem er sein Lieblingstier zeichnete. Jahreszeitbedingt sind auch einige Weihnachtsmänner dabei. Die Tintenfisch-Frauen werden aber noch bis zum Januar im Kultursalon Freiraum zu sehen sein.


Neue Zeichnungen, Nikolaus Heidelbach, Kultursalon Freiraum, bis 11. Januar, Öffnungszeiten: Di-Do,17-18 Uhr und samstags nach Vereinbarung. Am Sonntag, 7. Januar, findet um 11 Uhr im Kultursalon eine Lesung von und ein Gespräch mit Nikolaus Heidelbach für Erwachsene statt. www.freiraum-salon.de

KStA abonnieren