Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

„Vielfalt bauen“Was Besucherinnen und Besucher beim Tag der Architektur in Köln erwartet

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist das mit Möbeln (Schrank, Sofa, Sessel, Kommoden) eingerichtete Loft T in Sülz. Eine Treppe führt nach oben.

Einblick ins Loft T in Sülz

In ganz NRW präsentieren sich 156 Bauten und Projekte. In Köln sind es zehn.

Bruno und Mateo, 13 Jahre alt, sind Zwillinge , aber „sehr unterschiedlich“, wie ihre Mutter Caro sagt. Der eine ist Frühaufsteher, der andere schläft gern lange. Der eine hört vor allem Musik, während der andere ein Faible für Hörspiele hat. So war es unvermeidlich, dass sie sich in ihrem gemeinsamen Zimmer immer wieder gegenseitig störten.

Was tun? Die Eigentumswohnung in Sülz, in der die fünfköpfige Familie wohnt, mochten die Eltern ungern aufgeben. Ohnehin fand sich keine größere Wohnung, die infrage gekommen wäre. In der Situation kam die Kölner Architektin Maria Nagy ins Spiel, die auf Umbauprojekte spezialisiert ist. Und sie fand eine Lösung: Das 23 Quadratmeter große Zimmer wurde zweigeteilt.

Zu sehen ist die im Text erwähnte geschwungene Wand im Zimmer.

Die Lösung: eine geschwungene Wand

Dabei galt es, zwei „Fixpunkte“, zu berücksichtigen, wie sie sagt: Der Wandteil mit der Elektroverteilung musste unangetastet bleiben, und das unverrückbare Fenster an der gegenüberliegenden Seite sollte beiden Räumen Licht spenden. Also beschloss sie, eine geschwungene Wand durch den Raum zu ziehen, von einer Seite der bestehenden Türe bis zur Mitte des Fensters. Um mehr Platz für die Betten zu gewinnen, wurden an zwei Stellen die Wände durchbrochen und dort Nischen geschaffen.

Die Betten liegen auf Podesten, unter denen sich Kleiderschränke befinden – auch das spart Platz. Ein weiterer Durchbruch war für die Tür des  zweiten kleinen Zimmers nötig. Die ausgeklügelte Raumaufteilung ersparte der Familie den Umzug.

Maria Nagy lehrt Umgang mit Platzmangel

Wer sich ein Bild davon machen will, kann dies am Tag der Architektur tun, den die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen am Wochenende des 28. und 29. Juni unter dem Motto „Vielfalt bauen“ veranstaltet. Am Samstag, 28. 6., zeigt Maria Nagy bei Führungen, die um 14, 15 und 16 Uhr beginnen, am Beispiel der Zwillingszimmer, wie sich geschickt mit Platzmangel umgehen lässt. Treffpunkt ist die Eingangstür des Hauses Sülzgürtel 18.

Zu sehen ist die Küche des Loft T in Köln-Sülz.

Die Küche im Loft T .

In ganz NRW präsentieren sich 156 Bauten und Projekte. In Köln sind es zehn. Dazu gehören außer dem Doppelzimmer in Sülz zum Beispiel die neue Holzwerkstatt des Bürgerzentrums Alte Feuerwache, der Neubau-Komplex des Gymnasiums Deutz und das Domizil der Rheinischen Musikschule in Ehrenfeld. Ebenso die sanierte und vergrößerte Hauptgeschäftsstelle des Vereins „Automobil Club Verkehr“ in Rodenkirchen und das umgebaute und erweiterte Gemeindehaus der Christuskirche in Dellbrück.

Auch am Sonntag, 29. 6., ist Maria Nagy im Einsatz. Ab 14, 15 und 16 Uhr führt sie durch das „Loft T“, Asbergplatz 2, in Sülz. „Das Alte ist dunkel, das Neue ist weiß“, bringt sie das Konzept des von ihr gestalteten Raums auf den Punkt. Dunkel ist die Konstruktion der verbliebenen Holzbalken, die dem früheren Dachboden eine Struktur geben; weiß sind die Wände und die Decke, die bis zu fünf Meter hoch ist.

Loft hat sich in hellen Raum verwandelt

„Dass es so schön wird, war nicht zu erwarten“, sagt Hauseigentümer Tobias Entzian, der unter dem Dach wohnt und arbeitet. „Ich fühle mich wie in einem Wolkennest.“ Was er anfangs vorfand, beschreibt er als „alten, staubigen, mit Krempel zugestellten Dachboden ohne Fenster“. Maria Nagy, die seit 20 Jahren das Büro Nagy-Architektur betreibt, verwandelte den düsteren Raum in ein helles Loft. Das Tageslicht kommt durch großformatige verglaste Gauben und mehrere Dachflächenfenster.

Morsche Holzbalken wurden ausgetauscht, noch taugliche an andere Stellen verwendet. Eingebaut sind eine Schlafgalerie, die über eine Leiter zu erreichen ist, und ein Kubus aus Gipskartonplatten, der als Bad dient. Die Küche ist Teil des großen Raums. Neu geschaffen ist auch die Außenterrasse. Von hier aus kann man zwischen Unicenter und Justizhochhaus die Domspitzen sehen.

Nähere Informationen zu Orten des Tags der Architektur und zu Öffnungszeiten finden sich auf der Webseite der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen unter www.aknw.de.