Blicke ins Schlafzimmer?Anwohner ärgern sich über geplante Container auf Kölner Schulparkplatz

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Anwohner, der von seinem Garten aus auf ein Schulgebäude blickt

Die Widdersdorfer befürchten Blicke aus der Schule in ihre Schlafzimmer.

Wegen Schulplatzmangel sollen in unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern zweistöckige Containerbauten entstehen – sehr zum Ärger der Anwohner.

Ein hübsches Reihenhäuschen mit einem lauschigen Garten. Das haben sich die Menschen gewünscht, die an der Straße Am Palmenhof wohnen. Doch mit der dortigen Idylle ist es laut Anwohnern wohl bald vorbei. Auf dem Parkplatz des Gymnasiums Widdersdorf Neue Sandkaul sollen zweistöckige Containerbauten entstehen, für zwölf Schulklassen, wenige Meter vor dem Gartenzaun der Anwohner.

Sie sind empört: „Die Schulkinder werden vom Klassenfenster aus direkt in unsere Wohnzimmer und Schlafzimmer schauen“, sagt Reihenhausbewohner Lars Ivens. „Das Gefühl, jederzeit beobachtet werden zu können, ist bedrückend.“ Die Zimmer würden durch den Bau stark beschattet. „Wir werden hier im Wohnzimmer künftig im Winter den ganzen Tag mit elektrischer Beleuchtung sitzen müssen“, so Ivens.

Die Schulkinder werden vom Klassenfenster aus direkt in unsere Wohnzimmer und Schlafzimmer schauen
Lars Ivens, Anwohner

Der Parkplatz würde zudem dringend gebraucht: „Dort trainieren außerhalb der Schulzeit Vereine und finden Turniere statt“, sagt Ivens. „Wenn die Besucher nicht mehr auf dem Platz parken können, stellen sie ihre Autos an den Wohnstraßen ab und blockieren Einfahrten und Rettungswege.“ Zwar soll der Containerbau „nur“ fünf Jahre vor Ort stehen, aber die Anwohner rechnen damit, dass er länger dort bleiben wird und sie langfristige Probleme haben werden.

Mangel an Schulplätzen: Stadt Köln stellt Task Force auf

Der Grund für den Containerschnellbau auf dem Parkplatz am Gymnasium Widdersdorf ist der große Mangel an Plätzen auf weiterführenden Schulen in Köln. Die Stadt steht unter Druck. Dieses Jahr bekamen knapp 500 Kindern keinen Platz an der gewünschten weiterführenden Schule. Auch der Zweitwunsch vieler konnte nicht erfüllt werden. Die Situation muss sich schnell verbessern.

Deshalb hat die Stadt eine „Task Force Schulplätze 2023/24“ einberufen, die nach Erweiterungsmöglichkeiten an den vorhandenen Gymnasien gesucht hat. Der Containerbau auf dem Parkplatz am Widdersdorfer Gymnasium gehört zu vier neuen Standorten, die sie ausfindig gemacht hat. Die Anwohner verstehen, dass die Stadt dringend weitere Schulplätze benötigt. Sie glauben allerdings, dass es bessere Alternativlösungen gibt.

„Auf dem Schulgelände des Gymnasium Widdersdorf gibt eine leerstehende Leichtbauhalle, in der sich die Mensa der Friedensschule befand und die unproblematisch abgerissen werden könnte“, so Lars Ivens und Anwohner Mario Schoen. „Daneben befindet sich ein noch unbebautes Areal.“ Zusammen sei auf diesen Flächen genug Platz für den Containerbau. Zwar sei dort ein Erweiterungsbau der Schule vorgesehen, aber bis der geplant, genehmigt und gebaut sei, könnten noch Jahre vergehen.

Unklarheit darüber, warum freie Klassenräume nicht genutzt werden

Im Gymnasium selbst seien auch derzeit noch viele Räume frei. „Derzeit besuchen 480 Schüler bis zur neunten Klasse die Schule, Platz ist für 700.“ Alternativ stünden auch am neuen Gymnasium Zusestraße noch ausreichend Klassenräume zur Verfügung, wo derzeit nur eine fünfte Jahrgangsstufe lernt. Doch die Stadtverwaltung sieht keine andere Möglichkeit als den Containerbau auf dem Parkplatz zu errichten.

„Er erwies sich als der geeignetste Standort“, so eine Sprecherin der Stadt. „Hierzu wird eine Baugenehmigung beantragt. Die Installation der Container auf dem freien Areal und dem der Leichtbauhalle ist nicht möglich, da das Grundstück perspektivisch für einen späteren Erweiterungsbau freigehalten werden muss.“ Die Frage, warum die freien Klassenräume in den Gymnasien Widdersdorf und Zusestraße nicht genutzt werden, lässt sie unbeantwortet.

Übergangslösung weder für Anwohner noch für Kinder ideal

Die Widdersdorfer Ratsfrau Teresa De Bellis (CDU) kann einige Informationen beisteuern: „Auf dem freien Areal neben der Leichtbauhalle sollen bereits bald Fachräume für Musik und Naturwissenschaften entstehen“, sagt sie. Das Gymnasium Widdersdorf würde künftig mit vier fünften Klassen starten und somit schnell gefüllt. Sie habe ebenfalls vorgeschlagen, die freien Räume an der Zusestraße zu nutzen, wisse aber nicht, warum das nicht geschieht.

„Ich kann aber nicht sagen, wir müssen den Bedarf an Schulplätzen dringend decken, aber bitte nicht hier in Widdersdorf“, betont sie. „Das ist für die Anwohner nicht glücklich, aber auch nicht für die Kinder, die aus entfernten Stadtteilen in Köln nach Widdersdorf geschickt werden, das sehr schlecht an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen ist.“


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