Mutter „überrascht und entsetzt“500 Kölner Kinder im Anmeldeverfahren an Wunschschule abgelehnt

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Eine Lehrerin schreibt in englischer Sprache an eine Tafel.

Die erste Anmeldephase an Kölner weiterführenden Schulen ist beendet. Vor allem an einigen Gymnasien wird es eng.

Nach dem Anmeldechaos im Vorjahr sollte dieses Mal alles besser laufen. Doch wieder bekommen viele Kinder vorerst keinen Platz.

In diesen Tagen erhalten Familien von Viertklässlern Post, die über den weiteren schulischen Werdegang entscheidet. Gymnasien, Haupt- und Realschulen haben die Zusagen oder Ablehnungen verschickt, die erste Anmeldephase ist beendet: 493 Kinder erhalten keinen Platz an der weiterführenden Schule, die sie sich gewünscht haben. Das geht aus den Zahlen hervor, die die Stadt veröffentlicht hat.

Demnach wurden insgesamt 5598 Jungen und Mädchen angemeldet. Davon erhalten 3579 einen Platz an einem Gymnasium, 1294 an einer Realschule und 232 an einer Hauptschule. Übrig bleiben also 493 Kinder, die zunächst leer ausgehen. Sie müssen sich in einer zweiten Anmelderunde vom 6. bis zum 10. März an den Schulen bewerben, die noch Kapazitäten haben.

Köln: Knapp 500 Kinder an Erst- und Zweitwunschschule abgelehnt

Eine Neunjährige aus Ossendorf gehört zu denjenigen, die weder an ihrer Erstwunsch- noch an ihrer Zweitwunschschule angenommen wurde. Die Absage des Albertus-Magnus-Gymnasiums landete an Aschermittwoch im Briefkasten der Familie. Sie liegt der Redaktion vor. Darin erklärt die Schulleiterin das Auswahlprozedere: So seien die „Höchstwerte der Klassenstärke ausgeschöpft“ worden, doch die Zahl der Anmeldungen habe die Zahl der zur Verfügung stehenden 108 Plätze überstiegen. Nach der Berücksichtigung von Härtefällen und Geschwisterkindern habe das Los entschieden.

Die Neunjährige ist im Losverfahren ausgeschieden und befindet sich auf Platz 40 von 46 Wartelistenplätzen. Weiter wird der Familie mitgeteilt, dass auch die als Zweitwunsch genannte Schule – das Gymnasium Pesch – über keine freien Kapazitäten verfüge. „Ich bin überrascht und entsetzt“, sagt ihre Mutter. „Wir haben strategisch überlegt und bewusst als Zweitwunsch eine Schule gewählt, die weiter außerhalb liegt und von der wir wussten, dass die Zügigkeit erweitert werden sollte.“

Um zusätzliche Schulplätze zu schaffen, sollen vier Gymnasien durch das Aufstellen von Containern und Anmietungen erweitert werden: Gymnasium Neue Sandkaul, Maximilian-Kolbe-Gymnasium, Humboldt-Gymnasium und Gymnasium Pesch. Die Bezirksregierung Köln hat der Zügigkeitserweiterung nun zugestimmt.

Und trotzdem hat es nicht für alle gereicht. Zusammen mit dem Absagebrief erhalten die Familien eine Liste mit Schulen, die noch Kapazitäten haben, darunter zehn Gymnasien und drei Gesamtschulen. „Es gibt aber nur eine Schule auf der Liste, die für uns verkehrstechnisch einigermaßen erreichbar wäre“, sagt die Mutter der Neunjährigen. „Alle anderen sind zu weit weg. Unsere Tochter soll den Weg allein mit der Bahn bewältigen können und nicht einmal quer durch die ganze Stadt fahren müssen.“

Wir haben keine Ahnung, in welchem Stadtteil unsere Tochter am Ende landet und wo sie ihre Jugend verbringen wird.
Mutter einer abgelehnten Viertklässlerin

Nun fange mit einer neuen Anmelderunde alles wieder von vorne an. „Nur die Auswahl der Schulen ist geringer und die Plätze sind noch umkämpfter. Wir wissen nicht, wie viele freie Plätze die einzelnen Schulen noch haben.“ Man müsse sich wieder mit einer neuen Schule befassen und am Ende klappe es vielleicht auch wieder nicht. Am schlimmsten sei für die Familie die Ungewissheit: „Wir haben keine Ahnung, wie lange sich das Verfahren noch hinzieht und in welchem Stadtteil unsere Tochter am Ende landet und wo sie ihre Jugend verbringen wird.“

Zumindest, was die Dauer des Verfahrens angeht, hat die Stadt versprochen, dass es in diesem Jahr schneller abgeschlossen sein soll: Während es sich im vergangenen Jahr über dreieinhalb Monate bis in den Mai hinzog, sollen Viertklässler laut Stadt deutlich früher Sicherheit über den künftigen Schulplatz haben – voraussichtlich Mitte März. Die Entscheidungen über die Aufnahme nach der zweiten Anmelderunde werden ab dem 13. März mitgeteilt. Eltern, deren Kinder auch dann keine Zusage erhalten, werden individuell von der Stadt beraten.

Mehrfachanmeldungen sind nicht mehr möglich

Nach dem Anmeldechaos im vergangenen Jahr wurde das Verfahren geändert. Mehrfachanmeldungen erlaubt das NRW-Schulministerium inzwischen nicht mehr. Stattdessen kehrte man zum alten Anmeldeverfahren zurück, bei dem Eltern für ihr Kind einen Erst- und einen Zweitwunsch angeben mussten.

Wenn es an der angegebenen Zweitwunschschule noch freie Plätze gab, hat die Erstwunschschule die Anmeldeunterlagen an diese weitergeleitet. Genaue Zahlen zu Ablehnungen an einzelnen Schulen oder Schulformen wollte die Stadt auf Anfrage nicht nennen. Eine Sprecherin verwies darauf, dass dies erst nach Abschluss des gesamten Anmeldeverfahrens möglich sei.

705 Ablehnungen an Kölner Gesamtschulen

Die Anmeldung für die Gesamtschulen wurde vorgezogen und ist bereits abgeschlossen: Es hatten sich 3027 Viertklässler auf einer Gesamtschule angemeldet. 2322 von ihnen bekamen einen Platz, 705 gingen leer aus. „Viele der 705 abgelehnten Gesamtschulkinder mussten notgedrungen eine Anmeldung an einem Gymnasium abgeben, da sie die eigentlich gewünschte Schulform Gesamtschule nicht erhalten haben“, sagt der schulpolitische Sprecher der SPD, Oliver Seeck. Dadurch sei das Problem von Schulform zu Schulform weitergereicht worden.

Die FDP-Ratsfraktion fordert, dass die Anmeldung an weiterführenden Schulen für alle Schulformen zeitgleich erfolgt, „um den wirklichen Bedarf für die verschiedenen Schulen zu erkennen“. Denn obwohl die Anmeldung an den Gesamtschulen schon abgeschlossen sei, seien dort plötzlich wieder Plätze frei – nämlich laut Stadt an der Europaschule und der Gesamtschule in Rodenkirchen sowie an der Gesamtschule Berrenrather Straße in Lindenthal.


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