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Lupe 2 und Co.Die Wiedergeburt der Kölner Kinos

Lesezeit 3 Minuten

Jennifer Schlieper (r.) und Marina Bulahhova

Köln – Graffiti an den Scheiben, alte Filmplakate aus dem Jahr 2005: „Moonrise Wedding“ von Mira Nair und „Hero“ von Zhang Yimou. Wenig weist von außen darauf hin, dass im 2005 geschlossenen Kino Lupe 2 am Mauritiussteinweg bald wieder Filme gezeigt werden. Innen jedoch laufen die Arbeiten für eine Wiedereröffnung auf Hochtouren. Michael Tromp und sein Team haben bereits im Foyer eine schmucke Bar aus Holz, Stein und Glas aufgebaut, im Kinosaal eine Empore errichtet und die originalen Kinosessel aus der Lupe 2 entstaubt und in den Saal gestellt. Turistarama soll das Arthouse-Kino mit 120 Plätzen heißen, in Anlehnung an die Kölner Bar Jonny Turista, die Tromp ebenfalls führt. Eröffnung soll im Oktober sein.

Renaissance der Kölner Kinolandschaft. Nachdem jahrelang Lichtspielhäuser in Köln geschlossen wurden, sollen nun gleich fünf neue Häuser entstehen. Nicht nur das Ufa am Hohenzollernring soll wieder eröffnet werden, auch im Deutzer Büropark Messe-City, am Theater am Rudolfplatz und an der Maastrichter Straße sind weitere Leinwände geplant. Außerdem soll das Rex am Friesenplatz aufwendig renoviert werden, damit Filme digital und teilweise in 3-D gezeigt werden können (siehe unten).

„Ich bin ins Kinogeschäft so reingerutscht“, sagt Tromp über sein Turistarama-Projekt. Vor drei Jahren habe er sich erstmals die Räume der Lupe 2 angesehen, wollte eigentlich eine Konzerthalle für Comedy und Musiker schaffen, bevor er sich für ein Kino entschieden habe. Seit Dezember 2013 laufen die Umbauarbeiten, 300 000 Euro hat Tromp in den Bau gesteckt und sich mit Jennifer Schlieper und Marina Bulahhova zwei Filmexpertinnen ins Haus geholt, die das Programm gestalten. Arthouse, also anspruchsvolle internationale Filme, will Tromp spielen, dazu soll es Konzerte geben.

Köln an vorletzter Stelle

Als 2005 in der Lupe 2 die Lichter ausgingen, stand es noch schlecht um die Kölner Lichtspielhäuser. Vier Jahre zuvor war das Broadway an der Ehrenstraße geschlossen worden. Kinogänger trauerten da schon lange um Spielstätten wie das Capitol, das Astor oder die Passage an der Hohe Straße. Es folgten weitere schlechte Nachrichten für Cineasten: Ufa, Scala und das Theater am Rudolfplatz wurden dicht gemacht. Die Lupe 2 hatte es erwischt, als sich der frühere Betreiber Walter Kirchner mit dem ehemaligen Eigentümer der Immobilie überworfen hatte. Der letzte Film, den das Kino spielte, hieß bezeichnenderweise „Das Spiel ist aus“, eine Sartre-Verfilmung von Jean Delannoy.

Die vielen Schließungen hinterließen nicht nur Spuren im Herzen der Cineasten, sondern auch in der Statistik. In einem Ranking der Filmförderungsanstalt Berlin rangiert Köln unter 18 großen deutschen Städten an vorletzter Stelle, was die Anzahl der Kinoplätze pro Einwohner angeht. Insgesamt gibt es gerade einmal 9187 Plätze in der Stadt, Berlin kommt auf 50 600, Hamburg und München auf 18 300 und 14 400. Selbst Bremen, Stuttgart und Dresden liegen vor Köln. Experten warnen seit Jahren, dass selbst Filme von bekannten Regisseuren wie Woody Allen in Köln nicht zu sehen sind.