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Mein VeedelMit Bruce Kapusta durch Porz-Wahn

Lesezeit 6 Minuten

Gern lädt der Musiker ins Cafè Geisler ein.

Porz – Heimat, Zuhause, Bodenständigkeit – diese drei Worte fallen Bruce Kapusta ein, wenn er an sein Porz-Wahn denkt. „Wenn ich hierher komme, fühle ich mich einfach geerdet.“ Kapusta, der als „Der Clown mit der Trompete“ im Karneval und darüber hinaus als Entertainer bekannt wurde, ist in Wahn geboren, aufgewachsen und absolvierte dort seine ersten musikalischen Schritte.

Zum Kaffee mit Freunden oder beruflichen Treffen lädt er gern ins Café Geisler – so auch heute. „Hier habe ich schon als kleiner Junge oft mit meiner Oma Kaffee getrunken – ach nein, früher war das ja noch Kakao“, sagt Kapusta. „Hier ist es gemütlich und familiär. Deshalb mag ich es ganz gern.“

Damit er sein Tempo – ob beim Reden, Laufen oder Gestikulieren – überhaupt durchhalten kann, ist ein deftiges Frühstück auch nötig. Ohne das wäre er wohl nach Minuten platt. „Ich bin immer unterwegs, mache Musik, trete auf und bin allgemein eher nicht als ruhige Natur bekannt“, beschreibt er sich selbst und lacht. Trotzdem bremst er sich momentan ein wenig. „Vor zwölf Wochen ist meine Tochter Maria zur Welt gekommen“, berichtet er stolz. „Louis ist jetzt ein großer Bruder – mit zwei Jahren.“

Kapusta spielt gerne in der Heimat

Nach der morgendlichen Stärkung geht es richtig los. Raus auf die Frankfurter Straße, hinüber zur St.-Ägidius-Kirche. Bruce Kapusta, dessen Name kein Künstlername ist, geht schnellen Schrittes zur Tür. „Meine Eltern wollten einfach, dass mein Vorname zum Nachnamen passt“, erklärt er mit einem Lachen. „Nichts weiter.“ Er wirft einen kurzen Blick in das altehrwürdige Gebäude, wo er abends eine Probe hat.„Hallo Uschi“, begrüßt er Küsterin Uschi Decker, die gerade Dekorationen in der Kirche sortiert. Ab und zu frage Kapusta, ob er in der Kirche für seine Konzerte proben könne. „Er hat ja auch schon das ein oder andere Konzert hier gespielt“, sagt Decker. „Früher haben wir in derselben Straße gewohnt. Ich im Kleeweg und er im Eckhaus an der Adolph-Kolping-Straße. Da hat man schon mal mitbekommen, wie er geübt hat – und seine ersten Töne gehört“, so Decker mit einem Lachen.Heute Abend übt Kapusta für seine Konzertreihe „Kölsch Klassisch – Advent und Weihnacht“. „Bald spiele ich das erste Mal in St. Aposteln“, erzählt Kapusta. „Das ist eine große Sache für mich. Dafür möchte ich natürlich in einer Kirche proben, um mich auf den Sound und das Licht einstellen zu können.“

Kapusta hat schon früh angefangen

In der Wahner St.-Ägidius-Kirche ist Kapusta getauft worden und zur Kommunion gegangen. Bald wird seine Tochter dort die Taufe erhalten. „Das ist eben meine Heimatkirche, und meine Kinder sollen davon auch ein Stück mitnehmen“, sagt Kapusta.Doch auch musikalische Erinnerungen verbindet der Trompeter mit St. Ägidius. „Meine Oma hat früher im St.-Cäcilia-Kirchenchor gesungen“, erinnert er sich. Er hatte eine enge Verbindung zu seinen Großeltern. „Wenn ich dem Chor zugehört habe, war ich oft sehr ergriffen. Ich hatte eben schon immer diese Liebe für die Musik in mir.“ So kam es auch, dass er von seinem Vater die erste Trompete geschenkt bekam. „Mein Vater sammelte Instrumente, und ich klimperte oft darauf herum“, sagt Kapusta. So kam es, dass er seine ersten Trompetentöne im Wohnzimmer und später in den Fußgängerzonen von Köln und Bonn spielte. „Mein Opa fuhr mit mir als zwölfjährigem Stetz nach Köln und schlug mir vor, ein paar Weihnachtslieder für die Leute zu spielen.“ Zunächst sei das natürlich eine große Überwindung gewesen, aber als die Leute dann stehen blieben und „mir zuhören wollten, war das ein überwältigendes Gefühl.“So konnte sich der kleine Bruce schon früh selbstständig ein paar Mark Taschengeld dazuverdienen. „Das war mein Traum: Andere Leute zu unterhalten“, so Kapusta. „Im Moment, vor allem jetzt in der Vorweihnachtszeit denke ich oft an meine Großeltern zurück. Weihnachten bei Oma und Opa war immer etwas ganz Besonderes. Jetzt habe ich selber Kinder und erlebe das Fest aus der anderen Perspektive“, sagt Kapusta und schaut in den langen Gang der Kirche. „Da wird man schon mal sentimental.“Höchste Zeit, die emotionale Atmosphäre der St.-Ägidius-Kirche zu verlassen und aufzubrechen in das alltägliche Getümmel von Wahn.

Eltzhof gehört zu Wahn

Der Spaziergang führt uns weiter zu Bruce Kapustas Elternhaus. Über die Heidestraße geht es links in die kleine Cäcilienstraße, von der die Adolph-Kolping-Straße abgeht. „Hier haben wir früher mit meinen Großeltern zusammen gewohnt“, erzählt Kapusta und zeigt auf das Obergeschoss und sein altes Zimmer.Nicht nur, dass die ganze Familie zusammen in einem Haus wohnte. Ob seine Großeltern, seine Tante und Onkel oder seine Cousine – sie waren oder sind bis heute noch Mitglieder im Karnevalsverein Große Porzer KG Rot-Weiß. „Das ist so eine Art Tradition in der Familie“, sagt Kapusta, „ich war auch mal Kommandant vom Tanzcorps. Zwischen den Tänzen hab ich die Trööt genommen und ein bisschen gespielt. Und als ich das erste Mal auf der Pfarrsitzung mit meiner Trompete aufgetreten bin, war das für mich das Größte.“Kurz dem Herrn Papa noch Guten Tag gesagt, doch der ist sehr beschäftigt. „Ich renoviere gerade ein wenig das Haus“, entschuldigt sich Josef Kapusta. Also weiter Richtung Schloss Wahn. „Hier sind wir als Kinder mit den Rädern durch die Gärten gedüst“, sagt Kapusta mit einem verschmitzten Lächeln, weil das natürlich verboten war. „Ein tolles Gebäude“, schwärmt er. Wenn es die Zeit zulässt, unternehme er manchmal mit seinen Kindern und seinem Vater einen Sonntagsspaziergang durch die Burgallee – mit anschließendem Stopp im Eltzhof. „Hier trinke ich nach getaner Arbeit gern mal ein Bierchen.“ Geschäftsführer Marc Harder ist ein guter Freund von Kapusta. „Wenn ich nach einem Auftritt noch kurz herkomme, hat er auch mal ein wenig Zeit und wir können noch ein bisschen quatschen.“ Schloss Wahn und das Gut Eltzhof gehören für Kapusta einfach zu Wahn dazu. „Früher wussten wir ja nicht so genau, was hinter den Mauern vom Eltzhof so alles passiert“, sagt der Musiker.

Der Eltzhof wurde nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs als Lehr- und Versuchsgut etwa für Saatgutvermehrung genutzt. „Heute ist es schön, dass die Geschichte zum Beispiel im Brauhaus auf alten Bildern gezeigt wird.“ Nicht nur als Bühne für seine Auftritte ist ihm der Eltzhof wichtig. „Das sind alte Symbole des Veedels und machen Wahn einfach aus“, so Kapusta. „Auch wenn sich in Wahn viel verändert hat in den vergangenen 25 Jahren, so bleiben die alten Bezugspunkte. Und es ist einfach meine Heimat.“