MöbelBlütezeit für den Cocktail-Sessel

Piotr Pasek, seine Frau Agnieszka und dazwischen der „Harp Chair“ von Jorgen Hovelskov.
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Köln – Aus heutiger Sicht kann man es fast als Glücksfall bezeichnen, dass Piotr Pasek schon beizeiten zu der Erkenntnis gelangte, „ein zweiter Picasso werde ich nicht“, entsprechend früh der Kunstakademie in Krakau den Rücken kehrte und sich auf das fokussierte, was bis heute eine seiner großen Stärken ist: das Restaurieren von Möbeln. Den Wunsch, „etwas Manuelles“ machen zu wollen, verspürte der gebürtige Pole bereits während seines Kunstgeschichtsstudiums, das er mit dem Magister über moderne Malerei abschloss. Folglich ließ er sich noch zum Restaurator ausbilden, bevor er seine Heimat verließ, nach Köln kam und hier nach einer Möglichkeit suchte, seine Interessen unter einen Hut zu bekommen: die Liebe zur Kunst, das Gefallen an schönen Formen und Materialien und die Lust am Handwerk. Zunächst war es lediglich „eine Werkstatt ohne Strom“, mit der er sich 1985 auf dem Gottesweg selbstständig machte. Inzwischen steht dort ein Geschäft mit Werkräumen, wie man es in Köln kein zweites Mal findet.
Könnte sich ein Cocktailsessel aus den 50er Jahren selber ein passendes Outfit aussuchen, würde er vermutlich genauso vorgehen, wie Pasek es tut. Er verpasst solchenoder auch wesentlich älteren Sitzmöbeln ein zeitgemäßes neues Kleid und macht sie damit zu Objekten, die nicht ewig mit dem Charme des Verschlissenen kokettieren müssen, sondern einer neuen Blütezeit entgegengehen können. Manchmal sogar im wörtlichen Sinn. Bei all diesen Metamorphosen kommt dem Kunsthistoriker zugute, dass er auch das Polstern gelernt hat und an Stoffe herankommt, die die Handschrift guter, teils preisgekrönter Designer tragen wie zum Beispiel Andrew Martin.
Einzelstücke, Restaurationen und Antiquitäten
Das Geschäft „Objets Trouvés“ ist montags bis freitags von 11 bis13 und 15 bis 19 Uhr sowie samstags von 11 bis 15 Uhr geöffnet. Adresse: Gottesweg 108, 50939 Köln, Telefon 02 21/44 62 84. www.objets-trouves.eu
Der 60-Jährige verwandelt nicht nur Möbel oder restauriert Stücke, die ihm gebracht werden; er stellt auch eigene her. Sämtliche Tische in seinem Geschäft entstanden im Eigenbau und sind wiederum umgeben von besonderen Stühlen – wie den gelben oder violetten, die aus einer Fabrik in Tschechien stammen, die in den 1920er Jahren Thonet gehörte.
Piotr Pasek und seine Frau Agnieszka verkaufen keine Massenware, sondern Möbel mit Persönlichkeit. Das beweisen der weiße Hartschalen-Schaukelstuhl im Fenster oder der an den Bug eines Wikinger-Schiffs erinnernden „Harp-Chair“ des dänischen Designers Jorgen Hovelskov. Neben diesen Einzelstücken stehen Antiquitäten: zum Beispiel ein ungewöhnlicher Nussbaum-Sekretär mit Geheimfächern oder ein bemalter Bauernschrank, der im Verbund mit modernen Möbeln dennoch nicht wie ein Fremdkörper wirkt.
Da er noch immer eine Verbindung zu seiner Heimat hat, arbeitet Pasek gern mit polnischen Designern zusammen, die hierzulande noch keinen Namen haben, aber durchaus einen verdient hätten. Manche Kunden erkennen die Herkunft eines Sofas oder Sessels erst, „wenn sie aufs Preisschild schauen und überrascht sind, weil sie dort einen höheren Betrag vermutet“ hätten, sagt Pasek, bevor er sich wieder dem ramponierten Ohrensessel in seiner Werkstatt zuwendet. Auch dieser wird am Ende des Aufbereitungsprozesses ein Blumenkleid tragen