MosaikRiesiges Kunstwerk überklebt
- Architekt Wilhelm Koep hatte Haus in Kleingedankstraße gestaltet - Neuer Eigentümer
Neustadt-Süd – . Der graue Putz wirkt noch recht frisch. Er trocknet hinter einem Gerüst an der Hauswand der Kleingedankstraße 11. Unter ihm lugen Dämmplatten hervor. Der Gedanke daran, auf welchem Untergrund diese wiederum befestigt wurden, betrübt Martin von Bongart jedes Mal, wenn er an dem Wohnhaus vorbei geht.
"Hier sah man früher ein einmaliges Mosaik, das sich über die gesamte Fassade erstreckte", sagt der Silberschmied, der in der Südstadt aufgewachsen ist. Er kennt die Geschichte des Hauses gut. Im Bachem-Verlag ist ein Buch von ihm über das Viertel rund um die Kirche Sankt Paul erschienen. Das Haus in der Kleingedankstraße gehörte bis vor kurzem der Tochter des Kölner Architekten Wilhelm Koep (1904-1999), der unter anderem an den Bauten der 4711-Gruppe großen Anteil hatte und den Wiederaufbau des Domhotels nach dem Krieg leitete. Von Bongart hat Koep und seine Frau persönlich gekannt. Das Ehepaar engagierte sich in der Gemeinde. Besonders ihn habe er "als freundlichen großzügigen Menschen" in Erinnerung. Sein Wohnhaus, in dem er auch sein Büro einrichtete, erwarb Koep 1953. Anschließend gestaltete er das Haus nach seinen Vorstellungen um. Das Mosaik bezeichnet von Bongart, der selbst beruflich an Restaurierungen beteiligt ist, als "ungewöhnlich und sehr kunstvoll".
Bei genauem Hinsehen seien Symbole wie Winkel, Dreieck, Lot, ein Elektrizitätssymbol, aber auch Gesichter zu erkennen gewesen. "Heute wäre so etwas sicher unbezahlbar", sagt von Bongart. Sicher war es ein Blickfang für alle, die es auf dem Weg zum Volksgarten passierten. Der Käufer und Investor, eine Kölner Immobilienfirma, wollte sich auf Anfrage nicht äußern. Der Umbau des Hauses begann im vorigen Sommer. Im Dezember bemerkte von Bongart dann, dass das Mosaik überklebt worden war. Die frühere Stadtkonservatorin Hiltrud Kier bedauert das Verschwinden des Kunstwerks ebenfalls. Von Bongart hatte sie angeschrieben und auf den Umbau aufmerksam gemacht. Doch das Haus stehe nicht unter Denkmalschutz, teilt sie ihm mit. In ihre Zeit sei eine Bemühung gefallen, erhaltenswerte Bauten aus den 1950er Jahren in die Denkmalschutzliste aufzunehmen. Leider sei das nur selten umgesetzt worden.

Martin von Bongart vor dem Haus in der Kleingedankstraße (l.). Auf der Fassade prangte bis vor kurzem ein Mosaik.
Copyright: Philipp Haaser
Koeps Tochter Liane Ludat ist in der Stadtvilla aufgewachsen. "Mein Vater hatte viele Ideen", sagt sie. Auch sie bedauere den Umgang des Käufers mit dem Mosaik: "Ich konnte das leider nicht verhindern", sagt sie. Sie habe allerdings bemerkt, dass sich immer wieder Steine aus dem Kunstwerk gelöst hatten. Eine Restaurierung wäre wohl nötig gewesen. Von Bongart klagt über das allgemeine Gewinnstreben der Investoren. Es sei "besorgniserregend, dass ein Viertel seinen Charakter, seine Besonderheiten und wichtigen Blickfänge" nach und nach verliere.

Martin von Bongart vor dem Haus in der Kleingedankstraße (l.). Auf der Fassade prangte bis vor kurzem ein Mosaik.
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