MottowocheAbiturienten distanzieren sich

Motto „Harry Potter“: Sam Takhsha, Yee-Sol Chang, Heiko Blödorn, Rekea Herrmann und Lucas Kunz (v.l.) wollen friedlich feiern.
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Köln – Die Provokationen gehen weiter. Auch in der Nacht zum Freitag haben angehende Abiturienten für Ärger gesorgt: Am Gymnasium Rodenkirchen beschmierten Unbekannte geparkte Autos mit einem klebrigen Gemisch aus Mehl und Wasser. In der Nacht zuvor erwischte die Polizei vier Schüler des Humboldt-Gymnasiums, die über den Zaun der Königin-Luise-Schule geklettert waren und Transparente aufhängen wollten. Gegen sie wird wegen Hausfriedensbruchs ermittelt. Lehrer und Direktoren fürchten eine Eskalation der gegenseitigen Provokationen spätestens in der Abi-Mottowoche, die am Montag beginnt.
Es geht auch anders
Dabei geht es auch anders: An mehreren Innenstadtgymnasien formiert sich unter den Schülern ein friedlicher Widerstand gegen aggressive Aktionen. Der Abi-Jahrgang des Gymnasiums Rodenkirchen hat ein Plakat entworfen mit der Ankündigung, während der Mottowoche keine andere Schule aufzusuchen – unterschrieben von fast hundert Schülern. „So etwas wie letztes Jahr darf sich auf keinen Fall wiederholen“, sagt die 17-jährige Leonie el Khafif.
Voriges Jahr waren Auseinandersetzungen zwischen Schülern verschiedener Innenstadt-Gymnasien in einen Polizeieinsatz mit Verletzten ausgeartet. „Wir wollen keinen Kampf zwischen Schulen“, sagt el Khafif. „Wir wollen eine friedliche Mottowoche mit lustigen Aktionen, mit gemeinsamem Grillen oder auch mal einer Wasserschlacht.“ Darin sei sich der Jahrgang einig – bis auf Einzelne. „Und ich finde es schade, wenn durch Aktionen dieser Einzelnen der falsche Gesamteindruck entsteht, dass alle Gymnasiasten sich daneben benehmen.“
Ein großes Thema am Rodenkirchener Gymnasium sei zurzeit das Video, das Schüler des Humboldt-Gymnasiums („Kölsch Kraat Kommando“, kurz KKK) am Mittwoch ins Internet gestellt haben. Der Fünf-Minuten-Clip, der mit einem gigantischen Feuerwerk aus Pyrotechnik endet, kann auf Außenstehende martialisch und provozierend wirken – auf die Masse der Kölner Abiturienten aber offenbar nicht. „Wir lächeln eher darüber“, sagt el Khafif. „Wir wissen, dass der Film auch ironisch gemeint ist. Die haben sich damit viel Mühe gegeben. Es hätte nur eben auch deutlich rüberkommen sollen, dass sie keine Gewalt wollen, so wie sie das ja auch auf Facebook schreiben“, findet die 17-Jährige. Dort äußert das KKK den Wunsch nach einer „friedlichen Mottowoche“.
Banner mit Beleidigungen und Drohungen
Genau das wünschen sich die Schüler des Gymnasiums Kreuzgasse. „Wir wollen uns nicht mit anderen Schulen bekriegen, sondern unser Abi feiern“, sagt Schülervertreter Lucas Kunz. „Es geht doch bei der Mottowoche darum, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken“, fügt die stellvertretende Schülersprecherin Yee-Sol Chang hinzu. Donnerstagmorgen war das Schulgelände mit KKK-Aufklebern übersät, an der Fassade hingen Banner mit Beleidigungen und Drohungen.
Der Abi-Jahrgang des Gymnasiums Kreuzgasse hat die Mottowoche inoffiziell um zwei Tage vorgezogen – auch eine Maßnahme, um möglichen Krawallen vorzubeugen. Am Freitag kamen die angehenden Abiturienten in „Harry Potter“-Kostümen in die Schule. In der kommenden Woche bauen sie für die jüngeren Schüler eine Hüpfburg auf und planen eine gemeinsame Radtour. „Die Mottowoche ist eine Aktion für die eigene Schülerschaft und nicht gegen andere Schulen“, sagt Stufensprecher Sam Takhsha. „Es ist traurig, dass durch Aktionen einzelner Krawallmacher das Image aller Abiturienten leidet.“