Bibel op KölschDie frohe Botschaft als Büttenrede

Jakob Boch hat Teile der Bibel ins Kölsche übersetzt.
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Mülheim – „Moses un Aaron jingkten op der Berg erop. Us ne dichte Wolk hät Jott gesaat: »Nur ich ben dinge Jott. Do solls nur mich un keine andere Jott han«.“
Für Jakob Boch gibt es keinen Grund für einen traurigen Gottesdienst. Der 84-Jährige sitzt auf seiner Terrasse in der Bruder-Klaus-Siedlung und erzählt von seinen Leidenschaften: Die Kölsche Sproch und die Kirche. Immer wieder verfällt er vom Hochdeutschen in den Dialekt, den er ebenso mit der Muttermilch aufgesogen hat wie den katholischen Glauben: „Meine Mutter war eine sehr fromme Frau, an und für sich sind wir das alle gewesen.“ Vier Geschwister hatte Boch, der im Agnesviertel aufgewachsen ist. Mittlerweile sind sie alle tot.
„»Do solls dir kein Bild mole oder en Fijur mache un dich doför op de Nas läje un anbedde.Do solls de Name vun Jott nit bruche, nit zum Schänge, un nit bei Jeschäfte oder Halunkereie«.“
Bochs kölsche Bibelübersetzung, die vielmehr eine kreative Bibelübertragung ist, klingt in großen Teilen nach Büttenrede. Das ist durchaus gewollt: Die Verse, die der gelernte Modellschreiner nach der bekannten Vorlage schmiedete und die er kürzlich als Buch veröffentlichte, waren Vorlagen für die kölschen Messen in der Bruder-Klaus-Siedlung. 1998 führte Boch die Gottesdienste dort ein, seitdem liefert „Bochse Köbes“ das Material dazu. Seine Texte verschmelzen Kirche und Karneval dem Anlass entsprechend auf volksnahe Art. „Es wird die frohe Botschaft verkündet, das muss man an den Gesichtern erkennen“, sagt Boch: „Man kann fromm schmunzele.
“„»Do solls de Sonndach ne sonndach sin loße. Dat es de Dach vum Här, an dem keiner darf arbeide«.“
Boch hat für die Messe immer gereimt. „Damit die Kinder das besser lesen können.“
Das Kinder-Dreigestirn der Siedlung spricht regelmäßig seine Texte, aber auch das große Dreigestirn. Die Rümcher (Reime) schüttelt Boch jedoch nicht unbedingt aus dem Ärmel: „Da bin ich mitunter kräftig am jongulieren“, sagt er. Seine Eltern sprachen immer Kölsch, es allerdings auch zu schreiben, fiel Boch lange Zeit schwer. „Das habe ich mir selbst beigebracht“, sagt er – mit Hilfe des Kölschlexikons.
„»Do solls jot sin zo dinger Eldere, se ihre un dich met inne verdrage.Do solls keine kapot mache, weder singe Liev noch sing Siel.Do solls et met der Treu jenau nemme un kein Fisternöllche han. Do solls nit kläue«.“
Ausgewählte Stücke
In der „Bibel op Kölsch“ sind ausgewählte Stücke des Ersten und Zweiten Testaments zu finden – gereimt und ungereimt.
Nicht alle Bibelstellen hat Boch bearbeitet. Die Makkabäerbücher zum Beispiel hat er größtenteils außen vor gelassen: „Da geht es nur um Krieg, Mord und Totschlag.“ Durch seine Textarbeit hat Boch, der elffache Großvater und dreifache Urgroßvater, viel gelernt.
Aber auch neue Frage stellen sich ihm. „Wovon haben die Apostel gelebt, wer hat für die gekocht? Da müssen Frauen gewesen sein, darüber wird in der Bibel aber nichts geschrieben.“ Aktuell arbeitet Boch an einer lückenlosen Übersetzung des Matthäus-Evangeliums. Sicher werden dabei neue Fragen auftauchen.
„»Do solls nit leje, dich nit hinger Usrede versteche un och nit schläch üvver andere schwade.Do solls nit versöke, dat, wat andere jehöt, dir unger de Näl zo rieße«.(Auszug aus De Zehn Jebote, Ex 20, 1-21)
Die „Bibel op Kölsch“ ist bei „Books on Demand“ erschienen, ISBN: 978-3-7322-3764-7