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Essensausgabe in Köln-MülheimFlüchtlinge gehen zur Tafel

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Bei der Tafel können Bedürftige sich kostenlos mit Lebensmitteln versorgen.

Mülheim – Mit leeren Plastiktüten stehen Frauen, Männer und Kinder vor der Essensausgabe im Mülheimer Bürgerhaus Mütze. Sie warten auf kostenlose Lebensmittel. Viele von ihnen sind erst seit wenigen Wochen in Deutschland, andere schon seit ein paar Monaten. Jeden Monat sind es mehr und mehr Flüchtlinge, die das Angebot nutzen, das ehrenamtliche Helfer in Kooperation mit dem Verein Kölner Tafel organisieren. „Wir bemerken deutlich, dass die Zahl der Asylbewerber, die zu uns kommen, steigt“, sagt Bereichsleiter Hans Leiseifer. Sie versorgen sich mit Waren, bei denen das Ablaufdatum kurz bevor steht oder mit Saisonware, die nur zu Weihnachten und Ostern in den Geschäften angeboten wird.

Eigentlich sollen die Lebensmittel nur Mülheimer erhalten, aber Leiseifer sieht das nicht so eng. „Die Flüchtlinge kommen oft aus dem Linksrheinischen, aber wir schicken niemanden weg“, sagt er. Es habe ihn zunächst überrascht, dass viele Bewohner der städtischen Notunterkunft an der Neuehrenfelder Herkulesstraße in das Bürgerhaus Mütze kommen. Die 650 Menschen, die dort leben, werden von einem Catering-Unternehmen mit Essen versorgt, da das ehemalige Bürogebäude nicht über Gemeinschaftsküchen verfügt, weshalb die Flüchtlinge dort nicht selbst kochen können und dürfen. Betreut wird die Einrichtung vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). „Die Versorgung in der Herkulesstraße ist offenbar nicht besonders gut“, sagt Leiseifer. Anders könne er sich den Andrang bei seiner Essensausgabe in Mülheim nicht erklären.

Bewohner der Massenunterkunft beklagen sich regelmäßig über das angebotene Essen, weil es nicht gut und nicht ausgewogen sei. Vor allem Familien mit Kindern berichten, dass es schwierig sei, sich monatelang so zu ernähren. Die Stadt weist Vorwürfe dieser Art zurück und verweist darauf, dass die Versorgung völlig in Ordnung sei. Eine institutionelle Prüfung der Essensqualität gebe es allerdings nicht, so Josef Ludwig, stellvertretender Leiter des Wohnungsamtes. „Die Sozialarbeiter vor Ort haben das aber im Blick“, sagt er. Außerdem vertraue er den Mitarbeitern des DRK, die für die Essensausgabe zuständig seien.

Abgesehen von den Bewohnern der Notunterkünfte in der Herkulesstraße und der Vorgebirgstraße kochen die Flüchtlinge in Köln ihr Essen eigenständig. Das geschehe entweder in Gemeinschaftsküchen oder eigenen Küchen, sagt Ludwig. Ein Erwachsener erhält pro Monat 128,46 Euro für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke.

Die Tafel beliefert fünf Flüchtlingsunterkünfte kostenlos mit Lebensmitteln. „Darauf können die Bewohner freiwillig zugreifen“, sagt Ludwig. Es handele sich jedoch nicht um einen Ersatz für das Geld, das ihnen gesetzlich zusteht, sondern um eine zusätzliche Unterstützung. „Mehr als fünf Wohnheime können wir aktuell nicht beliefern, weil wir dafür nicht genug Lebensmittel haben“, sagt Tafel-Vorstand Karin Fürhaupter. Eine sechste Flüchtlingsunterkunft stehe bereits auf der Warteliste.