Frauenklinik HolweideDer Retter der Allerkleinsten

Dion, Luisa und Diego (v.l.) sind die letzten Drillinge, denen Professor Friedrich Wolff vor seinem Ruhestand zur Geburt verhalf.
Copyright: Jörn Neumann Lizenz
Holweide – Ganz ruhig liegen die Drei in seinen Armen; Dion, Luisa und Diego Berdud, erst wenige Tage alt. Und ja, er sei gerührt, gibt Professor Friedrich Wolff zu: „Es sind die letzten Drillinge, bei deren Geburt ich geholfen habe. Es ist schön, dass es ihnen so gut geht. Das ist bei Mehrlingen nicht selbstverständlich.“ Am 30. September endet eine Ära in der Frauenklinik im Städtischen Krankenhaus Holweide, Wolff geht nach 24 Jahren als Chefarzt in den Ruhestand.
Der 66-jährige lässt damit einen Bereich seines Berufslebens hinter sich, der ihm besonders am Herzen lag und damit der Klinik auch überregional einen herausragenden Ruf verschaffte: die Geburtshilfe. „Es war immer sehr befriedigend, schwierige Geburtssituationen doch glücklich meistern zu können“, sagt Wolff. Von den rund 70000 kleinen Kölnern, die in Holweide während seiner Tätigkeit zur Welt kamen, hat er rund 10000 Säuglingen selbst beigestanden. Und deren Müttern alles zukommen lassen, was ihrer Genesung diente.
Wolff schaffte Arbeitsstrukturen, die der Klinik heute zugute kommen. Er eröffnete in Köln das erste Perinatalzentrum zur Versorgung von Frühgeburten und Neugeborenen. „Diese Sicherheit für Gebärende, zur Not alles, sowohl Spezialisten als auch OP-Räume und Intensiv-Betten an einem Ort zu haben, das hat unsere Geburtenzahlen hoch schnellen lassen.“
Von Beginn an trieb der engagierte Mann die Spezialisierung voran: ein Institut für präventive Medizin, ein zertifiziertes Brustkrebszentrum, ein zertifiziertes Kontinenz-Zentrum und ein Onkologisches Zentrum, das kurz vor der Ernennung als zertifiziertes Zentrum steht, gehen auf seine Initiative zurück. „Gerade weil die Klinik sich so spezialisiert hat, ist sie jetzt auch nicht vom angekündigten Bettenabbau in den Frauenkliniken betroffen“, freut er sich.
Der hohe Qualitätsstandard brachte es jedoch auch mit sich, dass Geburtshilfe für ihn zum „24-Stunden-Job“ geworden sei, sagt er. Aus ganz Deutschland kamen Frauen, die Risikogeburten erwarteten. Und Frühgeburten. Insgesamt 6000 Kinder hatten ein Geburtsgewicht unter 1500 Gramm. „Das geringste Gewicht lag bei 350 Gramm. Das ist schon kritisch.“ Auch eines von den Drilligen auf seinem Arm soll noch 2000 Gramm erreichen, bevor es entlassen werden kann. Viele dieser dankbaren, einstigen Risiko-Kinder hielten Kontakt zu ihm: „Besonders zu Weihnachten bekomme ich einen Berg an Post.“
Die Nachfolge als Chefarzt der Frauenklinik der Städtischen Kliniken Holweide tritt Professor Werner Neuhaus zum 1. Oktober an. Der 56-Jährige ist gebürtiger Kölner. Er war zuletzt seit 2005 Chefarzt der Frauenklinik für Geburtshilfe und Gynäkologie im Bethesda-Krankenhaus in Duisburg. Professor Wolff kennt Neuhaus aus seiner Zeit als Oberarzt an der Kölner Uni-Frauenklinik, sein Nachfolger war dort damals Assistenzarzt. Neuhaus ist verheiratet und hat drei Kinder. (kb)
Mit dem enormen Stress der vielen Einsatz-Nächte wird ab 1. Oktober Schluss sein. Eine Erleichterung. Eine weitere: „Der Abschied vom großen bürokratischen Aufwand.“ Was er jedoch geschätzt habe, sei die harmonische Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern: „Es war immer sehr familiär.“
Und weil Wolff nicht der Mann ist, der sein Engagement plötzlich von 100 auf Null herunterfahren kann, bietet er künftig Privatpatientinnen in der Pan-Klinik am Neumarkt eine Praxis für Präventive Gynäkologie an. Und er ist weiter in bundesweiten Gremien und Gesellschaften tätig.
Dann gibt es seit Kurzem noch Franziska. Seine erste kleine Enkelin. „Meine Frau hat sich fast noch mehr gefreut als ich“, lacht er. „Das ist jetzt noch mal ein neuer Abschnitt in unserem Leben.“